Stieregrat und Kaiseregg - noch einmal mit Ski...
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Nach einem ersten Versuch vor einem Jahr, als es nur zu einer ästhetisch wenig überzeugenden Abfahrtslinie durch die Stieregrat N-Flanke gereicht hatte, wollte ich es dieses Jahr besser machen und die Linie durch das N-Couloir begradigen. Als SLF Ende Woche für die Préalpes endlich grünes Licht gegeben hatte, stand einem zweiten Versuch nichts mehr im Wege. Der Zustieg auf gefrorener Unterlage und der Aufstieg in griffigem Trittschnee klappten zunächst zwar problemlos, angesichts der gnadenlosen Steil- und Ausgesetztheit kamen mir bei harten und im N-Couloir grasdurchsetzten Passagen jedoch erneut Zweifel, ob ich den Anforderungen einer Abfahrt gewachsen sein würde. Über die pulverige Gipfelrampe konnte ich dann noch "häppchläpp" beschwingt hinunterkurven, aber schon bei der Einfahrt ins N-Couloir war mein Sicherheitsgefühl auf einmal wie weggeblasen, indem es hier noch steiler wird, und der Grip abnahm, oder anders gesagt: weil ich ganz einfach zu wenig gut Ski fahren kann...Da ich auf einen nochmaligen Schlenker nach E und einen Abstieg mit Steigeisen keine Lust hatte, kehrte ich in meinen Aufstiegsspuren zum Gipfel zurück.
Hier musste ich mir etwas einfallen lassen: eine Abfahrt hinunter nach Walop und ein Wiederaufstieg über die SE-Flanke auf die Kaiseregg machte angesichts S-seitigem Mangel an Schnee, der zudem bereits aufgeweicht war, wenig Sinn, so dass ich die Lösung meines Dilemmas wohl oder übel im N suchen musste. Um nicht stehen zu bleiben, stieg ich, immer noch etwas ratlos und unschlüssig, über den aperen SW-Grat hinunter, gewahrte dann aber zu meiner Erleichterung schon bald ein zwar auf den ersten Blick unübersichtliches, dafür weniger steiles Labyrinth aus Rinnen und Rippen, das sich bis zum Erreichen des Sattels vor der höheren der beiden Hasensprungspitzen zudem schliesslich sogar als durchgehend fahrbar zu erweisen schien. Ich klickte mich wieder in meine Skis, querte auf griffigem Presspulver nach NW zu einer Rippe, und rutschte dieser entlang auf der anderen Seite sehr steil hinunter, bis ich nach NE in das darunter liegende NW-Couloir einfahren konnte, durch das ich ohne weitere Tricks zum Flankenfuss abfahren konnte. Auf griffigem Firn und Sulz ging es dann genussreich weiter nach NW Richtung Seelihus.
An der Kaiseregg bewegte ich mich wieder in vertrautem Terrain. Wie am Morgen benutzte ich für den Zustieg auf der immer noch harten Oberfläche die Harscheisen, und im NW-Couloir zum Metzgertrittenpass und am NE-Grat Pickel und Steigeisen. Während das noch im Schatten liegende N-Couloir genügend Schnee und gute Abfahrtsverhältnisse aufzuweisen schien, konnte ich vom Gipfel aus sehen, dass die meisten Anlagen der Kaisereggbahnen, die am Folgetag die Wintersaison mit einem Apéro beenden wollten, bereits geschlossen waren, und der aufgetaute Schwarzsee ungewohnt in frühlingshaftem Türkis heraufleuchtete. Nach einer ausgiebigen Pause testete ich das NW-Couloir, dessen zwar griffiger, aber harter Firn gut noch ein paar Sonnenstrahlen hätte vertragen können. Bei der Querung zum N-Couloir sah ich weiter unten einen Alleingänger mit aufgeschnallten Ski über die weitgehend apere NW-Flanke aufsteigen. Dafür waren die Verhältnisse im N-Couloir noch besser als erwartet, und auf oben drehfreudigem Presspulver und unten auf Premiumsulz gelangte ich mühelos zum Seelihus. Auf der inzwischen faulen Strasse, auf der es nur langsam, aber stetig weiter bergab ging, und wo ich noch einem freundlichen, vom Hohmattli zurückkehrenden Paar mit zwei lustigen Hunden, die mit mir um die Wette rannten, begegnete, näherte ich mich dem unvermeidlichen "Portage Point" oberhalb der Alp Schönenboden, von dem es aber zum Glück nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt beim Spitz war.
