Vier Durchgangshöhlen: Riesenburg - Quackenschloss - Oswaldhöhle - und ein namenloses Loch...


Publiziert von Nik Brückner , 8. November 2022 um 11:28. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Fränkische Alb
Tour Datum:29 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 490 m
Abstieg: 490 m
Strecke:10 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:In der Umgebung

Durchgangshöhle! Das ist ne Höhle mit zwei Ausgängen. Durch den einen geht's hinein, durch den andren geht's hinaus. Klingt besonders, klingt selten, und ist es auch. 

Und dann gleich vier? Vier Durchgangshöhlen?

Jaja, das geht - natürlich in der Fränkischen Schweiz. Geben tut's da sogar noch mehr davon, aber nicht auf dieser Runde. Irgendwann muss schließlich Schluss sein.



"Novella" von Renaissance im Player, fuhren die Waldelfe und ich zum Wanderparkplatz im Wiesenttal (340 m) unterhalb der Riesenburg. Und das war dann auch schon unsere erste Durchgangshöhle. Ein paar Meter den Waldhang hinauf, dann steht man schon drin, in der Riesenburg (360 m).

Die Riesenburg ist keine Burg, sondern eine Höhle. Und das eigentlich auch nicht. Genau genommen ist sie eine Höhlenruine - der Überrest einer größeren Karsthöhle, die durch die Einwirkung von Wasser entstand und später eingestürzt ist.

Der unterirdische Hohlraum der Riesenburg entstand einst durch Verkarstung. Die möglicherweise in der Oberkreide schon vorhandene Höhle wurde dann fast vollständig mit eingespülten lehmigen Sedimenten verfüllt. In dieser Zeit stieß ein Meer in den Bereich der Frankenalb vor.

Nach dem Rückgang des Meeres konnte die (damals höher gelegene) Wiesent in die Höhle fließen. Dabei schwemmte sie die abgelagerten Sedimente aus der Höhle und erweiterte die Hohlräume. Dadurch fehlten nun die Gesteine, die die Höhle zuvor stabilisiert hatten. Das führte irgendwann dazu, dass die Decke instabil wurde und fast vollständig einstürzte. Drei teilweise über zehn Meter hohe Bögen stellen die Rest des einstigen Höhlendachs dar. Einer der Bögen wurde mit einem Geländer versehen und begehbar gemacht. Ein kleinerer Teil der ehemaligen Höhle existiert noch im hinteren Teil der Riesenburg.

Lange Zeit hieß die Höhle wegen der dort weidenden Schafe und Ziegen "Geißkirche". Zur Zeit der Romantik wurde sie dann für den Tourismus entdeckt. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts vom Grafen Franz Erwein von Schönborn gekauft, der die damals baumlosen Hänge aufforsten ließ, um eine romantischere Wirkung zu erzeugen. Er war es auch, der die Riesenburg durch Wege und Treppen begehbar machen ließ, anlässlich eines Besuches des bayerischen Königs Ludwig I.. Ein in den Fels gemeißelter Zweizeiler des Königs am Aussichtspunkt über der Höhle erinnert an diesen Besuch:


"Folgend dem Windzug, kommen zum Felsen die Wolken und weichen, Unveränderlich steht aber der Fels in der Zeit."


Wir verließen die Riesenburg durch ein Felsentor und stiegen links weiter hinauf zu einer Wegkreuzung. Hier zwogen wir links ab, und nahmen gleich darauf die nächste rechts, zum Wiesenttalblick (447 m) auf einem Kanzelfelsen.

Hier hat man einen - na, das ist ja wohl selbsterklärend.

An der nächsten Wegkreuzung ging es nach (halb)links, auf einen breiten Waldweg, und gleich wieder nach rechts, auf einen Pfad Richtung Engelhardsberg. Man überquert eine Lichtung, und hält sich danach an der nächsten Gabelung wieder links. Bald gelangt man in den kleinen Ort Engelhardsberg (469 m).

Am südöstlichen Ortsausgang führt ein Fahrweg nach rechts zu einem Wanderparkplatz, und von dort aus ein Fußweg weiter zum Adlerstein (505 m).

Der ist eigentlich drei Felsen, die allesamt besteigbar sind. Der erste über eine mäßig steile Rampe, der zweite über ein (ganz kurzes) Gratl (I), der dritte der eigentliche Adlerstein, über eine steile Treppe. Oben hat man eine schöne Aussicht über Felder und Wälder, vor allem nach Osten, wo der Neubürg, der Ochsenkopf, die Hohenmirsberger Platte, der Püttlacher Berg und der Hainberg auszumachen sind.


Der Wanderweg führt dann durch einen schönen Felsenwald weiter zum Quackenschloss (500 m).

