Erholung von Corona – Bei den «Tigern» auf dem Flugplatz Meiringen


Publiziert von ABoehlen , 11. Dezember 2022 um 16:12.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum: 5 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 30 m
Abstieg: 30 m
Strecke:Linden – Wilerbrücke – Goldey – Hislerey – Seefeld – Unterbach – Unterheid – Katzenschwanz – Linden, 9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:z.B. cff logo Brienzwiler
Unterkunftmöglichkeiten:Ferienwohnung Michel, Linden/Unterbach (nicht mehr buchbar)
Kartennummer:LK1209 Brienz

Um es gleich vorwegzunehmen: Wer sich nicht für die (Militär)fliegerei interessiert, darf diesen 201. Bericht von mir getrost ignorieren, denn für einmal steht weniger die Topographie, als vielmehr die Aviatik im Vordergrund. Allein die Kennzahlen zu dieser Tour deuten auf diese Besonderheit hin, denn 8 Stunden zwischen Abmarsch und Ankunft und dennoch nur je ca. 30 Höhenmeter sind im Berner Oberland eigentlich unmöglich…

Aber beginnen wir von vorne: Bereits zum dritten Mal verbringen wir eine Woche Urlaub in der wunderbaren Ferienwohnung der Familie Michel im Ortsteil Linden in Unterbach. Dieses Jahr ist insofern speziell, da wir beide diese Woche nutzen, um uns von der eben durchgemachten Corona-Erkrankung zu erholen. Ausgedehnte und/oder anstrengende Touren liegen derzeit noch weit jenseits unserer Möglichkeiten, stattdessen wollen wir heute einfach gemütlich um das Flugplatzareal spazieren. Dieses beginnt direkt vor dem Haus und lässt sich von der Terrasse aus ganz vorzüglich überblicken.

Linden liegt an der stark befahrenen Hauptstrasse 6/11, aber ein nicht markierter, parallel verlaufender Grasweg ermöglicht Fussgängern, gefahrlos voranzukommen. Über die Wilerbrücke gelangen wir rasch in ruhigeres Gelände, wobei sich dies nur auf den Autoverkehr bezieht. Denn auf der Startbahn wird nun richtig Krach gemacht, indem zwei Jets des Typs F-5E Tiger II in den makellos blauen Himmel aufsteigen. Es sind dieselben, die bereits frühmorgens zu einem Flug gestartet sind, den wir von unserer Terrasse aus mitverfolgen konnten.

Vorbei am bekannten Saisonbeizli «Sportleregge», wo ich mich z.B. nach der Tour vom 25. Juni 2018 erholt habe, nähern wir uns dem Steilhang, der das Haslital nach Süden hin begrenzt. Abrupt ragt er hunderte von Metern aus der Ebene auf und sorgt dafür, dass das darunter liegende Gelände bereits jetzt im Oktober ganztags im Schatten liegt. Entsprechend wird es schlagartig kalt und wir sind froh, im Seefeld wieder die Herbstsonne begrüssen zu können. Dort, wo die Landstrasse das Rollfeld kreuzt, welches zu den Kavernen führt, lassen wir uns für längere Zeit auf einer Bank nieder. Zu sehen gibt es genug: Auf der Piste landen die zuvor gestarteten «Tiger» und ganz in der Nähe werden Siloballen gewickelt, aber offenbar nicht aus Gras bestehend, sondern aus gehäckseltem Mais. Im Hintergrund lässt sich das Areal des Ballenbergs erkennen, wo wir uns gestern den ganzen Tag aufgehalten haben. Die meisten der historischen Häuser liegen hinter Bäumen verborgen, aber die Ställe von Richinen, gestern mit 705 m unser höchster Punkt (war anstrengend genug), sind gut zu erkennen.

Der Weiterweg führt uns nun in die Ortsmitte von Unterbach, vorbei am Gasthof «Rössli». Mehrere Male sind wir dort logiert, zuletzt 2018, danach schlossen sich die Pforten bald und mehrere Jahre blieb hier alles verlassen. Mittlerweile ist zumindest die Unterkunft wieder buchbar, das Restaurant scheint aber weiterhin geschlossen zu sein. Dafür darf der gegenüber liegende «Fliegertreff» seit der Aufhebung der «besonderen Lage» nun auch wieder Besucher empfangen, und davon machen wir gerne Gebrauch und geniessen auf der Terrasse eine Tasse Kaffee. Zuvor begeben wir uns aber zur Treppe bei der Schranke, wo die Startbahn gut zu überblicken ist, um den Start von 2 «Tigern» mitzuverfolgen. Wie immer sind wir nicht die einzigen; auch beim alten Besucherparkplatz gegenüber haben sich diverse Zaungäste eingefunden.