Stieregrat
Aufstieg N-Flanke: vom Spitz (1192m) auf der Alpstrasse oder bei genügend Schnee auf der Skiroute über Gantrischli (1323m) zur Alp Schönenboden (1322m) und weiter bis zur Kurve bei ca. 1380m. Nach SSE über Weide und Geröll Richtung Zieb zu einer markanten Rampe bei ca. 1760m (Einstieg) und noch mit Ski über diese hinauf bis zu ihrem oberen Ende bei ca. 1860m, 1h 30min, WS. Zu Fuss entweder W über Stufen und Bänder oder bei genügend Schnee E davon durch eine Rinne in eine breite Mulde, durch diese nach SE ansteigend auf eine Rippe, und über diese weiter nach SE ansteigend zum markanten N-Couloir. Durch dieses, einige Steilstufen (mehr oder weniger überschneite Gras- und Felsschrofen) überwindend, hinauf (45-50 Grad), auf der ausgeprägten Schrägrampe (Gipfelflanke, 45 Grad) nach W zu einer Senke im E-Grat, und über diesen einfach auf den Gipfel (2160m), 1h 15min-1h 30min, WS (Hochtourenskala). Insgesamt 2h 45min-3h.
Abfahrt SW-Grat-NW-Couloir: vom Gipfel (2160m) bei guten Verhältnissen über die Aufstiegsroute (nur für Cracks, vermutlich SS+). Einfacher entlang dem SW-Grat zum Sattel ca. 2075m zwischen Stieregrat und Hasensprungspitze 2084. Nach NW zu einer Rippe, dieser W entlang steil (45 Grad) hinunter zu einer Abflachung, nach NE über eine schwach ausgeprägte Rippe in das NW-Couloir, und durch dieses (ca. 40 Grad) bis ca. 1850m. Weiter nach NW bis ca. 1640m SE von Seelihus (1639m), 30-45min, SS-.
Kaiseregg
Aufstieg NE-Grat: von ca. 1640m SE von Seelihus (1639m) zuerst nach SW, dann nach S ansteigend bis ca. 1920m, und die letzten 100 Hm zu Fuss durch ein Couloir (45 Grad, Ketten) nach SE zum Metzgertrittenpass (2027m). Weiter zu Fuss über den mehrfach gestuften NE-Grat auf den Gipfel (2185m), 1h 15min-1h 45min, T4.
Abfahrt NW- und N-Couloir: vom Gipfel (2185m) zu Fuss über den SW-Grat in Kürze zur übernächsten Scharte, durch das NW-Couloir (40 Grad) bis ca. 2070m, und auf Bändern z.T. leicht ansteigend nach NE zum NW-Grat. Einfahrt nach E in das N-Couloir, durch dieses (40 Grad) hinunter bis vor den See 1649, und und über die Rippe E davon zur Alpstrasse ab Seelihus (1639m). Auf dieser über Mittler Geissalp (1555m) und Alp Schönenboden (1322m) zurück, 1h-1h 30min, S-.
Insgesamt 5h 30min-7h.
Verhältnisse: bei leichtem Föhn morgens wolkenlos und kühl (-1 Grad), im Tagesverlauf zunehmend Schleierwolken aus SW und mild. Schnee ab ca. 1350m, Zustieg Stieregrat hart oder Harsch, N-Flanke Trittschnee, Gipfelflanke Pulver, SW-Grat aper, NW-Couloir Presspulver (W der Rippe abgerutscht), Zustieg Metzgertrittenpass hart oder Harsch, NW-Couloir Trittschnee, Kaiseregg NE-Grat Trittschnee, NW- und N-Couloir hart und Presspulver, Ausfahrt zum Seelihus Sulz, Alpstrasse faul. Portage unterhalb 1350m, in der Stieregrat N-Flanke und über den SW-Grat, im NW-Couloir zum Metzgertrittenpass, über den Kaiseregg NE-Grat und vom Gipfel zur Einfahrt ins NW-Couloir.
