Einsame und abenteuerliche Bergtour zu Kreuzjochspitze, Vileidspitze und 3 Nachbargipfeln


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 21. Oktober 2022 um 12:26.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:19 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Nach Anfahrt zur Alfuzalpe brach ich etwa um 07.50 Uhr auf u. marschierte über den markierten Steig Richtung Steinseehütte. An der Abzweigung Hinterstarkalm bog ich nach links ab Richtung Württemberger Haus. Als ich am P.1916 mit Wegweiser ankam, konnte ich weit und breit keine auf Karten dargestelle Gebäudhütte ausmachen! Dahinter geht es wieder steiler bergan. Weiter oben folgt flacheres Gelände, in dem ich noch weit entfernt vom u. etwa 100hm unterhalb des Gebäudjochs nach links in wegloses Gelände abbog. Ohne Vorabinfos eingeholt zu haben entschied ich mich, den steilen Geröllhang, der teils schneebedeckt war, Richtung der Scharte zwischen den Gipfeln der Vileidspitze aufzusteigen. Der Schnee war überwiegend ohne Steigeisen sicher begehbar, die ich aber auch nicht dabeihatte. Er war einige Zeit davor teilweise etwas ins Rutschen geraten, sodass sich Art von Stufen gebildet hatten. In diesen brach ich mit den Schuhen soweit ein, dass ich guten u. sicheren Halt hatte. Wenige Meter musste ich jedoch im hartgefrorenen Schnee überwinden, hatte aber mit den Schuhkanten ausreichend Halt. Das oberste Stück ist sehr steil. Die letzten Meter überwand ich über heikle, da brüchige u. feuchte Felsen (T6). Im Schnee daneben wäre es wohl doch ein wenig günstiger gewesen. Absteigen wollte ich diese Route jedenfalls nicht mehr. Es war auch nicht die optimale Aufstiegsroute, wie sich später zeigen sollte.

Der beim Blick von der erreichten Scharte Richtung Süden sich rechts befindliche, grasbewachsene Schrofengrat ist sehr schmal u. ausgesetzt. Ein Aufstieg dort kam für mich daher nicht in Frage. So stieg ich links über geröllbedecktes Gehgelände auf u. erreichte kurz darauf zwischen brüchigen, aber leicht zu überwindenden Felsen  den höchsten Punkt der Vileidspitze, den Ostgipfel. Kurz darauf trat ich wieder den Abstieg in die Scharte an, um von dort im sehr steilen, aber gestuften, gute Tritte bereitstellenden Grashang erst Felsen unterhalb zu umgehen, denn noch ein Stück Richtung Westgipfel zu queren und schließlich über Gras- und Felsschrofen zum Ostgrat aufzusteigen. Die kleinen Felsen sind mit Vorsicht zu genießen, da einige brüchig sine! Über den Felsgrat (I) gelangte ich in Kürze zum Gipfel. 

Anschließend stieg ich westwärts ein Stück am Grat entlang ab, um zu schauen, ob man von dort absteigen kann. Von unten hatte diese Westseite sehr schroff gewirkt. Gleich darauf entdeckte ich eine Rinne, in der Schnee lag, dann noch vor mir eine andere, schneefreie Rinne. In diese stieg ich hinein, um dann zu erkennen, dass ich in ihr relativ einfach zum flachen Verbindungsgrat zum Südlichen Schönpleiskopf absteigen kann. Das tat ich dann. Hinter der Scharte musste ich dann steil hinauf zu diesem Gipfel aufsteigen. Dazwischen musste ein schmaler Felsriegel (I-II) überklettert werden, um dann wieder über teils grasbewachsenen Untergrund zum Gipfelgrat zu gelangen. Die letzten Meter zum höchsten Punkt sind dann etwas ausgesetzt (I).

Danach ging es zurück bis etwas unterhalb des Ostgipfels der Vileidspitze, wo ich meinen Rucksack deponiert hatte. Von dort querte ich einfach im Geröll zwischen Schrofen und über ein paar derselben zum Grat zwischen den Kreuzjochspitzen. Erst über den Grat, dann unterhalb wegen schwieriger und brüchiger Felsen ging es weiter Richtung Kreuzjochspitze. Im weiteren Verlauf musste ich brüchige Felsen überschreiten. Schließlich stellte ich fest, dass ich zu weit oben war. So kletterte ich einfach eine kurze Rinne ab. Das Gelände ist sehr anspruchsvoll, T5-6 eben. 

In kurzer Entfernung lag in einem steilen Hang Schnee, in dem Spuren von Gemsen zu sehen waren. Dort stieg ich dann auf. Weiter oben war noch einmal im Schnee unterhalb von Felsen zu queren. Dort entdeckte ich größere, aber alte Spuren, wohl von einem Mensch stammend. Über unangenehmes Felsgelände erreichte ich eine kleine Scharte. Dort begann ich, über das äußerste Band teils in Reibungskletterei (II) hinaufzuklettern. Rechts des etwas wannenartigen Bandes mit festem Fels (vermutlich Dolomit) drohte der Abgrund. Aber ich kletterte darin aufwärts, während die Kante zum Absturz hin höher gelegen ist. Wegen meiner Beherrschbarkeit der Kletterschwierigkeiten war ich natürlich nicht absturzgefährdet. Darüber ging es wieder weniger ausgesetzt zum höchsten Punkt, wo ich kein Buch vorfand. 

