Salbitschijen über den Südgrat


Publiziert von Delta Pro , 28. Oktober 2009 um 20:48.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 1 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 5a (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1890 m

Mit Speed auf den König der Granitzacken - Salbitschijen
 
Wer kennt sie nicht, die unzähligen Felszacken des Salbitschijens, König des Urnerlandes? Als wir uns vor nun immerhin schon 13 Jahren erstmals mit Bergsteigen und Klettern auseinandergesetzt haben, war uns der Salbitschijen, das Bild der Gipfelnadel und die langen Kletterrouten, schon ein Begriff, oder, sagen wir, ein Traum. Da ich während dem ganzen letzten Jahrzehnt nie zum Sportkletterer mutiert bin, blieb der Salbitschijen ein Traum. Mehr durch Zufall als Planung ging dieser im Oktober 2009 in Erfüllung.
 
Der Südgrat auf den Salbitschijen ist – so sagt es der „Volksmund“ – die „schönste Granit-Gratkletterei der Alpen“. Das sind grosse Worte, doch sie sind in der Tat nicht unzutreffend. Der Südgrat ist ein langer, jedoch für den einigermassen versierten Kletterer ein gut machbarer und auf jeden Fall unvergesslicher Aufstieg auf den Gipfel des Salbitschijens. Neben dem Normalweg (Abstiegsroute, auch für Wanderer durchaus eine interessante Option), ist der Südgrat wahrscheinlich die einfachste Klettertour, die in den Gipfelbereich führt. Die anspruchsvolleren Optionen wie der Westgrat (Kletterzeit 12-14h!, bis 6b) oder über die Zwillingstürme wollen gut geplant sein.
Die für den Südgrat angegebene Kletterzeit von 5-7 Stunden ist bei zügigem Steigen gut zu unterbieten. Wir benötigten nur etwas mehr als 3h für die ca. 15(?) Seillängen, gönnten uns aber dabei keine Ruhephasen. Die Schwierigkeiten liegen durchgehend im oberen IV. und unteren V. Grad. Eine kurze Stelle VI kann entschärft werden. Die Hakenabstände sind besonders in den einfachen Seillängen teils beträchtlich, zusätzliche Sicherungsmittel können gute Dienste leisten. Die Wegfindung ist im oberen Teil des Grates nicht immer offensichtlich und benötigt etwas Gespür.
 
Start um 8 Uhr an der Göscheneralpstrasse. Ohne Ambitionen marschieren wir gemütlich zur Salbithütte hinauf, immerhin gute 900 Höhenmeter. Beim Kaffee werden die Kletter-Pläne für den Nachmittag diskutiert. Was soll’s sein? Ein paar Seillängen an den Gemsplanggen, oder? Eine kurze Überschlagsrechnung ergibt, dass wir es bei schnellem Gehen vor der Dunkelheit noch über den Südgrat auf den Gipfel und wieder zurück schaffen könnten. Und dann geht’s rund: Im Eilmarsch wandern wir auf dem neuen blau-weissen Wanderweg gegen die Brücke, biegen vor dem Ausläufer des Südgrates nach rechts ab (Steinmännchen) und steigen durch die erdige Rinne (T5+ auf ca. 150Hm, Trittspuren, Ketten an der Schlüsselstelle) auf seine erste Verflachung. Nach wenigen Minuten erreicht man den Einstieg zum Südgrat-Route. Um halb 12 beginnen wir zu klettern.
Die ersten zwei SL (5a,4b) führen durch die plattige Flanke auf den Grat, dann folgt die Route fast durchgehend der Schneide. Einzelne Türme werden meist nahe ihrer Spitze links oder rechts umgangen. Die Kletterei ist fantastisch schön und folgt oft griffigen Risssystemen. Die Tiefblicke und die fragilen Zacken des Westgrates werden immer eindrücklicher. Die Wegfindung wird erst im oberen Teil etwas schwieriger. Auf einem ersten, markanten Turm muss ca. 20m abgeseilt werden; vom nächsten Turm, den man in zwei SL erreicht kann, man einfach absteigen (II). Der nächste Turm wird in der W-Flanke umgangen und man steigt unmittelbar hinter diesem zu den drei abschliessenden Längen ein, die durch die Gipfelwand führen.
Die Gipfelnadel sollte man auf keinen Fall verpassen! Welcher Gipfel hat schon eine solche Kulmination? Dafür kraxelt man durch grosse Blöcke (Markierungen) etwas durch die N-Flanke und kriecht unter einem gewaltigen Felsen hindurch. Die Gipfelnadel ist vom Einstieg her rund 10m hoch und weist, was ihre Ersteigung spannend macht, keine Zwischensicherungen auf (5a).
Der Abstieg ist vorbildlich markiert und steilere Stellen sind mit Fixseilen gesichert. Besonders im oberen Teil ist der Weg abwechslungsreich und interessant. Wir gaben uns noch etwas der „Sicherung“ der instabilen Felsflanke hin (mittels Ausräumen einiger loser Blöcke ;-) ) Unten führt der Weg durch eine lange, steile Geröllrinne. In einer guten Stunde vom Gipfel erreicht man die Hütte.
Salbitschijen über den Südgrat in insgesamt 7 Stunden aus dem Tal – das sind immerhin fast 2000 Höhenmeter Aufstieg, zusammen mit einer der längeren Gratklettereien des Urnerlandes. Auf jeden Fall war diese zügige Begehung ein absolut tolles Erlebnis!

Tourengänger: Delta


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