Im "Freistil" auf die Rabowklippe


Publiziert von Bergmax , 18. Oktober 2022 um 22:56.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Harz
Tour Datum: 7 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:siehe Beschreibung
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto via B498 durchs Okertal bis an den Südwestfuß der Klippe. Parkmöglichkeit für ca. 5 Autos bei der Einmündung eines Forstweges (kostenlos).
Kartennummer:opentopomap.org

Den Fels, um den es hier geht, kann man als lokale Berühmtheit bezeichnen. Markant erhebt sich die Rabowklippe über der Straße durchs Okertal und selbst vom Auto aus sieht man das Gipfelkreuz. Außerdem gilt sie als höchster Felsen im Tal und schon Promis wie Hermann Buhl sind dort herumgeklettert.

Was mich genau erwartet, ist mir beim Abmarsch nicht ganz klar. Wenn ich raufkomme, dann eher von der Bergseite, das ist klar. Aber wie kommt man dort hin? Ich gehe ein paar Meter an der Straße bis an den Felsfuß der Rabowklippe. Dort steht - etwas verloren hinter einem Steinschlagnetz - ein Holzschild "Rabowklippe". So weit, so gut. Immerhin entdecke ich dort Pfadspuren, die etwa parallel zu der Südwestwand den Hang hinauf ziehen. Je weiter ich nach oben komme, desto undeutlicher werden diese Spuren und der dornige Bewuchs macht sich zunehmend störend bemerkbar. Ich lasse mich nicht nach Westen abdrängen und erreiche schließlich durch eine Rinne eine Scharte am Grat. Aber wo ist der Gipfel? Nach oben wirkt der Grat zu flach, also gehe ich eher nach unten. Bald merke ich, dass ich schon zu hoch bin. Etwas mühsam und mit leichtem Ausweichen nach Osten gelange ich dann endlich in die relativ markante Scharte, welche die eigentliche Rabowklippe nach Westen abschließt. 

Das Gipfelkreuz wirkt zum Greifen nah, aber der Grat dorthin ist mit Türmen besetzt. Einer davon erscheint mir zu abweisend und ausgesetzt, um ihn direkt zu überklettern. Wie weiter?
Westlich bricht die Klippe senkrecht ab. Bleibt nur die Ostseite. Unübersichtlich und zugewachsen. Sein lassen? Noch nicht! Wo ein Wille, da ein Weg.
Ein erster Angriff bringt mich letztlich im Kreis in die Scharte zurück. Aber ich habe eine Schwachstelle ausgemacht. Also nochmals in das Brombeerdickicht, dann über eine Rippe (nur I, aber die Aussicht, direkt in die Brombeeren zu fallen, ist auch irgendwie beunruhigend...) und plötzlich stehe ich wenige Meter unter dem Gipfelkreuz. Um dorthin zu gelangen, sind zwar ein, zwei ziemlich ausgesetzte Kletterzüge nötig, aber die können mich auch nicht mehr aufhalten. Immerhin gibt es tatsächlich ein ordentliches Gipfelbuch.
Der Tiefblick zur Straße macht schon was her!

Zurück muss ich nochmals durch die Brombeeren. Von der Scharte aus steige ich direkt nach Osten ab, wobei eine abschüssige Passage (T4) zu überwinden ist. Sobald es flacher wird, gehe ich nicht wieder parallel zur Rabowklippe hinunter, sondern direkt geradeaus in den Wald hinein. Dort finde ich Pfadspuren und sogar einige Markierungen und gelange sehr schnell zurück zum Auto. Dies scheint der "übliche" Zu- bzw. Abstieg für die Bergseite der Rabowklippe zu sein.

Fazit - Ziel erreicht, Gipfelhunger gestillt, wenn auch mit bescheidener Stilbewertung

Ich würde eher davon abraten, diese Tour nachzumachen - es lohnt sich objektiv nicht wirklich...

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Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (2)


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Alpenorni hat gesagt: Jugendtouren
Gesendet am 21. Oktober 2022 um 10:41
Hallo Bergmax,

Ich bin in meiner Jugendzeit gewiss mehr als 20mal auf der Rabowklippe gewesen (wohne in Hannover). Und zwar von 1977 bis Mitte der 80er Jahre. Die beiden klassischen Routen im moderaten Schwierigkeitsbereich sind Südgrat und Südkante (beide II+, Südkante exponiert) sowie die Überschreitung zur Bergseite hin (abzukletternde kurze III- Stelle, mutmaßlich ist das die von Dir erwähnte "abweisende" Stelle. Das waren damals meine bevorzugten Routen, teils auch solo.
Als sich der Wanderfalke im Okertal angesiedelt hat, und zusätzlich als vegetationsschützende Maßnahme, wurden Teile der Klippe gesperrt, teils auch nur zur Brutzeit.
Der ganz alte Normalweg (I+, erdige Verschneidung auf der Ostseite) wurde komplett aus dem Verkehr gezogen.
Ich bin lange nicht mehr dort gewesen, aber deine Schilderung klingt danach, dass Du auf dem Zubringer zu den diversen Kletterrouten der Südwand unterwegs warst und so die bergseitige Scharte erreicht hast.
Eine Eigenheit der Rabowklippe besteht übrigens darin, dass sie aus Kramenzelkalk besteht und nicht wie 98 Prozent der übrigen Okertalfelsen aus Granit.
Alter Name : "Okertaler Matterhorn" !
Hermann Buhl war in den 50er jahren mal auf Vortragsreise im Harz, und hat an der Rabowklippe sogar eine ca. 10m hohe Erstbegehung hinterlassen.
Mein Ersteintrag im Gipfelbuch der Klippe datiert übrigens vom 28.5.1977, sagt mein Tourenbuch ;-)

Grüße aus dem Norden !

Bergmax hat gesagt: RE:Jugendtouren
Gesendet am 21. Oktober 2022 um 21:04
Hey, das ist ja ein super ausführlicher Kommentar - Besten Dank!
Ich habe den Eindruck, dass Du meinen Aufstieg ziemilich exakt nachvollziehen konntest.

Grüße zurück aus dem Südschwarzwald

Max


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