Oben entdeckte ich neben meiner Aufstiegsroute einen Geröllhang. Von oben gesehen war dort ein Abstieg möglich. Über ihn gelangte ich zu einer Felsplatte mit guten Griffen u. Tritten, über die ich ein paar Meter abkletterte (II+). 
Der Rückweg erfolgte über dieselbe Route mit Abweichungen. Vom Grat aus kletterte ich in die teils schneebedeckte, brüchige Flanke ab. Dabei konnte ich im Felsgelände den hartgefrorenen Schnee umgehen. Nur ca. 3m weit im Schnee musste ich zum danebenliegenen Geröllhang zurücklegen, über den ich das Vileidjoch erreichte. Von dort stieg ich rasch zum Westgipfel der Vileidköpfe auf, der entgegen der Höhenangaben auf der AV-Karte diese um mindestens 25m überragt. Es besteht eine Wegspur unterhalb des Grates, über die ich ostwärts marschierte. Dabei machte ich einen kurzen Abstecher zu einer Erhebung, die ich für den Mittleren Vileidkopf hielt. Jedenfalls stellte er für mich keinen Gipfel dar. So ging ich weiter zu einer ausgeprägteren Erhebung, zu der nicht viel mehr als 20hm  aufzusteigen war, bei der es sich um den Mittleren Vileidkopf handelt, wie ich später feststellen konnte. Von dort sah ich hinüber zum Westgipfel, der mir einige Meter niedriger erschien als mein Standpunkt. Allerdings kann man sich da aber auch schon einmal täuschen, was meine Erfahrung ist!

Kurz vor 17.30 Uhr trat ich nach kurzer Überlegung den Abstieg über die einfach zu begehende Gras- u. Geröllflanke der Südseite  Richtung der verfallenen Vileidhütte ab. Es war ziemlich ungewiss, ob ich den Steig finden würde, der erst im Bereich des Tobels des Vileidbachs entlang, dann durch die in Abstiegsrichtung links gelegenen Latschenhänge weiterführt. Über teils steile Grashänge erreichte ich den Bachtobel in etwa 1900m Höhe. Ich konnte nur eine Pfadspur ausmachen, die von Gemsen stammen dürfte. Sie hörte auf, dafür war auf der rechten Seite eine kurze Strecke eine vorhanden. Weiter unten sah ich links in den Latschen einen Steig, zu dem ich allerdings nicht gelangen konnte. So blieb ich am Bachtobel u hoffte, über diesen ganz hinunter gelangen zu können. Über steile Schutthänge oberhalb des Bachs, in dem ich ein paar Gamstritte vorfand, dann im schmalen, steinigen Tobel selbst (T5), neben dem Steilhänge und Felswände aufragen, gelangte ich hinunter zum Starkenbach, der mit einem Schritt zu überqueren war. Schon von weit oben hatte ich einen hellen, eben wirkenden Bereich entdeckt u. vermutete, dass dort der Fahrweg verlaufen müsste. Nach ein paar weiteren Schritten erreichte ich diesen nahe der Alfuzalm, über den ich morgens aufgestiegen war. Die Dämmerung hatte begonnen u. ein paar Minuten später kam ich heil geblieben, aber erschöpft wieder am Parkplatz an! Die Lampe war im Rucksack geblieben.

Fazit: spannende und abenteuerliche, in jedem Fall einsame Tour zu kaum bekannten Bergen. Am besten zuerst zur Scharte zwischen Vileidspitze und Südlichem Schönpleiskopf aufsteigen. Unterwegs kann man einen Abstecher zum Mittleren Schönpleiskopf machen u. nach Rückkehr zur genannten Scharte weitergehen. Von dort kann man Südlichen Schönpleiskopf wenig schwierig erreichen u. über die Rinne zur Vileidspitze aufsteigen.
So hätte ich bestimmt eine Stunde einsparen können! Aber ohne in Führer zu schauen.... Ob im AV-Führer all diese Routen überhaupt erwähnt werden?



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Kommentare (4)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 21. Oktober 2022 um 12:51
Schade das du die Tour veröffentlichst...
Bin sie vor 4 Jahren gegangen und habe nur einen Kurzbericht gemacht.

Gesendet am 21. Oktober 2022 um 12:54
Ich hätte Dir natürlich gegönnt, als Erster bei "hikr" einen Normalbericht zu veröffentlichen!

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Oktober 2022 um 13:15
Das geht nicht ums gönnen, sondern warum man jede einsame Tour veröffentlichen muss.

Gesendet am 21. Oktober 2022 um 13:24
Auch nach Veröffentlichung dieses Berichtes wird sie einsam bleiben! Die meisten Berggänger kennen meiner Einschätzung hikr.org bisher kaum und bevorzugen ohnehin Touren auf bekannte Berge.


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