Heute ist Mittwoch. Seit neuestem ist vom 1. Mai bis zum 31. Oktober jeweils an diesem Tag von 13:30 – 15:30 Uhr eine permanente Ausstellung im Hangar 1, gleich neben der Landstrasse zu besichtigen. Und dies kostenlos und ohne sich anmelden zu müssen! Auch wenn wir – noch von Corona gezeichnet – ansonsten Innenräume meiden, lassen wir uns dies nicht entgehen, denn mit der Maske schützen wir andere und ohnehin hat es nicht viele Leute, sodass man sich mühelos aus dem Wege gehen kann. Im Mittelpunkt steht – wie derzeit draussen – der F-5E Tiger II, genauer der J-3073, Baujahr 1984, wo man sich sogar ins Cockpit setzen darf! Von Digitaltechnologie ist hier noch nichts zu erkennen, es dominieren analoge Instrumente, von denen ich nur bei wenigen weiss, wozu sie dienen. So also sieht der Arbeitsplatz der Patrouille Suisse-Piloten aus! Ich staune, wie man da den Überblick behalten und gleichzeitig bei sehr hoher Geschwindigkeit präzise in dichtem Abstand zu benachbarten Flugzeugen sich durch den Luftraum bewegen kann.

Des Weiteren befindet sich der Mehrzweckhubschrauber Sud-Aviation SE-3160 Alouette III, V-236 (ausgemustert 2010) in diesem Hangar, nebst zahlreichen Infografiken, historischen Aufnahmen und weiteren interessanten Gegenständen, wie beispielsweise einem Schleudersitz. Zwischendurch werden auch die grossen Tore geöffnet, die zum Vorplatz hinaus führen, sodass wir die Landung der nach dem Mittag gestarteten «Tiger» mitverfolgen können.

Diese Ausstellung kann ich allen, die sich für die Thematik interessieren, wärmstens empfehlen.

Wir genehmigen uns im Anschluss ein Eis, auch dies im Freien geniessend, und setzen danach unseren Spaziergang rund um das Areal fort. Beim heute nicht benutzten Zugang zu den Kavernen können wir beobachten, wie die beiden «Tiger» zum zweiten Flug des Nachmittags starten. Vorbei am Affenwald, wo wir 2017 die JuBla Grosswangen bei der Erforschung der Affenart «Orangjublan» beobachten konnten, erreichen wir den Nachbarort Unterheid, wo uns der Weg in die Ebene hinausführt. Am Hauptkanal lassen wir uns nochmals zu einer ausgiebigen Pause nieder und erfreuen uns am regen Betrieb in der Luft, der auch Überraschendes bereithält: So landet eine Piper PA-28-161 der Fliegerschule Birrfeld und plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein riesenhafter Hubschrauber auf, der sich erst nach Internetrecherche zuhause dem Typen Sikorsky CH-53 «Sea Stallion» zuordnen liess. Dieser landet jedoch nicht, sondern fliegt im Tiefstflug in hoher Geschwindigkeit über das Gelände. Den Abschluss dieses wunderbaren Flugtages machen die beiden F-5E Tiger II, die kurz vor 17:00 Uhr zum letzten Mal für heute landen. Vorbei am alten Besucherparkplatz, wo ich mich schon vor 40 Jahren mit den Eltern aufgehalten habe, und dem Gestüt Katzenschwanz, führt uns der Weg wie heute früh der Hauptstrasse entlang zurück in die gemütliche Ferienwohnung. Restaurantbesuche sind diese Woche tabu, stattdessen kochen wir immer selber, wozu uns eine geräumige und komfortable Küche zur Verfügung steht. Das Menu heute Abend: Fleischkäse, Rüebli, Peperoni/Peperoncini und Reis. Dazu ein kühles Blondes. Zum Wohl!

Literatur und Quellen:

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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