Material: Helm, Pickel und Steigeisen zusätzlich zu üblicher Skitourenausrüstung.
Fahrplan: 6.30 Start, 9.30 Stieregrat, 9.30-10 Uhr Abfahrtsversuch N-Flanke, 10.45 Wiederaufstieg ab Seelihus, 12.30 Kaiseregg, 14.30 retour.
Bemerkung: nur bei sicheren Lawinenverhältnissen und gutem Grip!
Hier musste ich mir etwas einfallen lassen: eine Abfahrt hinunter nach Walop und ein Wiederaufstieg über die SE-Flanke auf die Kaiseregg machte angesichts S-seitigem Mangel an Schnee, der zudem bereits aufgeweicht war, wenig Sinn, so dass ich die Lösung meines Dilemmas wohl oder übel im N suchen musste. Um nicht stehen zu bleiben, stieg ich, immer noch etwas ratlos und unschlüssig, über den aperen SW-Grat hinunter, gewahrte dann aber zu meiner Erleichterung schon bald ein zwar auf den ersten Blick unübersichtliches, dafür weniger steiles Labyrinth aus Rinnen und Rippen, das sich bis zum Erreichen des Sattels vor der höheren der beiden Hasensprungspitzen zudem schliesslich sogar als durchgehend fahrbar zu erweisen schien. Ich klickte mich wieder in meine Skis, querte auf griffigem Presspulver nach NW zu einer Rippe, und rutschte dieser entlang auf der anderen Seite sehr steil hinunter, bis ich nach NE in das darunter liegende NW-Couloir einfahren konnte, durch das ich ohne weitere Tricks zum Flankenfuss abfahren konnte. Auf griffigem Firn und Sulz ging es dann genussreich weiter nach NW Richtung Seelihus.
An der Kaiseregg bewegte ich mich wieder in vertrautem Terrain. Wie am Morgen benutzte ich für den Zustieg auf der immer noch harten Oberfläche die Harscheisen, und im NW-Couloir zum Metzgertrittenpass und am NE-Grat Pickel und Steigeisen. Während das noch im Schatten liegende N-Couloir genügend Schnee und gute Abfahrtsverhältnisse aufzuweisen schien, konnte ich vom Gipfel aus sehen, dass die meisten Anlagen der Kaisereggbahnen, die am Folgetag die Wintersaison mit einem Apéro beenden wollten, bereits geschlossen waren, und der aufgetaute Schwarzsee ungewohnt in frühlingshaftem Türkis heraufleuchtete. Nach einer ausgiebigen Pause testete ich das NW-Couloir, dessen zwar griffiger, aber harter Firn gut noch ein paar Sonnenstrahlen hätte vertragen können. Bei der Querung zum N-Couloir sah ich weiter unten einen Alleingänger mit aufgeschnallten Ski über die weitgehend apere NW-Flanke aufsteigen. Dafür waren die Verhältnisse im N-Couloir noch besser als erwartet, und auf oben drehfreudigem Presspulver und unten auf Premiumsulz gelangte ich mühelos zum Seelihus. Auf der inzwischen faulen Strasse, auf der es nur langsam, aber stetig weiter bergab ging, und wo ich noch einem freundlichen, vom Hohmattli zurückkehrenden Paar mit zwei lustigen Hunden, die mit mir um die Wette rannten, begegnete, näherte ich mich dem unvermeidlichen "Portage Point" oberhalb der Alp Schönenboden, von dem es aber zum Glück nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt beim Spitz war.
