Findelengletscher, Herbstmessungen 2022

Eindrücklicher Tag am Findelengletscher

Seit 13 Jahren sind wir regelmässig im Frühling wie im Herbst am Findelgletscher unterwegs. Dieses Jahr sprengt den Rahmen der Erlebnisse komplett. Schon öfters waren die Beobachtungen eindrücklich, die Messungen spannend. 2022 ist in dieser Region einzigartig mit einem extrem schneearmen Winter - teilweise lag im April gar kein Schnee auf dem Eis - auf über 3000 Metern. Folglich erstaunt es nicht, dass auch die Schmelze nicht nur einfach ein Rekord ist, sondern rein statistisch nur alle >10'000 Jahre einmal vorkommen sollte... Der Klimawandel macht aber solche Extreme trotz allem möglich. 

Wir können sehr früh starten und stehen schon kurz nach halb 8 auf 3500 m.ü.M. unter der Cima di Jazzi. Kalt? Fehlanzeige trotz glasklarer Nacht und Schatten. Bei diesem höchsten Messpunkt in der Schweiz überhaupt ist kein Schnee mehr liegen geblieben. Der Übergang auf die Nordseite des Gletscher gestaltet sich zum ersten Mal wegen Verspaltung als so schwierig, dass wir über einen Serac abseilen müssen. Dort sind fast 3m Eis geschmolzen, auch 3350 m.ü.M. Bislang hatten wir noch nie einen massgeblichen Verlust auf dieser Höhe gemessen. Weiter kreuz und quer den Gletscher hinab. Obwohl es viele Spalten gibt, findet sich recht gut ein Weg. Nur ganz oben liegt wenig Neuschnee. Weiter unten treffen wir das Team vom Adlergletscher und arbeiten uns weiter bis zum Gletscherzunge, die in sich zerfällt. Viel Material müssen wir heraustragen, um es nicht beim Kollaps des Gletscherendes zu verlieren, der nächstes oder sicher übernächstes Jahr zu erwarten ist. Der Weg zurück ist mittlerweile echt lang geworden... trotz bedrückender Resultate ein sehr schöner, effizienter, aber langer Tag im Wallis.