Schwarzhorn und Bundstock

Zuerst wochenlang dürftige Schneemengen und jetzt noch Regen bis in hohe Lagen - muss das sein? Da will die vorerst letzte Gelegenheit für eine weitere Skitour im Oberland genutzt sein. Erschreckend, was eine einzige warme Nacht mit dem schönen Pulverschnee angestellt hat. Hatte ich am Vortag noch gegen die Kälte gekämpft, war ich heute meist im Unterhemd unterwegs. Und Ende Dezember gegen Stöllen an den Skiern kämpfen war dann doch recht ungewohnt, aber bei diesen Verhältnissen nur logisch.

Der Bundstock ab Tschingel ist ein allseits beliebtes Skitourenziel: nicht zu kurz, nicht zu lang, nicht zu einfach, nicht zu schwierig. Er lässt sich bei Bedarf gut mit dem Schwarzhorn kombinieren, was ich mir natürlich nicht nehmen liess. Die durchaus lohnende Abfahrt über den dürftig eingeschneiten Hohtürlihang hat meinen Skiern nach vier Steintouren diese Saison dann definitiv den Rest gegeben.

Los geht's um halb zehn vom Parkplatz Tschingel zuhinterst im Gorneregrund. Die legendär steile Zufahrtsstrasse zur Griesalp (1408m) ist gerade noch durchgehend mit Schnee bzw. Eis bedeckt, die Ski brauche ich bloss wenige Meter tragen. Es ist viel zu warm und bald wandern mehrere Kleidungsstücke in den Rucksack. Die Fortsetzung über den Wanderweg zum Dünde Mittelberg (1725m) eignet sich vorab für den Aufstieg, abfahren möchte man hier i.d.R. nicht. Hier öffnet sich das Gelände und gibt den Blick frei ins Zielgebiet. Der Berg wurde am Wochenende angespurt, so geht es flott voran. Auf der Rippe der dürftig eingeschneiten Dündenegg überhole ich eine Zweiergruppe, welche die Segel streichen. Ähnliches droht mir nach der kurzen Querung in die Gipfelmulde: STÖLLEN! Und das Ende Dezember. Prompt habe ich den Wachs noch nicht eingepackt. Aber natürlich kommt aufgeben 300Hm vor dem Ziel nicht in Frage. Und den Vorgängern ging es ähnlich, ihre Spur spricht eine deutliche Sprache.

Oben im namenlosen Sattel P. 2584 die Frage: links oder rechts? Schwarzhorn oder Bundstock? Eigentlich wäre ich zum Abschluss gerne vom Schwarzhorn direkt nach Norden abgefahren, aber die steilen Mulden sind mir bei der derzeitigen 2+ etwas suspekt. Dann halt zuerst aufs Schwarzhorn (2785m) - Westgipfel und Ostgipfel - und und auf gleichem Weg zurück. Das ist mühselig: in den steilen Flanken hat's nur knapp Schnee für die Ski, aber doch wieder zu viel für den Fussmarsch. Gut 30 Minuten und ein paar Flüche später ist es vollbracht. Die Schneesituation auf der Seite Bundstock (2756m) ist ebenfalls prekär, aber das Gelände weniger steil und im Aufstieg problemlos per Ski zu meistern. Auch hier schaue ich auf dem weitläufigen Hauptgipfel vorbei, nachdem ich am Skigipfel zwei pausierende Skimos passiert habe.

Erfreulicherweise lässt sich vom Gipfelplateau direkt in die Aufstiegsmulde abfahren. Die ersten Meter sind >40°, aber dann läuft der Hang sanft aus. Der Schnee ist ganz nett und vorerst kratzerfrei zu fahren. Das ändert sich nach der Querung in den Hohtürlihang. Dieser ist zwar herrlich zu fahren, aber der felsige Untergrund lauert heimtückisch unter einer dünnen Schneeschicht: kratz, tätsch, bumm - defensive Fahrweise hin oder her. Die vier bisherigen "Steintouren" diesen Dezember hatten meine alten Bretter schon arg lädiert; diese Abfahrt gab ihnen den Rest. Spätestens ab der Underen Bundalp (1686m) folgt man schliesslich der gut gewalzten Fahrstrasse retour zur Griesalp (heute mit Stockeinsatz wegen dem klebrigem Nassschnee) und dann recht rasant - mit Gegenverkehr rechnen! - zurück zum Ausgangspunkt.

Ich wünsche allen Hikrs frohe Weihnachten und eine zünftige Ladung Neuschnee!


Zeiten (kum)
3:00  Schwarzhorn
3:30  Bundstock
4:15  Tschingel