Arête du Raimeux - Pflichtprogramm


Publiziert von Bergmax , 10. Mai 2023 um 22:14.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Jura
Tour Datum:21 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:Moutier - Grateinstieg - am Grat bis zur Abseilstelle - meist neben dem Grat weiter hoch bis ca. 1140 m - Les Maisonnettes - Moutier
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug nach Moutier (IC-Halt); Marsch entlang der Straße zum Grateinstieg leider unvermeidlich
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Platte ohne Probleme...

Trotz jeder Menge Tourenberichte und Fotos bin ich mir unsicher, wie schwierig die Grande Arête in Natura sein würde. Je nach Blickwinkel präsentieren sich viele Stellen - die Einstiegsplatte ganz besonders - irgendwo zwischen lässig leicht und heftig hart. Als Vorgeschmack für die Alpensaison kann ein Versuch an diesem berühmten Alpinwandergrat sicher nicht schaden...

Die Fahrt im IC von Basel nach Moutier ist angenehm. Eine ruhige Strecke abseits der großen Routen und gar nicht voll oder hektisch. Etwas weniger angenehm fühlt sich dann freilich der Straßenhatscher zum Grateinstieg am Nordrand der Gorges de Moutier an. Ich habe absolut keine Probleme, das Einstiegsband zu finden. Schließlich stolpert man fast drüber, indem man einfach dem steilen Pfad südlich der Grande Arête für 40 steile Höhenmeter aufwärts folgt.

Die Platte ist trocken und griffig. Von Kletterei kann man kaum sprechen, wenn man das schräge Band bis zum Grat benutzt. Und so habe ich die erste Schlüsselstelle schon nach drei Minuten hinter mir. Wars das schon?

Zum Glück nicht. Nun geht es längere Zeit in Ier-Kraxelei aufwärts. So nach einhundert Höhenmetern (nach der markanten Verschneidung) bildet der Grat eine deutliche Kante. In diesem Bereich darf dann doch etwas kräftiger zugepackt werden. Egal ob an der Kante oder südlich daneben - einige kurze IIer-Stellen lassen sich nicht sinnvoll umgehen. Meiner Meinung nach vielleicht die Schlüsselstelle von den zwingenden Passagen. Jedoch ist der Fels relativ stabil und das Gelände nicht allzu exponiert. Macht Spaß.

Auf knapp 750 Metern Höhe macht die Grande Arête einen markanten Knick von steil ansteigend zu fast horizontal. Ab jetzt gibt es einige benannte Wändchen und Türmchen mit kurzen, aber anspruchsvollen Direktaufstiegen. Der Alpinwanderer umgeht sie und bleibt so (enttäuschend) oft im Gehgelände. Witzig ist des zylinderförmige Messgerät auf einem der Aufschwünge. "Ah, eine Box fürs Gipfelbuch" denke ich und drehe daran herum. "Geht ja gar nicht auf?" - "Da ist doch was eingraviert...?!" -  "Nicht berühren!" - "Ups, also doch kein Gipfelbuch." so meine Gedanken dazu. 
Später komme ich noch an einer weiteren Box vorbei, die aber nur einigen, inzwischen womöglich historisch wertvollen Abfall enthält. Unterwegs sorgt eine IIer-Stelle für Abwechslung.
Kurz vor dem markanten Türmchen mit der berühmten Abseilstelle wäre vermutlich ein seilfreier Abstieg nach Norden möglich (T4 bis T5?).  Der Aufstieg auf das Türmchen sieht anspruchsvoll aus, ist es aber nicht (bloß I). Oben kann man bequem sitzen und rasten und dann das Abseilzeug herrichten. Die Abseile ist unübersehbar und bequem.

Ich stelle mich dann tatsächlich so blöd an, dass sich das (eigentlich zu dünne) Seil an der Abseilacht verklemmt - wusste bisher gar nicht, dass das geht. Also kurz wieder hoch und nochmal probieren. Funktioniert. Ok, wenn das woanders passiert wäre, hätte es problematischer sein können. Wer kein Seil dabei hat, könnte auch mehr südseitig abklettern, aber Vorsicht - dann sehr ausgesetzt!

Den unmittelbar folgenden und ebenso berühmten Aufschwung mit den Eisenstiften lasse ich sein. Hier würde ich mich mit einem Klettersteigset wohler fühlen, aber an den Stiften nutzt es nicht viel.
Also benutze ich den einfachen Pfad nördlich der Grathöhe. Der Aufstieg zieht sich in die Länge, denn bis zum Gratende fehlen noch etlich Höhen- und Streckenmeter. Bald kann man an den Grat zurück, der allerdings zunehmend zerklüftet ist. Ehrlich gesagt empfinde ich dieses Hin und Her nach dem Motto umgehen - an den Grat - kraxeln - vor einem Spalt stehen - wieder runter - neben dem Grat weiter -  Steilwand umgehen - hochkraxeln - ... als mühsam und nicht besonders lohnend.
Den letzten längeren Aufschwung zu P. 1066 (T4) nehme ich dann aber wieder mit. Ein hübscher Abschluss. Danach geht es nochmals für ca. 70 Höhenmeter bergan, bevor der markierte Wanderweg erreicht ist.

Inzwischen hat sich das Wetter von einigermaßen gut in Richtung ziemlich mies verändert. Also fällt es mit leicht, auf den (ansonsten naheliegenden) Abstecher zum Gipfel des Raimeux zu verzichten. Schon nach wenigen Minuten fängt es an zu regnen - leider nicht nur so ein Getröpfel, sondern ein richtiger Guss. Besonders eklig ists rund um P. 1080, wo der Regen direkt in den noch vorhandenen Schneematsch reinpisst. So macht das Wandern keine Spaß! Später beruhigt sich das Ganze wieder etwas, sodass der interessante Wegabschnitt zwischen P. 905 und den ersten Häusern von Moutier wieder einigermaßen angenehm zu begehen ist. Dort gibt es ein paar hübsche Aussichtspunkte mit Tiefblick.

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Moutier Bahnhof - Parkplatz am Grateinstieg: 20 min; T1, unschön!
Grande Arête bis nach der Abseilstelle: 1 h 15 min; max. T5 und ein paar Stellen II, paar Meter Abseilen
neben und auf dem oberen Teil der Grande Arête: 45 min; max. T4
Rückweg via P. 1080 und P. 905 zum Bahnhof Moutier: 1 h 10 min; max. T2

Fazit - super Filetstück mit zähen Beilagen

Tourengänger: Bergmax


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