Auch das Quackenschloss ist eine Karsthöhle. Ähnlich wie die Riesenburg ist es eine Durchgangshöhle. Sie ist in etwa 18 Meter lang, war aber einst Teil eines viel größeren, sehr alten Höhlensystems. Das eine Portal hat eine Breite von etwa sieben und eine Höhe von zweieinhalb Metern, das andere, durch einen Felspfeiler geteilte, ist etwa neun Meter breit und fünf Meter hoch.

Ihren Namen hat die Höhle vermutlich von den vielen Lücken im Fels, die durch das Herauswittern einzelner Schalen entstanden sind. Diese stark durchlöcherte Steinart (Rauchwacke) wird in der Gegend Quacke genannt.



Wir stiegen über einen kaum erkennbaren, nicht markierten Pfad im Wald hinunter zum Waldrand, wo wir wieder auf die Wegmarkierungen stießen. Diese führten uns nun nach links und in der Folge sicher durch das Wegegewirr im Wald hinunter zum oberen Ende des Zwecklersgrabens, einer wildromantischen Schlucht, die mit Hilfe einer Weganlage und Drahtseilen begehbar gemacht wurde. Dem grünen Ring folgten wir durch den Schluchtwald hinunter zur Straße

Hier angelangt, wandten wir uns nach rechts, und liefen auf einem langsam wieder ansteigenden Weg wieder den Waldhang hinauf. Nach gut 450 Metern bogen wir an einer Wegkreuzung rechts ab. Hier geht es auf dem Fischersteig weitere ca. 250 Meter steil hinauf zum Mehlbeerensteig. Diesem folgten wir nun nach links.

Der schöne, schmale Steig verläuft nun weitgehend auf gleichbleibender Höhe und folgt dabei dem Fuß einer senkrechten Felswand. Zwischen Fels und dem steilen Waldhang darunter verläuft er in der Art eines Schnürliwegs nordwestwärts bis zum Ende der Felswand. Hier geht's rechts an der Kante steil hinauf zur Oswaldhöhle (450 m).

Die Oswaldhöhle ist eine natürliche Karsthöhle und die nächste Durchgangshöhle auf dieser Tour. Mit etwa 65 Metern ist sie die längste unserer vier Durchgangshöhlen. Deshalb braucht man hier auch ein Licht - Handylicht genügt.

Der Nordeingang ist etwa zwölf Meter breit und sechs Meter hoch. Dort befinden sich noch die Fundamentreste einer ehemaligen Mauer, die vermutlich aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammt. Damals diente die Höhle der Bevölkerung als Unterschlupf. Später wurde sie als Felsenkeller genutzt.

Der größte Raum der Höhle, "Große Halle" genannt, ist etwa 40 Meter lang und wird von zwei Felspfeilern geteilt. Insgesamt befinden sich in der Höhle fünf Querklüfte mit zum Teil recht großen Räumen. Einst hat es hier auch Tropfsteine gegeben, davon ist dank rüchsichtsloser Souvenirjäger aber nichts mehr vorhanden. Lediglich einige Sinterkaskaden, Warzensinter und Deckenkolke sind noch zu entdecken.

Am Ende der großen Halle führt ein schmaler Gang zum südlichen Höhleneingang. Hier muss man, insbesondere, wenn man kein Licht dabei hat, auf den Kopf aufpassen: An dieser Stelle ist die Höhle nur etwa einieinhalb Meter hoch. Der eigentliche Südeingang ist dann fünf Meter breit und zwei Meter hoch. Er war früher mit einer Tür verschlossen.

Ihren Namen verdankt die Höhle übrigens einem Einsiedler namens Oswald - einer Figur aus dem Ritterroman "Heinrich von Neideck" von dem Erlangener Juristen Andreas Georg Friedrich Rebmann, der 1791 anonym erschienen ist. Bis dahin war die Höhle nur als "hohles Loch" bekannt.


Es gibt auch eine Sage zu der Höhle: Kurz hinter dem Eingang befindet sich an der östlichen Wand ein Felsbecken, der "Weihkessel" genannt wird. Er diente der Sage nach Priestern, die in der nahegelegenen Witzenhöhle kultische Feste abhielten, als Wasserbecken.


Etwa 30 Meter vom Südportal der Oswaldhöhle entfernt befindet sich der niedrige Eingang zur Wundershöhle (452 m). Er befindet sich unter einem Felsdach links neben dem Fuß einer Treppe.

Die Wundershöhle gehört zusammen mit der unmittelbar benachbarten Witzenhöhle und der Oswaldhöhle zu einem einzigen System. Erst bei der Taleintiefung der Wiesent wurden die Höhlen voneinander getrennt. Sie ist bis heute durch einen Schluf mit der Witzenhöhle verbunden.

