Mettlihorn


Publiziert von ᴅinu , 18. Februar 2023 um 16:13.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:10 Februar 2023
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1503 m
Abstieg: 1503 m
Strecke:20,3 km

Vom Mettlihorn / Mettligrat habe ich zum ersten Mal in der SAC Zeitschrift "Die Alpen" gelesen und war sofort von der Szenerie angetan. Die aktuellen Verhältnisse haben mich veranlasst. die Tour an diesem Freitag durchzuführen, denn für diese Skitour braucht es zwingend sichere Lawinenverhältnisse. Wie erwartet war ich dann ab dem Geretal auch alleine in dieser abgeschiedenen, tollen Natur. Da ich neben dem SAC Beitrag nur wenige Informationen über die Skitour fand bzw. die meisten Berichte von Skitouren in einem falschen Couloir enden, mache ich mir die Mühe diesen Bericht besonders detailliert zu schildern.

Oberwald
Der erste Zug in Realp fährt für so eine Skitour eher spät (7:50 Uhr). Die Zugfahrt durch den Furkatunnel dauert dann auch ca. 20 Minuten. Weshalb man für eine solche Skitour dann eher spät starten kann. Die Temperaturen (-20°C) und die Lawinenverhältnisse (2 - mässig) gaben mir ein gutes Gefühl. Einen Tag später wurde dann auch wie erwartet das Lawinenbulletin auf 1 gering zurück gestuft). Kommt man mit dem Zug in Oberwald an, kann man nicht viel falsch machen: Man steigt aus dem Zug aus, geht in die Unterführung und läuft geradeaus bis zur Langlaufpiste. Dort montierte ich meine Skier und wanderte dem planierten Winterwanderweg entlang bis zum ersten Bauernhof. Vom Bauernhof folgte ich Langlaufspuren welche auf der Ebene unten, nahe und parallel zur Schrotenstrasse verlaufen sind. Somit musste ich die Skier nie tragen und gelangte prompt zum P.1385 bei der Stallbiine.

Geretal
Den Weg durch das Geretal kannte ich schon von der Abfahrt vom Stotzig Muttenhorn. Er ist breit und war bisher immer flachgewalzt. Der Weg geht angenehm steigend bis zum P.1513, von wo man dann kurz zur Brücke bei P.1497 abfahren muss, über welche man die Gerewasser überquert. Auf der anderen Seite der Brücke geht es in mehreren Kurven dem breiten Weg entlang hinauf bis zu den Geisshitte (Es sind zwei Hütten und der Weg führt mitten hindurch). Man kann sie also nicht verfehlen. Sobald man auf der Zielgeraden zu den Hütten einbiegt, zweigt man rechts weg in einen unscheinbaren Wanderweg. In meinen kühnsten Träumen rechnete ich damit, dass ich ab hier spuren müsste - es gibt aber viele Wintersportler welche über diesen Weg von verschiedenen Gipfeln hinunter kommen und so war der Weg ebenso gut planiert wie der Weg durch das Geretal. Ich könnte mir noch vorstellen, dass dieser Teil durch den Wald hinauf schwierig zu spuren ist und man oft auf die Karte schauen muss. Die Skispuren sind exakt auf dem Wanderweg verlaufen.

Gonerli
Im SAC Heft "Die Alpen" war die Passage unter der Frutt durch als heikel beschrieben. Denn oberhalb gibt es Felspartien und unterhalb gibt es die Schlucht der Gonerliwasser. Aufgrund der Beschreibung habe ich hier eine Schlüsselstelle erwartet, da der Weg gespurt war und die Verhältnisse Ideal empfand ich die Passage nicht sonderlich. Einzig dass es in der Abfahrt als Gegenanstieg noch einmal erkämpft werden muss. Die Schlucht ist nicht sonderlich tief und so befindet man sich nach wenigen Dutzend Metern am schönen Gonerliwasser entlang. Das Tal öffnet sich und man hat zuerst eine Ebene Passage zu absolvieren, bevor die Skitour wieder an Höhenmeter gewinnen kann. In der Abfahrt liess sich diese Ebene dank den Spuren ohne stöckeln meistern. Ab Mettlistafel werden die Lärchen immer kleiner, bis man dann wenig später auch die Waldgrenze erreicht. Bis hier reichte dann auch die komfortable Spur - eine grosse Skitourengruppe schien hier die Tour abgebrochen zu haben. Es gab noch einzelne uralte Abfahrtsspuren, welche aber von Cornel Suter stammen könnten, als er vom Pizzo Gallina dieses schöne Tal abgefahren ist.

P.2421
Mit Rund 5cm Pulverschnee lies sich der weitere Weg gemütlich spuren. Ich zog die Spur zuerst über das Gonerliwasser und versuchte auf lawinensicherem Terrain an der Hangseite vom Mettligrat an Strecke zu gewinnen. Dank der soliden Vorbereitung wusste ich, dass ich erst das Couloire hinter dem P.2421 anvisieren muss. Um vom ganzen Mettligrat ein besseres Bild zu bekommen nahm ich den zusätzlichen, kurzen Aufstieg zum P.2421 auf mich. Ein wirklich lohnender Aussichtspunkt auf den Berg, vom P.2421 kann man sich den Aufstieg sehr gut ausmalen. Da die Zeit schon fortgeschritten war marschierte ich mit einem genauen Plan im Kopf sofort los und zeichnete mit meinen Skiern mit Harscheisen eine zierliche Zick-Zack Linie Richtung Aufstiegscouloire. Ich nutzte die Mulden und Steine um an sicheren Stellen jeweils die Aussicht zu geniessen und kurz durchzuschnaufen. Der Hang vor den Couloires ist steil, die Couloires werden nochmal eine Spur steiler, blieben aber (für mich) im komfortablen Bereich.