Stieregrat
Aufstieg N-Flanke: vom Spitz (1192m) auf der Alpstrasse oder bei genügend Schnee auf der Skiroute über Gantrischli (1323m) zur Alp Schönenboden (1322m) und weiter bis zur Kurve bei ca. 1380m. Nach SSE über Weide und Geröll Richtung Zieb zu einer markanten Rampe bei ca. 1760m (Einstieg) und noch mit Ski über diese hinauf bis zu ihrem oberen Ende bei ca. 1860m, 1h 30min, WS. Zu Fuss entweder W über Stufen und Bänder oder bei genügend Schnee E davon durch eine Rinne in eine breite Mulde, durch diese nach SE ansteigend auf eine Rippe, und über diese weiter nach SE ansteigend zum markanten N-Couloir. Durch dieses, einige Steilstufen (mehr oder weniger überschneite Gras- und Felsschrofen) überwindend, hinauf (45-50 Grad), auf der ausgeprägten Schrägrampe (Gipfelflanke, 45 Grad) nach W zu einer Senke im E-Grat, und über diesen einfach auf den Gipfel (2160m), 1h 15min-1h 30min, WS (Hochtourenskala). Insgesamt 2h 45min-3h.
Abfahrt SW-Grat-NW-Couloir: vom Gipfel (2160m) bei guten Verhältnissen über die Aufstiegsroute (nur für Cracks, vermutlich SS+). Einfacher entlang dem SW-Grat zum Sattel ca. 2075m zwischen Stieregrat und Hasensprungspitze 2084. Nach NW zu einer Rippe, dieser W entlang steil (45 Grad) hinunter zu einer Abflachung, nach NE über eine schwach ausgeprägte Rippe in das NW-Couloir, und durch dieses (ca. 40 Grad) bis ca. 1850m. Weiter nach NW bis ca. 1640m SE von Seelihus (1639m), 30-45min, SS-.
Kaiseregg
Aufstieg NE-Grat: von ca. 1640m SE von Seelihus (1639m) zuerst nach SW, dann nach S ansteigend bis ca. 1920m, und die letzten 100 Hm zu Fuss durch ein Couloir (45 Grad, Ketten) nach SE zum Metzgertrittenpass (2027m). Weiter zu Fuss über den mehrfach gestuften NE-Grat auf den Gipfel (2185m), 1h 15min-1h 45min, T4.
Abfahrt NW- und N-Couloir: vom Gipfel (2185m) zu Fuss über den SW-Grat in Kürze zur übernächsten Scharte, durch das NW-Couloir (40 Grad) bis ca. 2070m, und auf Bändern z.T. leicht ansteigend nach NE zum NW-Grat. Einfahrt nach E in das N-Couloir, durch dieses (40 Grad) hinunter bis vor den See 1649, und und über die Rippe E davon zur Alpstrasse ab Seelihus (1639m). Auf dieser über Mittler Geissalp (1555m) und Alp Schönenboden (1322m) zurück, 1h-1h 30min, S-.
Insgesamt 5h 30min-7h.
Verhältnisse: bei leichtem Föhn morgens wolkenlos und kühl (-1 Grad), im Tagesverlauf zunehmend Schleierwolken aus SW und mild. Schnee ab ca. 1350m, Zustieg Stieregrat hart oder Harsch, N-Flanke Trittschnee, Gipfelflanke Pulver, SW-Grat aper, NW-Couloir Presspulver (W der Rippe abgerutscht), Zustieg Metzgertrittenpass hart oder Harsch, NW-Couloir Trittschnee, Kaiseregg NE-Grat Trittschnee, NW- und N-Couloir hart und Presspulver, Ausfahrt zum Seelihus Sulz, Alpstrasse faul. Portage unterhalb 1350m, in der Stieregrat N-Flanke und über den SW-Grat, im NW-Couloir zum Metzgertrittenpass, über den Kaiseregg NE-Grat und vom Gipfel zur Einfahrt ins NW-Couloir.
Material: Helm, Pickel und Steigeisen zusätzlich zu üblicher Skitourenausrüstung.
Fahrplan: 6.30 Start, 9.30 Stieregrat, 9.30-10 Uhr Abfahrtsversuch N-Flanke, 10.45 Wiederaufstieg ab Seelihus, 12.30 Kaiseregg, 14.30 retour.
Bemerkung: nur bei sicheren Lawinenverhältnissen und gutem Grip!
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