Üssere Fisistock 2947m

Der Fisistock steht seit Wochen zuoberst auf meiner Wunschliste. Aber das Wetter wollte nie richtig passen. Ich sah bereits die Felle davon schwimmen für diese Saison. Schön, dass es nach dem späten Wintereinbruch doch noch geklappt hat. Und erst noch mit Beteiligung von Schneeschuhturbo und Fisistock-Habitué Zaza.  

Im Winter fällt der Berg eher in die Kategorie Liebhabertour. Oder welcher halbwegs normale Tourengänger trägt die Ski schon freiwillig 500-700Hm? Der Lohn für die anfängliche Plackerei: garantierte Einsamkeit und ab Fisialp herrliches Skigelände, vom intimen Blick in die Balmhorn Nordwand ganz zu schweigen.

Um sieben Uhr geht's los vom hinteren Parkplatz des Waldhotels Doldenhorn. Es folgt ein gemütlicher Waldaufstieg dem Wanderweg entlang, Einstimmen auf die Sommersaison sozusagen. Das geht bequemer in Turnschuhen, welche ich dann beim Bänkli auf ca. 1670m deponiere. Etwas mühselige Schneestapferei später erfolgt der Wechsel auf Ski. Zaza ist mir zu diesem Zeitpunkt bereits enteilt, sein Gerät eignet sich definitiv besser für den engen und/oder steilen Abschnitt zur Fisialp hoch. Immerhin, die potentiell heikle Querung (Absturzgefahr) weist perfekte Verhältnisse auf: die Steigeisen bleiben im Sack, ausser dem Ausstieg absolviere ich alles mit Ski, nicht mal die Harscheisen gelangen zum Einsatz.

Oben auf der Fisialp erreicht man eine neue Welt. Spätestens hier begreift jeder, weshalb der Fisistock eine lohnende Skitour abgibt. Auf bestens verfirnter Unterlage queren wir zum Einstieg ins Brünnlital, wo kurz gegen 40° erreicht werden. Der Neuschnee der letzten Tage wurde hier noch nicht umgewandelt, was recht anstrengende Spurarbeit bedeutet. Und schon wieder ist der fitte Mittfünfziger (fast) über alle Berge. Wo ist nur meine Form geblieben!? In der Schlüsselstelle, dem Schrägaufstieg über den gut 40° steilen, lawinenexponierten Felsgürtel unterhalb vom Fisipass, können die Ski ihre Stärke ausspielen und ich mache etwas Boden gut. Den gutmütigen Schlusshang zum Üssere Fisistock (2947m) spuren wir dann - wie es sich gehört - gemeinsam hoch. Gemäss Zaza lag hier um diese Jahreszeit noch nie so viel Schnee, später Wintereinbruch sei Dank. So gelange ich mit den Ski bis wenige Meter vors Gipfelkreuz. Gleich dahinter bricht die Nordwand senkrecht ab, man widerstehe also dem verführerischen Wechtenbalkon...

Das Gipfelpanorama mag zu gefallen: Tiefblick auf Kandertal und Oeschinensee, unmittelbar benachbart das gar nicht kleine Kleindoldenhorn. Aber überstrahlt wird alles durch die mächtige Nordflanke des Balmhorns, eine Skitour für Kenner (und Könner!). Etwas plaudern, etwas snacken, dann macht sich Zaza auf die flotten Sohlen. Bewaffnet mit Skiern kann ich noch etwas rumtrödeln: Endlich liegt der Vorteil auf meiner Seite, HAHAAA! Im Steilhang unter dem Fisipass findet sich noch schöner Pulver, anschliessend wird die Unterlage knuspriger und die Spur eckiger... Für schönen Firn hätten wir wohl weitere zwei Stunden auf dem Gipfel verhocken brauchen. Die ausgesetzte Querung unterhalb der Fisialp kann ich auch im Abstieg problemlos (sprich rutschend) absolvieren, bald ist hier jedoch Feierabend mit Schnee. Stören wird das nicht, die richtige Skitour beginnt an diesem Berg ohnehin erst auf 1950m. Beim Bänkli wechsle ich zurück ins Sommertenü und warte auf Zaza. Nach zehn Minuten hat mich der Knabe bereits wieder eingeholt - wie macht er das nur? 

Eine Wanderung später erwartet uns unten in Kandersteg bestes T-Shirt-Wetter. Ach, ich liebe diesen Moment an Frühlingsskitouren. So lassen wir die gelungene Unternehmung auf einer Sonnenterrasse gemütlich ausklingen.