Margelchopf - Abstieg durch Nordflanke


Publiziert von dani_ , 30. August 2022 um 23:30.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:27 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m

Bei dieser Tour war ich vom Margelchopf durch die Nordflanke abgestiegen. Dabei war das letzte Stück doch abenteuerlich: Den Ausstieg aus der Flanke machte ich mit einem Sprung in abschüssiges Gras. Gerne wollte ich diesen Abstieg wiederholen und möglicherweise eine bessere Route finden. Ausserdem möchte ich diesmal die Beschreibung besser machen. Die Beschreibung des Abstiegs im Bericht von 2008 lässt doch zu wünschen übrig, als dass noch nicht einmal ich, der doch den Abstieg gemacht hat, mit dieser Beschreibung die Route wiederfinden kann. Hatte eine Wiederholung des Abstiegs 2014 probiert, diese aber wetterbedingt abbrechen müssen (siehe Bericht).

Der Wetterbericht ist nicht vielversprechend, aber auch nicht schlecht. meteo.search.ch meint, kein Niederschlag bis 17 Uhr. Die anderen Wetterberichte sind da skeptischer. Sie sagen wenig Regen voraus. srf.ch/meteo ergänzt noch eine Regenwahrscheinlichkeit von 35 bis 50%. Da weiss man dann auch nicht, woran man ist: Es soll jede Stunde Niederschlag fallen - oder auch nicht (Wahrscheinlichkeit).

Aufstieg vom Berghaus Malbun über den markierten Wanderweg zum Margelchopf. Es ist sehr angenehmes Wanderwetter (Temperatur, Sonneneinstrahlung). Der Weg ist bis Isisitzgrat T2. Mir gefällt er, weil man auf ihm einfach und schnell Höhenmeter machen kann. Ok, die vielen Zäune mit den Durchgängen, die man öffnen und schliessen muss, sind etwas mühsam. Aber auch mit dem vielen Auf- und Zumachen kommt man schnell voran.

Auf dem Isisitzgrat erreicht man schnell den Gipfelaufbau des Margelchopfs. Auf den letzten 70 Höhenmetern vor dem Gipfel wird es etwas anspruchsvoller (T3). Das Kraxeln ist nicht schwierig, aber es kommen ab und an die Hände zum Einsatz, weil das Vorwärtskommen dadurch sicherer und schneller wird. Es gibt auch Seile, an denen man sich festhalten kann.

Im Aufstieg hatte es nicht geregnet. Es zogen aber Wolken durch. Die Sicht war daher mal mehr, mal weniger eingeschränkt.

Ich machte mich sofort an den Abstieg, da man vom Gipfel sowieso keine Aussicht hatte. Beim Abstieg durch die Nordflanke muss man drei Felsbänder überwinden, wobei das mittlere das ist mit den meisten Höhenmetern. Ich folgte der Nase des Gipfelaufbaus grasig Richtung Nordosten und kletterte ab, bis es als Wanderer nicht mehr weitergeht. Ich hielt mich dann links, kam in die Nordflanke und gleich sah ich ein kurzes Couloir Richtung Nordwesten, in dem ich durch das oberste Band kam.

Anschliessend kam ich wieder in Gras. Ich ging auf dem Gras Richtung Westen leicht aufwärts und überquerte eine Rippe. Dahinter führten Gemsspuren hinunter in ein weiteres, längeres Couloir, das zunächst ebenfalls Richtung Nordwestern verläuft und dann Richtung Norden abknickt. In diesem Couloir kann man steil, aber wie ich finde noch recht sicher, das mittlere Felsband durchqueren. Im Vergleich zur Felsberger Calanda, auf der ich drei Tage zuvor war, kam mir das Gestein fest vor, wodurch ich mich sicher fühlte. Alles bombenfest ist aber auch hier nicht, was man an dem vielen Geröll unterhalb der Flanke sieht. Im Couloir steigt man nicht so ausgesetzt ab, was auch positiv zu meinem Sicherheitsgefühl beitrug.

