Wo die wilden Tiere sind (Eptingen-Langenbruck)


Publiziert von Hallodri82 , 9. November 2022 um 21:25.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum: 7 November 2022
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL   CH-SO 
Aufstieg: 715 m
Abstieg: 550 m
Strecke:12

Wollte ursprünglich was in meiner Region machen, in den Hügeln oberhalb Frenkendorf, Pratteln, Muttenz. Als ich aber am morgen früh meine Kinder zur Kita brachte und in der "Ferne" die Bölchenflue aufragen sah, in komplettt klarer Sicht, zog es mich dennoch wieder in mein geliebtes Oberbaselbiet.

Start Eptingen. Bei Dorfausgang direkt auf den ungewöhnlichsten WW des Jura, dem gesperrten Autobahnzubringer Eptingen. Nach dem mich zwei Autos und ein LKW mit 80+ KmH überholt haben, dann der Schock. Der Zubringer ist wieder offen. Da sollte die Gemeinde nun umdenken. Eine leise Kritik sowieso an Eptingen: so genial das Gebiet ist zum wandern, so ungemütlich sind die Wege bis man mal eine anständige Höhe erreicht hat. Der offizielle gelbe WW verläuft zu Teilen auf der Autopass-Strasse. Der einzige echt coole Zubringer von Eptingen aus "in die Berge" ist mE der Weg über den Ränggen.

Ich steige den sehr steilen Weg hoch Richtung Unter Weier, laufe etwas auf der Passstrasse runter und laufe auf der Teerstrasse weiter Richtung den Birch-Höfen. Bei Hinder Birch verlassen ich den offiziellen WW und laufe auf einem Wiesenweg hoch in ein paar Kurven bis zur Birchhöchi. (T2).

Etwas oberhalb/westlich der Gemeindegrenze laufe ich direkt auf dem steilen Wiesenkamm in südliche Richtung und so langsam kommt die Vorfreude auf. Ich mache mich nämlich an meine zweite "Besteigung" der Lauchflue Nordwand (mein dritter Versuch). 

Düster, beeindrucken, abweisend ragt sie vor mir auf, unsere eigenen Nordwand. Ich übersteige den Zaun und umgehe das erste Wäldchen, das etwas in die Wiese hereinragt östlich. Gleich dort ist der Einstieg, er ist eigentlich gar nicht zu übersehen. Wenn man die Wiese auf dem Kamm hochsteigt, dann findet man auch den Einstieg. Steil, sehr steil geht es hoch in Serpentinen und bald komme ich aus dem Wald heraus. Noch ein paar Kehren und ich befinde mich vor meiner eigenen Schlüsselstelle: Grad dort, wo sich der Weg nach Süden wendet, links an der Felswand entlang und wo das Seil beginnt, befinden sich ein paar Stufen (ca 10) und der Weg hat dort vermutlich 50 Steigungsprozente. Es gibt nicht allzu viele Wurzeln um sich festzuhalten. Der Blick zurück sagt: es geht zwar nicht grade runter, aber ein Ausrutschen hat zur Folge, dass es wohl ein paar Meter rutschend runter geht, bis man sich wieder "gesammelt hat". Auch wenn ich das Seil nicht benötigt habe: das ist eigentlich der einzige Teil, wo bei mir ein Anzeichen von Schwindel aufkam.

Bei meinem ersten Versuch war dort Schluss, denn dort hatte es Schnee und ich wusste schlicht nicht, auf welche Unterlage ich treffen würde beim nächsten Schritt.

Schnell aber war diese Passage überwunden und man steht vor der Traverse, direkt unter der Nordwand. Diese ist ja seit einigen Jahren schon mit zwei in den Fels geschraubten Metall-"Brücken" entschärft worden. Diese Brücken sind ca 40cm breit und links geht es zwar sehr steil runter (vielleicht 50 Höhenmeter), aber nicht gerade runter, dies führt zumindest bei mir dazu, dass kein Schwindel aufkommt.