"Entdeckt" wurde die Höhle 1772 durch den Höhleninspektor Johann Georg Wunder, als er unter einem Felsüberhang Schutz vor einem Gewitter suchte. Man sagt, er trat zufällig auf einen verrosteten Schlüssel, und dabei kam ihm der Gedanke, dass sich hier der Eingang zu einer Höhle befinden könnte. Er begann zu graben und legte bald den engen Zugang frei.

Tatsächlich war die Höhle bereits viel früher bekannt gewesen. 1969 entdeckte man eine Holzkohlenschicht mit einigen metallzeitlichen Scherben.

Ich war da mal drin! Als Judith7 und ich 2014 auf einer unserer Vorbereitungstouren für unseren langen Marsch von Wien nach Monaco hier vorbeikamen, waren zufällig einige Freizeit-Höhlenfans dabei, in das enge Loch einzusteigen. Sie luden uns ein, mitzukommen, und das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.



Hier befindet sich auch der Abstecher zur Witzenhöhle (460 m), die wir natürlich auch noch besuchten.

Die Witzenhöhle gehört, wie gesagt, zusammen mit der Oswaldhöhle und der Wundershöhle zu einem einzigen System, erst bei der Taleintiefung der Wiesent wurden die Höhlen voneinander getrennt. Der Eingang ist etwa neun Meter breit und knapp zwei Meter hoch, dahinter befindet sich eine etwa 35 Meter lange, 16 Meter breite und fünf Meter hohe Halle. Sie ist teils mit mächtigen Felsblöcken bedeckt, die von der Höhlendecke herabgestürzt sind. Am Ende dieser Halle befindet sich der enge Übergang zur Wundershöhle. Und zwischen einigen Verbruchblöcken befindet sich der (ebenfalls sehr enge) Zugang zu einer unteren Etage.

Die Höhlenwände sind teilweise feucht und versintert, es sind auch Wasserbecken zu finden.

Die Witzenhöhle soll laut Johann Friedrich Esper einst die "schröcklichste und allerschauervollste" Höhle der Fränkischen Schweiz gewesen sein. Der Sage nach wurden in der Höhle dem slawischen Lichtgott Svantevit Opfer dargebracht (daher der Name der Witzenhöhle). Ein rechteckiger Block wird bis heute "Altar" genannt....



Wieder zurück an der Wundershöhle (452 m) nahmen wir die Treppe, die hier auf einen felsigen Rücken führt, und folgten diesem nach rechts, hinauf auf den Hohlen Berg (522 m), auf dem ein Aussichtsturm steht. Auf dessen Ostseite kommt ein gepflasterter Fahrweg herauf, dem wir nun bergab folgten. Der Weg kurvt hinunter zum Waldrand. Dort wandten wir uns kurz nach rechts, folgten dem Waldrand, und querten dann nach links, über die Felder zu einem großen Gehöft. Dort überquerten wir die FO39, die Zufahrtsstraße nach Engelhardsberg, und wanderten drüben weiter bis zum nächsten Rechtsabzweig. Diesem folgend, gelangten wir an den nächsten Waldrand, dem wir nun nach links folgten.

Der Waldrand und der Weg machen bald eine Linkskurve. Hier betraten wir den Wald, durch den es nun rechts hinunter ging. Wer sich hier ein bisschen umschaut, entdeckt links vom Weg eine kleine namenlose Höhle (461 m), die vierte Durchgangshöhle auf dieser Runde. Die nahmen wir natürlich auch noch mit. Dann ging es durch den Wald hinunter zu einer Lichtung.

Hier verliert sich der Weg kurz. Man folgt am Besten der Lichtung nach rechts, in der Spitze findet er sich wieder. Ein paar Meter weiter, dann steht man an der Wegkreuzung oberhalb des Wiesenttalblicks. Hier bogen wir links ab, und folgten alten, sicherlich nur noch wenig begangenen Serpentinen, die hinunter ins Wiesenttal führen.

Am Ende der Felswand zur Rechten muss man die Augen offenhalten. Hier führt ein in der Karte eingezeichneter, im Gelände aber kaum erkennbarer Pfad nach rechts hinunter zum Fels, und hinter diesem weiter zum markierten Weg, der aus der Riesenburg heraufkommt. Diese kurze Querung ist ziemlich unangenehm, weshalb man sie am besten meidet. Wir schlugen uns durch, und gelangten schließlich wieder auf einen ordentlichen Weg. 

Hier hat man die Wahl: Noch einmal durch die Riesenburg, ober gleich hinunter ins Tal. Wir entschieden uns für die Riesenburg (360 m). Am Wanderparkplatz im Wiesenttal (340 m) endet diese schöne Runde schließlich.


Fazit:

Herrliche Runde, die einige der berühmten Highlights der Gegend miteinander verbindet. Spektakulär sind natürlich vor allem die vier Durchgangshöhlen, aber auch die anderen Höhlen, die Felswände über dem Mehlbeerensteig und der Zwecklersgraben sind großartig.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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