Hochkalter (2607 m) Überschreitung


Publiziert von Joesti , 9. November 2022 um 14:10.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:25 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Berchtesgaden über die B305 kommend, dann durch Ramsau zur Hinterseestr .und am ersten Parkplatz Zauberwald (kostenfrei) oder alternativ zum nächsten Parkplatz Zauberwald (kostenpflichtig)

Ende Oktober die Hochkalterüberschreitung praktisch als Sommertour? Klingt unrealistisch, insbesondere nach den starken Schneefällen im September und dem dramatischen Bergwachteinsatz. Aber der warme Oktober hat tatsächlich dafür gesorgt, dass die Route nahezu wieder komplett schneefrei war.
 
Selbst für den Gipfel wurden Temperaturen über Null Grad vorausgesagt. Meine zusätzliche Winterausrüstung wie Steigeisen etc. ließ ich von vorneherein im Auto. Sollte der Fels wider Erwarten überfroren und zu glatt sein, habe ich mir bereits im Vorfeld vorgenommen, im Zweifel umzukehren. Bei den Bedingungen wären Steigeisen eh nicht von großer Hilfe.
 
Start war der erste Parkplatz Zauberwald direkt an der Straße. Im Gegensatz zum anderen Parkplatz ist dieser nicht kostenpflichtig und genau gegenüber beginnt der Wanderweg. Gegen 6:30 Uhr startete ich und auf einem Wirtschaftsweg geht es in Kehren und auch ein paar steileren Abschnitten zur Schärtenalm. Diese passiert man und nach weiteren ca. 800 m folgt man dem Wegweiser nach links auf einen alpinen Pfad zur Blaueishütte. Nach gut 1,5 h erreichte ich die Blaueishütte, die natürlich nicht mehr bewirtschaftet war. Ich folgte daher gleich dem Pfad zu den Überresten der alten Blaueishütte. Hier wird es langsam anspruchsvoller und man steigt zum Teil durch Schotter steil auf gen Wand zum schönen Fleck. Die Passage war komplett schneefrei.
 
Der als erste Schlüsselstelle beschriebene Wandaufstieg zum schönen Fleck bietet guten Fels und ausreichend Trittstand. In wenigen Minuten erreicht man den Grat am schönen Fleck. Die Schwierigkeit geht meiner Meinung nach nicht über II- hinaus. Am schönen Fleck stand ich nach ziemlich genau 2,5 h, in Gehgelände durch Schrofen geht es nun weiter gen Hochkalter. Gelegentlich sind ein paar felsigere Stufen zu durchqueren, an denen auch die Hände benötigt werden. Das Gelände ist jedoch unschwierig und wenig ausgesetzt. Mit weiterem Aufstieg wurde es nun immer nebeliger, so dass ich auf den optionalen Abstecher zum Rotpalfen verzichtete. Ich hätte eh nichts gesehen da oben.
 
Nach etwa einer weiteren Stunde vom schönen Fleck aus erreicht man die nächste Schlüsselstelle, eine steile Wand. Diese ist nicht so hoch wie am schönen Fleck, dafür zu anfangs aber steiler (Schwierigkeit II) und griffärmer. Der Fels war nass, aber nach den ersten beiden Griffen und Tritten kommt man auch recht schnell in einfacheres stufiges Gelände und die Felsstufe ist auch passiert.
 
Oberhalb der Felsstufe lagen die ersten Schneereste, die aber unschwierig waren und zudem überwiegend außerhalb des Weges lagen. Durch felsiges Gelände und überwiegend Gehgelände geht es nun am Grat entlang. Im Nebel hatte ich keine Referenzpunkte für Entfernungen und es zog sich doch nach hinten raus. So erwiesen sich einige Zwischenanstiege nicht als Gipfel, es ging dahinter noch weiter. Zwei etwas ausgesetztere Stellen jeweils in einer Senke mit sicherlich gutem Tiefblick gen Blaueis bei guter Sicht sind noch zu meistern, der Fels war zwar feucht, aber nicht gefroren, weshalb es eigentlich auch alles unschwierig ging.
 
Kurz vor halb 11 Uhr tauchte der Hauptgipfel mit dem Kreuz schließlich im Nebel auf, ein paar Schneereste lagen hier noch am Grat und nach einem nochmaligen felsigen, steilen Abschnitt stand ich Punkt 10:30 Uhr am Kreuz. Aussicht war nicht vorhanden, aber es war eine unglaubliche Ruhe im Nebel und kaum Wind!
 
Nichtsdestotrotz war es eisig kalt. Für Fotos hatte ich die Handschuhe ausgezogen und nach kurzer Zeit Eisfinger. Die Gipfelrast viel auch deshalb nicht sehr Lange aus. Nach etwa 20 Minuten packte ich zusammen, um ins Ofental abzusteigen.
 
Ein weiteres Foto noch vom Gipfelkreuz….und in diesem Moment verreckte mein Smartphone. Es war einfach tot und ging nicht mehr an. Unten am Auto zeigte es beim Laden sofort 76% und ging auch wieder problemlos an. Ich vermute mal, dass es am Hochkalter Feuchtigkeit abbekommen hat und zusammen mit der Kälte erstmal tot war. Aus diesem Erlebnis zog ich die Konsequenz, zukünftig auch meine Powerbank bei Tagestouren mitzunehmen, bisher hielt ich das nicht für nötig. Die 200 Gramm extra machen es auch nicht, geben aber zusätzliches backup.
 
Vom Abstieg durchs Ofental habe ich entsprechend keine Fotos. Der Abstieg ins Ofental fordert nochmal volle Aufmerksamkeit. Es ist steil, schottrig und feucht. An einigen Stellen benötigt man die Hände.
 
Im Ofental selbst fand ich den Abstieg recht lässig durch die Schotterterassen, man kommt schnell voran, bis man schließlich auf einen festen Pfad kommt und durch den Wald weiter absteigt. Weiter unten gelangt man wieder auf einen Wirtschaftsweg, der zum Teil Verbreiterungen erhält mit einem Hinweis der Bergwacht, dass diese zum Wenden genutzt werden, um im Alarmfall schneller und näher zu den Verunfallten zu gelangen.
 
Im Tal angekommen kann man dann am Weg entlang des Hirschbichlklausgrabens etwas abkürzen anstatt des Wirtschaftsweges. Bis hierhin war ich auf der kompletten Tour alleine!
 
Gegen 16 Uhr war ich wieder am Parkplatz. Der Hochkalter lohnt immer, auch im Nebel heute. Die Tour wird ja auch gerne mit der Watzmannüberschreitung verglichen. Der Grat am Watzmann ist länger ausgesetzt, dafür sind viele Stellen aber auch seilgesichert. Die Kletterstellen am Hochkalter sind dafür anspruchsvoller bis in den zweiten Grad und was man bei der Planung auch bedenken sollte: Der Hochkalter ist (bis auf die Stahlseile am Gipfelkreuz) komplett eisenfrei (und bleibt es hoffentlich auch!).
  

Tourengänger: Joesti


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