Aufstiegscouloire
Im Couloire stieg ich soweit im kurzen Zickzack auf, bis ich bei der von unten gesichteten Schwachstelle angelangte. Dort montierte ich die Skier auf den Rucksack und stieg zu Fuss mit Pickel weiter hinauf. Die ersten Höhenmeter sind sehr steil, zum Teil befindet sich eine Felswand unter dem Schnee, weshalb es aufwändig war eine gute Trittspur hinzukriegen. Schritt für Schritt schaffte ich es jedoch weiter. Bis zum Skidepot gab es im Aufstieg verschiedene Steilheiten. Wurde es Steiler, versuchte ich diverse sichere Standorte hinter Steinen anzuvisieren. Das Gelände bietet genügend Möglichkeiten. Am sogenannten Skidepot marschierte ich mit den Skiern vorbei, da ich erst auf dem Gipfel entscheiden wollte, durch welche Flanke (Ost/West) und durch welches Couloire ich abfahren möchte. Vom Skidepot spurte ich mühsam weiter über den breiten Geröllsporn hinauf zum Vorgipfel. Zwei stellen habe ich aufgrund der Steilheit auf den Felsen gekraxelt um so auch Energie zu sparen. Im Abstieg sank ich an diesen stellen bis zur Hüft ein.

Mettlihorn
Oben angekommen war die Freude gross - ich hab es geschafft, solo gespurt und dann noch den Gipfel erreicht. Die Rundumsicht ist grandios und so genoss ich mein Sandwich an schönster Lage. Nach der Pause marschierte ich kurz hinüber zur Gipfelstange. Ein weiteres prädestiniertes Couloire zum Abfahren habe ich nicht gesehen, auch eine mögliche direkt Abfahrt Richtung Gerental konnte ich nicht ganz einsehen. Somit entschied ich mich zu Fuss wieder bis zum sogenannten Skidepot abzusteigen.         

Abstiegscouloire
Mein sogenanntes Skidepot wäre Ideal für diese Skitour. Der Platz bietet für mehrere Personen Platz, ist genügend flach und man kann angenehm steil und ohne Steinkontakt ins Abfahrtscouloire hinein fahren. Im Couloire landet man so direkt unter einer Steinbarriere. Zumindest mit den Aktuellen Schneeverhältnissen wäre eine Abfahrt vom Gipfel durch das Couloire desswegen unmöglich. Die ersten 10 Meter sind dann auch ziemlich steil und eng, sodass ich zwischen den Felsen vor und hinter den Skiern gerade mal ~40 cm Platz hatte. Somit war abrutschen dieser 10 Meter die einzige sinnvolle Variante. Anschliessend verbreitert sich das Couloire um das doppelte, von nun an genoss ich den Kanal mit kurzen Schwüngen, wobei ich immer wieder halten musste um diese wunderbare Natur auch richtig geniessen zu können. Man findet viele um die 20 Meter Hohe Felsnadeln im Gelände. Das Couloire bzw. der Kanal wird gegen unten immer weniger steil und breiter. Man kann sogar in ein benachbartes Couloire wechseln. Die Couloire kommen dann unten auch wieder zusammen, im gesamten gab es drei Couloire in dieser Abfahrtsvariante.

Die Abfahrt
Am Fusse vom Couloire angekommen musste ich noch einmal anhalten und das heruntergefahrene Couloire hinauf schauen, ein tolles Erlebnis! Die Gefahr war aber noch nicht gebannt, die Sonne wärmte die Luft und ich musste noch den breiten und steilen Schneehang zum Talsattel abfahren. Ich wählte dazu die weniger steilen und die eher geschützten Hänge. Sicher im Talsattel angekommen suchte ich mir eine gute Position für ein Gesamtfoto vom Mettlihorn mit den begangenen Couloires.

Interessanterweise wechselte der Pulverschnee in der Abfahrt extrem schnell zu Bruchharsch, weshalb es sehr ruppig wurde und ich froh war im Gonerlistafel wieder eine breite Spur anzutreffen. Die Abfahrt bis Unterwassern enthält zwei kurze Gegenanstiege. Durch das Dorf in Unterwasser trug ich kurz die Skier bis zum Winterwanderweg, von wo ich diesem folgend bis zum Bahnhof Oberwald gelangte, wo der Zug dann auch schon kurze Zeit später eintraf.   

Tourengänger: ᴅinu


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Kommentare (1)


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ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 18. Februar 2023 um 22:15
Hätte nicht gedacht dass mal jemand im Winter aufs Mettlihorn steigt. Ich kam seinerzeit auch durch den Tunnel nachdem ich in Realp übernachtet hatte. Das Skidepot habe ich auf der Mettlilücke gemacht und bin von da zum Gipfel, glaube mit östlichen Umgehungen. Ging sehr gut, ist aber auch schon 23 Jahre her. Tolle Bilder hast du mitgebracht. Ein grossartiger Aussichtsberg für die Berge ums Gere- und Gonerlital.
Gruß Günter


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