Sonnenaufgangstour auf den Kramer 1985m

Nach einer kurzen und wunderschönen Zeit im Wettersteingebirge heißt es heute wieder morgens zurück nach Hause. Da wir bisher hauptsächlich herum gegondelt waren, musste ich einfach nochmal auf einen richtigen Gipfel. Bei angestrebter Busabfahrt um 7:30 Uhr, 4h angegebener Aufstiegszeit und nach einer gerade erst überwundenen Coronaerkrankung, war das keineswegs ein erfolgversprechendes Ziel. Meine Chancen erhöhe ich zumindest etwas durch einen sehr frühen Aufbruch um 2:45 Uhr am Zeltplatz am Abzweig Schmölz.

Zuerst muss ich kurz am Rande einer Landstraße den nahen Parkplatz (Herrgottschrofen) und die Brücke über die Loisach finden. Im langsamen Laufschritt spurte ich dahinter aufwärts, wobei es zunächst noch nicht so steil ist. Die richtigen Abzweiger in der Dunkelheit zu finden gelingt mir zum Glück auf Anhieb. Der Weg über das Gelbe Gwänd klingt am interessantesten. Vermutlich ist dieser ganze Weg viel zu schön, um ihn in Dunkelheit unter Zeitdruck zu gehen. Bald passiere ich auch steilere und sogar ein wenig ausgesetzte Stellen (im Sinne von Wandernden) mit kurzem Drahtseil. Dahinter geht es steil weiter, der Bergwald lichtet sich und verläuft im Rechtsbogen hinauf zur Stepbergalm, die man schließlich von Westen her erreicht.

Da ich mich sehr wohl fühle und sehr gut in der Zeit liege, gehe ich direkt weiter vor der Hütte rechts den Wiesenhang hinauf. Zunächst sehe ich gar keine Wegtrasse, aber es muss der richtige Hang sein. Kurze Zeit später treffe ich auf den Kramersteig und gelangen ziemlich zügig aufwärts. Birkhühner rufen durch die Morgenstille. Die 1. Kammerhebung (Stepberg) wird auf der Route südlich unbemerkt umgangen. Dahinter gibt es einen Abstecher direkt auf den Grat, den ich selbstverständlich wähle. Leider endet der kaum 100m dahinter an einem kleinen Abbruch, der mir jetzt klar zu stressig zum Abklettern wäre. Also zurück wieder auf den Weg.

Zum Schluss führt der Weg nochmal ziemlich steil durch eine Runse und felsig im letzten Abschnitt zum nahen Gipfelkreuz. 5:08 Uhr.
Durch den Abstecher verlor ich beim Suchen einer einfachen Abkletterstelle etwa 15min. Und auch jetzt am Gipfel habe ich meine Pause angesichts der aufgehenden Sonne etwas zu ausgiebig zelebriert. 3h bis Garmisch steht an der Markierung. Die Zeit zu halbieren, kann ich in meinem Zustand aktuell vergessen. Was soll's, notfalls fährt auch noch eine Stunde später etwas.

Innerhalb einer halben Stunde passiere ich wieder die Stepbergalm, wo die weichen Wiesen zum direkten Ablaufen einladen. Durch den Genuss verpasse ich es, links gleich direkt auf die Abstiegsroute zu zuhalten. Möchte nämlich lieber den Kreuzweg nehmen, weil der leichter und flacher sein sollte. Leider ist der bei meinem Ausgangspunkt auch deutlich länger, weshalb ich später den geplanten Bus nicht erreichen werde. Dennoch genieße ich den flotten Abstieg etwas trotz nun schmerzender Oberschenkel. Um 7:30 Uhr trudel ich unten am Campingplatz wieder ein und schaue zurück hinauf, wo ich 2h zuvor den Abstieg begann.

Die Stille der Ammergauer wäre heute sicher auch in den meisten anderen Gebietsteilen zu genießen gewesen - um diese Zeit. Dennoch war dieser Gipfel der nächstgelegene vom Zeltplatz aus und außerdem habe ich mir schon zigmal vorgenommen, dort hinauf zu gehen und bin dann noch immer wieder ins Estergebirge oder das Wetterstein gegangen.