Hintermartell: Durch das Pedertal auf die Pederspitzen


Publiziert von Uli_CH , 15. August 2022 um 18:35.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:10 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:ca. 17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz 4 (Talschluss) im hinteren Martelltal, € 6 / Tag, an schönen Tagen rege genutzt. Achtung: es gibt etwas versteckt noch eine weitere Parkebene auf der linken Seite der Strasse unterhalb der Plätze, auf denen normalerweise Wohnmobile stehen.
Kartennummer:Tabacco 45: Latsch / Martell / Schlanders (1:25'000); KOMPASS 069: Schlanders und Umgebung / Martelltal (1:25'000); KOMPASS-App mit Offline-Wanderkarte

Bei meiner *Tour auf die Schildspitze letztes Jahr hatte ich festgestellt, dass der Anstieg auf die Mittlere Pederspitze markiert ist, ebenso wie der Startpunkt zum Anstieg auf die Äussere Pederspitze. Da der Verbindungsgrat einfach sein soll, wollte ich mir das heute genauer anschauen. Beim Aufstieg hielt ich bereits nach einer möglichen Aufstiegsroute auf die Äussere Pederspitze Ausschau.

Nachdem ich der unintuitiven Bedienung des Parkscheinautomaten zum Trotz einen Parkschein ergattert habe, folge ich der Strasse für ein kurzes Stück talauswärts und biege dann links in einen Fahrweg ein. Ein Wegweiser zeigt unter der Nr. 20 den Weg zur Platten- und Schildspitze. Die ersten 200 Höhenmeter führen durch wunderschönen lichten Nadelwald bergan bis zum Beginn des Pedertales, wo der Weg den Bach quert und dann taleinwärts führt.

Nach einer Weile gabelt sich der Weg. Ich quere den Bach auf einer Brücke. Anschliessend zweigt der Weg zur Plattenspitze ab. Ich folge weiterhin dem Weg 20 Richtung Schildspitze. Der Weg führt schräg am Hang eines markanten Grasrückens empor. An dessen Front biege ich links ab und steige den Rücken empor. Später wechselt der Weg auf einen zweiten Grasrücken. Es wird flacher. Die nächste Stufe erklimmt der Weg wieder am Hang entlang, teilweise über Felsblöcke. Dann quert der Weg das Seitental, führt eine weitere Rippe empor und erreicht bei ca. 2880 m ein kleines Plateau.

Hier weist eine Aufschrift auf einem Felsen auf den ominösen Anstieg zur Äusseren Pederspitze hin. Während ich letztes Jahr mit dem Hinweis noch nichts anfangen konnte, verlasse ich jetzt den markierten Pfad und quere die Höhe haltend nach rechts bis zu einer 
ihr ahnt es schon – grasigen Rippe. Diese steige ich empor. Ein einzelner Steinmann gibt mir das Gefühl, doch nicht so falsch zu sein. Am oberen Ende des Rückens folge ich einem zweiten, kürzeren.

Jetzt stehe ich auf einem kleinen Plateau, vor mir schrofiges Gelände. Doch auf einmal weisen zahlreiche Steinmänner den Weg in das Kar zwischen Mittlerer und Äusserer Pederspitze. Ich folge diesen, verliere deren Spur zwischendrin und finde sie wieder. Auf einmal tritt ein Rücken hervor, auf dem die Steinmänner auf den Grat zwischen Mittlerer und Äusserer Pederspitze leiten. Kurz vor einem Grataufschwung erreiche ich den Grat. In leichter Blockkletterei erreiche ich in Kürze den Gipfel der Äusseren Pederspitze. Insgesamt habe ich knapp 4½ Stunden gebraucht.

Ich halte Gipfelrast und drohe in alte Verhaltensmuster zu verfallen: der Grat zur Mittleren Pederspitze scheint aus dieser Perspektive sehr anspruchsvoll zu sein. Doch die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Perspektiven täuschen können und man immer direkt vor Ort nachschauen sollte. Und siehe da: wer den Grat vom Aufschwung bis zum Gipfel der Äusseren Pederspitze geschafft hat, wird auch kein Problem mit dem Übergang zum Nachbargipfel haben. So erreiche ich nach 50 Minuten wohlbehalten den Gipfel der Mittleren Pederspitze.

Auch hier gönne ich mir den Gipfelschnaps und mache mich auf der Suche nach dem Abstieg. Bis in die Nähe des P. 3350 sollte ein Aufstieg markiert sein. Ich folge den zahlreichen Steinmännern, die auf dem Südgrat strammstehen. Auf einmal kommt keiner mehr. Ein Blick nach Osten zeigt: hier geht es steil runter, da kann kein Weg hochkommen. Etwas weiter südlich gibt es eine Scharte, aber plattige Felswände verunmöglichen den Abstieg. Noch weiter südlich stapeln sich linkerhand grosse Felsblöcke. Ich folge diesen eine Zeitlang abwärts, in der Hoffnung, auf Markierungen zu stossen, aber Fehlanzeige. Das Ganze wird mir zu unsicher. Wer weiss, was dort unten noch auf mich lauert. Ich klettere also wieder auf den Südgrat zurück und folge diesem bis zum Ende, finde aber auch hier nicht die ersehnten Markierungen.

Zum Glück hatte ich mir die Gegend vom Gipfel genauer angesehen und festgestellt, dass der Abstieg durch Bänder in der Südwestflanke des Berges einfach machbar sein sollte. Und wirklich: hier ist die Mittlere Pederspitze ganz zahm. Erleichtert erreiche ich nach einer guten Stunde den markierten Wanderweg von der Schildspitze und folge diesem talwärts. Ich quere einen Abschnitt mit grossen Felsbrocken und komme an der Markierung vorbei, die den Weg aufwärts zeigt, den ich abwärts gesucht habe. Das Rätsel harrt weiterhin der Lösung.

Kurze Zeit später bin ich wieder an der Stelle, an der ich den markierten Weg heute Vormittag verlassen habe. Der Rückweg erfolgt ab hier auf dem gleichen Weg. Die letzten 20 Minuten treffen mich ein paar vereinzelte grosse Regentropfen. Kaum sitze ich nach dreieinhalb Stunden Abstieg wieder im Auto, setzt heftiger Regen ein.


Fazit: Eine spannende Tour. Leider habe ich den markierten Weg von der Mittleren Pederspitze nicht gefunden. Für einen Übergang zur Schildspitze hätte ich früher aufbrechen müssen.

Orientierung: Wanderwege ausgeschildert und markiert. Einstieg zum Anstieg zur Äusseren Pederspitze: mittel. Im weiteren Verlauf Steinmänner bis zum Grat. Verbindungsgrat der Pederspitzen und Abstieg durch die Südwestflanke der Mittleren Pederspitze: einfach. Den Einstieg in den markierten Weg von der Mittleren Pederspitze habe ich im Abstieg nicht gefunden.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke.

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit und die allfälliger Schutzbefohlener verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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