Nach der Traverse kommt eine ca 4 Meter hohe Kraxelstelle. Diese ist mit top Wurzelgriffen versehen und ist viel viel leichter zu besteigen, als sie von unten den Anschein macht (zu vergleichen mit dem Gwidemflue-West-Einstieg zB.).

Danach geht der Weg schmal und nur moderat ansteigend weiter bis zum Ausstieg. Links geht es jeweils sehr steil runter. An einer Stelle hat es, nach ca 50 Meter abschüssigem Gelände dann auch noch Felswände, das wirkt etwas beeindruckend.

Ausstieg dann auf die wunderschöne Lauchweid. Fazit: dies war mein zweiter erfolgreicher Nordwand-Aufstieg. Dem Eptinger und Bembeler Banntag sei Dank, so ist dieses geniale Weglein top unterhalten und versichert. Auch wenn echter Schwindel nicht aufkommt (bei mir) und auch wenn man NIE direkt an einem echten Abbruch entlang wandert: dieser Weg ist natürlich absolut NICHT Kleinkindertauglich. Aber für "Ausgewachsene" und Teenager natürlich gut machbar. Es wäre für Baselland Tourismus super, wenn dieser Weg Einlass finden würde als RWR Weg in die Wanderkarten. Würde den Weg als T4 bezeichnen.

Die Lauchflue schenke ich mir, weil ich auf der schon oft war und mache mich auf den genialen Weg bis zum Chilchzimmerattel und von dort aus bis auf die Belchenflue (T2, auch der Schlussaufstieg, denn das ist ja fast schon eine Autobahn da hinauf). Aussicht auf der Belchenflue war dann, nun, sehr schön, aber das muss man ja hier nicht erwähnen.

Ich besteige sodann den Ruchen über seine sehr steile Westflanke. Direkt rechts neben dem Häuschen im Sattel 1055 beginnt der Aufstieg. Der Serpentinen-Weg ist sodann recht gut erkennbar, ausser im Winter (Schnee und wenige Spuren) und im Herbst (Laub). Der Weg hatte für mich eine Schlüsselstelle. In einer Serpentine, nach Süden gewandt, kurz vor der Kurve wird der Weg schmal und linkerhand geht es brutal steil, fast senkrecht runter. Ein Abrutschen würde einen ca 20 Meter nach unten bugsieren, zurück in den Sattel. Auch Richtung Norden ist der Serpentinenweg dann nicht ohne, denn dort bewegt man sich jeweils relativ nahe an den Felsen. Von einer Felsnase aus kann man geniale Fotos schiessen von der Belchenflue. Eine letzte Beinah-Kraxeleinlage führt einen dann auf den höchsten Punkt. Von dort aus sah ich die Alpen (T3).

Auf einem der mE schönsten Juragrate überhaupt (grasig, ziemlich schmal) überschritt ich dann den Ruchen bis zum zweiten Hüttlein (T2). Von dort unschwierig auf der Nordflanke, bald durch einen interessanten, verwunschenen, dunklen Tannenwald zurück Richtung Chilchzimmersattel. Dort wende ich mich dem Einstieg auf den Dürstelgrat zu. Steil, steinig, aber unschwierig erklimmt man den höchsten Punkt des Dürstel. Von dort geht es gewissermassen auf einer Grat-Allee (breit, moderat mit Buchen bewaldet) erstaunlich lange in einem leichten Auf und Ab Richtung Langenbruck (T2). Irgendwann verschmalert sich der Grat dann deutlich und wird urplötzlich dann mega steil, viel steiler als zB der Ankenballen in seiner westlichen Flanke. Spannend ist, dass der Dürstel gewissermassen als schmaler Grat dann erst endet auf der Teerstrasse Richtung Schöntal. Die Schlüsselstelle zum Schluss: auf schmierigem, verwachsenen Pfad bewegt man sich Richtung Strasse, die ca 4 Meter unter einem liegt. Ein Ausrutschen und es kann sein, dass man auf die Teerstrasse kracht.

Ich gebe ein T4 wegen dem Lauchflue Nordeinstieg.

Tourengänger: Hallodri82


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