Südschär & Rotberg


Publiziert von Bergmax , 20. November 2022 um 11:56.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:13 November 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Speer-Mattstock 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Arvenbüel - Altschen - Vorder Höhi - Schärsboden - Südschär - Rotberg - zurück nach Arvenbüel via Schwaderloch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Arvenbüel, sehr viele Parkplätze (CHF 1 pro Stunde)
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Sumpf, Gras, Wald und Fels...

So spät im Jahr ist die Motivation für lange Touren bei mir ziemlich am Ende. Also muss ein Ziel für Langschäfer her, aber bitte nicht zu langweilig. Und natürlich ein Gipfel. Und etwas, das ich noch nicht kenne. Und, und und - und so wird eben der Südschär zum Ziel auserkoren.

Auf dem Weg nach Arvenbüel (1270 m) krieche ich hinter einem anderen Wagen her und hoffe, die Straße nicht noch zu verfehlen. Was für eine Nebelsuppe! Wie so oft im Herbst ist diese quasi von einem Meter zum nächsten zu Ende und ich gehe im strahlenden Sonnenschein los.

Natürlich ist der breite, aussichtsreiche und leicht zu gehende Wanderweg via Arven und Altschen zur Vorder Höhi heute viel begangen. Bei moderatem Tempo brauche ich etwa eine Stunde bis zum Pass. Das Wandern macht wirklich Spaß, weil man bei diesen Verhältnissen und der moderaten Steilheit sich gerade angenehm warmläuft, ohne sofort ins Schwitzen zu kommen. Einzig der Schlussanstieg auf Asphalt ist nicht so perfekt.

Spätestens beim Pass "Vorder Höhi" (1534 m) verteilen sich die Wanderer in alle Himmelsrichtungen und beim Zwischenabstieg nach Norden ist nicht mehr viel los. Bei P. 1454 am Waldrand muss ich aufpassen, den unmarkierten Weg zum Schärsboden nicht zu verpassen - aber dieser ist deutlich zu erkennen. Die Karrenspur wird bald morastig und kurz vor ihrem Ende bei P. 1465 richtig sumpfig. Diese Passage besser etwas oberhalb umgehen!

Nun habe ich den Südschär stets im Blick. Der Zugang zum Grat wirkt einfach, steilt aber beim Näherkommen immer mehr auf. Deshalb halte ich mich unter der Felsmauer P. 1564 etwas links (westlich), wo sich der Grat ohne besondere Probleme erreichen lässt. Es könnte aber natürlich sein, dass die Vegetation zu früherer Jahreszeit dort hinderlich ist. Jedenfalls wende ich mich am Grat nach rechts in Richtung Schär und umgehe P. 1564 etwas nördlich in T4-Gelände. Dort gibt es eine hilfreiche Spur bzw. einen Wildwechsel. Über den weiteren Grat, der bewaldet, aber eigentlich recht ausgesetzt ist, erreiche ich sehr bald den Einstieg an der Felswand des Südschärs.

Ohne lange zu überlegen klettere ich hoch und empfinde die Stelle weder als übermäßig schwierig noch als langweilig einfach. Eben eine "normale" Passage für II bzw. T5. Einige einladende Griffe sind aber locker und aus meiner Sicht kann von "guten" Fels keine Rede sein. Ach ja - wer nicht nach ein paar Metern an einer fast horizontal wachsenden Föhre vorbeikommt, ist falsch!

Die Querung nach der Kletterstelle empfinde ich als unproblematisch. Etwas anspruchsvoller dagegen die nächsten 20 Höhenmeter. Die letzten Schritte zum erstaunlich geräumigen Gipfel des Südschärs (1630 m) sind dann wieder eher unschwierig. Oben gibt es nicht nur eine eigenwillige Aussicht (bemerkenswert, wie der Nebel in den Tälern kriecht...), sondern auch ein etwas ramponiertes Gipfelbuch aus dem Jahre 1992, das nur zu etwa einem Drittel gefüllt ist.

Beim Abstieg machen sich die rutschigen Nadeln unangenehm bemerkbar. Ich steige vorsichtig vorwärts ab und beschließe, die Tour glatt mit T5 zu bewerten (und nicht nur mit T5-). Die Kletterstelle über dem Einstieg seile ich an einem dicken Baum ab. Ich hatte das Seil vorsichtshalber mitgenommen, teils wegen der unklaren Verhältnisse, teils eben wegen diese Kletterstelle. Ohne wäre es rückblickend auch gut gegangen, aber ein Seil mitzuschleppen und dann nicht zu benutzen und dann auf die Schnauze zu fallen wäre einfach nur blöde...

