Hochkalterüberschreitung


Publiziert von Nukular , 11. Januar 2017 um 18:11.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:25 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Der Parkplatz liegt ca. auf Höhe des östlichen Endes des Hintersees an der Hinterseer Straße.
Unterkunftmöglichkeiten:Blaueishütte

Der Hochkalter bot uns als Tagestour allerlei Superlative – die Gehzeit, die Höhenmeter und auch das anhaltende T4/T5- Gelände stellte alle Bisherige in den Schatten. Als eine der angeblich "prestigeträchtigsten" und schönsten Touren im deutschen Raum zieht der Berg vermutlich, so wie uns, auch Viele mit einer kleineren Tourenliste auf diesem Niveau an. Mein Bericht könnte daher v.a. weniger Erfahrenen nutzen.
 
Los ging‘s um 6:30 vom kostenlosen Parkplatz, der nur einige hundert Meter östlich des Parkplatzes Seeklause, dem normalen Ausgangspunkt, an der Hinterseer Straße liegt. Der Weg geht direkt von hier los, es werden 6h angegeben. Zunächst wenig aussichtsreich auf einer Forststraße bis zur Materialseilbahn, dann über einen leichten Steig (T2) bis zur Blaueishütte.
 
Zum Zeiteinteilung: Dass wir gemächlich gehend die Hütte um 9:00 erreichten, wog uns in falscher Sicherheit. Da der Weg zum Gipfel mit 3h ausgeschildert war, hatten wir ja schon die Hälfte geschafft – dachten wir. Dies führte dazu, dass wir – auch wegen den gefühlten 27 Grad am Grat ;) – nun viele Pausen einlegten. Darüber hinaus schraubten wir das Tempo zurück, um uns sicher durch das durchaus anspruchsvolle Gelände zu bewegen. Für diejenigen, die nicht so konditionsstark und auch nicht so flink im alpine Gelände sind gilt eher, dass bei der Hütte erst ca. 30% oder 40% geschafft sind.
 
Nach der Hütte führt der Weg Richtung Blaueis und dreht bald nach Westen Richtung Schöner Fleck ab. Nach einer schottrigen und steilen Passage wartet die erste Schlüsselstelle (die allerdings selten als solche bezeichnet wird). Eine sehr grob geschätzt 40m hohe und 60° steile Platte mit bester Felsqualität bietet leichte Genuss-"Kletterei". Die großen, schotterfreien Risse bieten einen exzellenten Stand und große Griffe (Henkel). Für mich war dies eine der schönsten Stellen der Tour. Die Schwierigkeit wird oft mit I angegeben, ich würde eher eine II- vergeben. Wer hier mit einem guten Gefühl hochkommt, sollte meiner Meinung nach am Rest nicht mehr scheitern. Anschließend wird das Gelände wieder leichter und führt abwechslungsreich Richtung zweiter Schlüsselstelle, die übereinstimmend mit II bewertet wird. Diese ist zwar nicht so hoch, dafür aber steiler, bietet etwas schlechtere Griffe und ist stellenweise glattpoliert. Der Grat fällt nach links Richtung Blaueis meist deutlich steiler als nach rechts ab. Wir haben uns daher nach Möglichkeit rechts gehalten und hatten den Eindruck, dass die Gratpassage bei ausreichender Konzentration wilder aussieht, als sie wirklich ist. Es geht stellenweise mühselig voran, es muss etwas gekraxelt werden. Die letzten Meter zum Gipfel sind nochmals sportlich.
 
Durch unser langsames vorankommen erreichten wir erst um 15:15 als die Letzten des Tages den bereits leeren Gipfel! Eine halbe Stunde später stiegen wir, zunächst immer wieder leicht kraxelnd und auf Schotter rutschend (T4/I-), ins Ofental ab. Wer nicht so einsam wie wir absteigt, dem schaden ein Helm und auch Konzentration, um andere nicht zu gefährden, nicht. Ein von uns losgetretener Stein nahm Fahrt auf und Weitere mit; diese verwandelten sich in potentiell tödliche Geschosse und kamen erst ca. 100hm weiter unten wieder zum Liegen. Dieser Abstieg ist nicht so schön wie der Aufstiegsweg, aber praktikabel, da die erwähnten Schlüsselstellen nicht abgeklettert werden müssen. Die gigantischen Ausmaße der Felswände im Ofental sind sehr beeindruckend, man bekommt am späten Nachmittag endlich Schatten und die Aussicht auf die Reiteralm im Abendlicht ist fantastisch. Der Rest ist nur noch T2, auf ca. 1800m wird die Umgebung wieder grüner und der Weg erdiger. Die letzte Stunde führt unspannend über Forstwege und die Straße zurück zum Auto und kann getrost im Dunklen gegangen werden. Um 22:00 erreichten wir erfolgreich und völlig erschöpft das Auto.
 
Orientierung: Gut, der Weg ist bestens markiert und beschildert. Bis zum Schönen Fleck ist verirren ausgeschlossen. Anschließend wird es stellenweise etwas zäher. Wer sich - beispielsweise vor dem Rotpalven oder beim Abstieg ins Ofental - nicht sicher ist, wie es weitergeht und keine Markierungen mehr findet, ist sehr wahrscheinlich nicht mehr auf dem offiziellen Weg. Einfach etwas zurückgehen suchen :)

Tourengänger: Nukular


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