Nun war ich im Gras und es war nur noch das unterste Felsband zu durchqueren. Da hatte ich beim letzten Mal keinen guten Durchstieg gefunden und war die letzten Meter in abschüssiges Gras gesprungen, gestürzt und wäre fast auf dem steilen Hang weiter nach unten gerutscht/gerollt. Dieses Mal suchte ich lange und fand in der Mitte der Flanke etwas. Es führten Gemsspuren hinab, denen ich folgte. Es sah so aus, als würden sie in eine Steilwand führen. Jedoch knapp vor der Steilwand gab es nach links, direkt an der Wand ein enges Couloir, in dem man als schlanke Person gut absteigen konnte. An einer Stelle habe ich meinen Rucksack abgeschnallt, um mich nicht in die Steilwand hinauslehnen zu müssen. Ich bin um eine kleine Felsausbuchtung herum und habe meinen Rucksack anschliessend nachgezogen. Muss man nicht so machen, ich wollte aber ein möglich grosses Sicherheitsgefühl beim Abstieg. Nun war ich auf 1680m aus der Flanke ausgestiegen und in Gehgelände. Bin wieder mit T5 durch die Flanke gekommen. Ich sah nordnordöstlich vor mir die Hütte (Alpschopf) "Lalzen".

Ich stieg nun zu dieser Hütte ab. Danach stieg ich weiter auf Kuh- und Sennspuren bis auf 1550m ab, ungefähr entlang der in der Landeskarte eingezeichneten Rinne.

Jetzt sah ich unten die Beiz Valspuus (Ivelspus). Ich überlegte, ob es eine Alternative zum langen, steilen Abstieg dorthin und nachfolgend 200m Aufstieg über altbekannten Wanderweg zum Berghaus gäbe. Am liebsten würde ich nicht 400m absteigen, um dann gleich 200m wieder hochzusteigen.

Nach längerem Kartenstudium entschloss ich mich, hoch in den Langenzug zu steigen und dann auf 1700m in den Hang des Forenchopfs zu queren.

Das Queren zum Langenzug ging noch recht gut, der Aufstieg in diesem war jedoch steil und anstrengend. Auf 1700m fand ich Gemsspuren. Die wuchsen sich dann beim Queren des Forenchopfhangs zu einer Autobahn aus. Ich habe noch nie so ausgeprägte Wildspuren gesehen (es hat dort neben Gemsen auch Rehe). Die Querung war dann auch mit blauen Bändern an Bäumen markiert. Auf der Autobahn konnte ich gut gehen, lediglich mit der Höhe war es manchmal eng, da das Wild doch deutlich flacher unterwegs ist als ich. Es war also bücken und durchzwängen angesagt. Die Querung um den Forenchopf herum ging gut. Schönheitsfehler war, dass ich danach nicht auf dem Wanderweg war, sondern der deutlich weiter oben bei Hanenspil verlief. Ich ging zu einer Viehtränke ("Luna").

Die Option weitere höhenmeterschonende Querung in den Wald verwarf ich schnell als zu anstrengend und wohl auch zu gefährlich. So stieg ich auf Kuh- und Sennspuren (da war wohl früher mal ein Weg) nochmal 100 Höhenmeter aufwärts zum Wanderweg, den ich nahe Hanenspil auf 1865 bei einer grossen, dreiteiligen Viehtränke erreichte.

Anschliessend folgte ich dem Wanderweg zurück zum Berghaus und genoss die Aussicht durch die Wolkenlücken ins Rheintal und die Liechtensteiner Berge. Eine tolle Wanderung ging zu Ende, auf der sich mir ein lang gehegter Wunsch (14 Jahre) erfüllte.

Entlang des Wanderwegs gibt es viele Viehtränken. An nahezu allen steht "Kein Trinkwasser". Wusste gar nicht, dass die Sennen ihre Kühen hier giftiges Wasser geben. Bei den Tränken, die nicht am Wanderweg standen ("Lalzen" und "Luna"), waren keine solchen Schilder angebracht. Ich habe beim Trinken aus all den Tränken keinen grossen Unterschied feststellen können. Vielleicht schmeckt man das Gift aber ja auch nicht. Seltsam nur, dass die Kühe noch so fit aussahen.

Bis auf ganz wenige Tropfen ist es während der Tour übrigens trocken geblieben. Erst am späten Nachmittag regenete es. Somit hat meteo.search.ch recht behalten.

Ach so, wichtig ist noch: Wenn in der Nordflanke Gemse unterwegs sind, ist da sicherlich Steinschlaggefahr. Als ich abstieg, waren oberhalb von mir keine Gemse.

Zeiten
09:20  Berghaus Malbun 1371
11:05  Margelchopf 2164
12:30  Ausstieg aus Nordflanke 1680
14:20  Wanderweg nahe Hanenspil (blauer Kreis auf Landeskarte) 1865
15:05  Berghaus Malbun 1371

Tourengänger: dani_


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