Die steile Wiese aud dem direkten Rückweg zum Schärsboden sieht von oben recht einladend aus, aber kaum eingestiegen ärgere ich mich schon wieder über das schlecht gestufte Gras. Außerdem gibt es doch auch noch den Rotberg, den ich leicht mitnehmen könnte? Also bleibe ich am Grat und gehe zunächst den bekannten Weg zurück.

Der Rotberg hat meiner Meinung nach drei Gipfel. Nordöstlich P. 1564, den ich schon hinwärts überschritten habe - und jetzt nochmal. Das geht recht problemlos auf Spuren / Wildwechseln (T4). Zum höchsten Punkt gelangt man unproblematisch von Norden aus. 

So weit, so gut. In der nächsten Scharte wird der Grat sehr schmal und lässt sich kaum begehen, da komplett mit Bäumen bewachsen. Eine kleinräumige Umgehung scheitert an dem rutschigen Gelände direkt östlich der Grathöhe. Mist! Jetzt will ich es aber wirklich wissen und steige ca. 30 Höhenmeter nach Osten ab und umgehe die Gratfelsen im Wald , bis ich wieder zum Grat aufsteigen kann.

Jetzt befinde ich mich am Grat östlich von P. 1547 und westlich des Mittelgipfels, ca. 1550 m. Zuerst erklimme ich den Mittelgipfel. Der weiß sich bemerkenswert zu wehren. Ausgesetzt steige ich am Grat und leicht westlich davon hoch und gewinne die ganz schmale Grathöhe in etwas Kletterei. Nur wegen der vielen hohen Bäume kommen weder Ausgesetztheit und Gipfelgefühle nennenswert zum Zuge. Ganz oben auf dem Mittelgipfel wachsen auch noch drei riesige Baume und verhindern jede sinnvolle Aussicht...

Vorsichtig steige ich zurück in den Sattel und besteige auch nach den Westgipfel, P. 1547, von Süden aus. Schrofiges Gelände, gutes T4. Von oben gibt es immerhin einige winzige Ausblicke

Am Waldrand oberhalb vom Schärsboden mache ich eine gemütliche Pause und wundere mich, wie viel Zeit das Gewurstel am Rotberg gekostet hat. Aber egal. Sowas gehört doch auch zum Bergsteigen! Als letzte Schlüsselstelle ist nach der Pause noch die Sumpfwiese zu überqueren. Aber keine Angst, es geht ganz gut, solange man hohe Schuhe trägt und nicht gerade in einem Loch hängen bleibt. 

Vom Schärsboden bis zur Vorder Höhi wandere ich auf dem bekannten Weg, weil von dem Pfad westlich des Farenstögglis in einem anderen Bericht abgeraten wird. Dafür gibt es für den Abstieg vom Pass verschiedene Möglichkeiten. Ich möchte das Asphaltsträßchen mögl9ichst vermeiden und benutze deshalb einen schwach ausgepräten Wiesenweg, der nach ca. 300 Metern auf dem Sträßchen nach links abzweigt und in der Nähe von P. 1387 wieder auf den markierten Weg trifft. Im Sommer ist dort vermutlich Weidegelände, aber jetzt im November sind sowohl Tiere als auch Zäune weg. Ebenfalls schön zu gehen ist der weitere Abstieg am Beerenbach entlang und durch das Schwaderloch. Zuletzt muss ein kleiner Gegenanstieg bewältigt werden, aber diese 30 Höhenmeter werden wohl keinen ernsthaft ins Schnaufen bringen...

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Arvenbüel - Altschen - Vorder Höhi - P. 1454: 1 h 20 min; T1
P. 1454 - Einstieg Südschär: 30 min; T4- (bei Umgehung der Steilwiese)
Gipfelanstiueg Südschär: hin und zurück 30 min; T5 / II
Überschreitung Rotberg: 1 h (inkl. Rückweg bis P. 1454); kurze Stellen T5- und T4, nicht empfehlenswert
P. 1454 - Vorder Höhi - Schwaderloch - Arvenbüel: 1 h; max. T2

Fazit - ein schneidiges T5-Gipfelchen

Tourengänger: Bergmax


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