Sättelistock, Schyeggstock und eine unvergessliche Nacht in der Cabane Philippe Morel


Published by budget5 , 25 October 2022, 23h21.

Region: World » Switzerland » Nidwalden
Date of the hike: 8 August 2022
Hiking grading: T6 - Difficult High-level Alpine hike
Climbing grading: II (UIAA Grading System)
Waypoints:
Geo-Tags: Ruch- und Walenstockgruppe   CH-NW   CH-OW 
Time: 2 days
Height gain: 1700 m 5576 ft.
Height loss: 1700 m 5576 ft.
Route:Tag 1: Bannalp - Oberfeld - Sätteligrat - Sätteliteufi (Cabane Philippe Morel). Tag 2: Sätteliteufi - Westflanke - Gross Sättelistock - Schyeggstock - Sätteliteufi - Sätteligrat - Bannalp.
Access to start point:Bus bis Oberrickenbach, Seilbahn Fellboden bis Bannalpsee
Access to end point:Analog Ausgangspunkt
Accommodation:Cabane Philippe Morel (Biwakhütte Sätteliteufi)

Die Sätteliteufi ist eine einsamer Bergtrichter in der Zentralschweiz. Mittendrin steht eine einfache Hütte: die Cabane Philippe Morel. Sie ist der perfekte Ausgangspunkt für eine Sonnenaufgangstour.

Für einmal breche ich spät auf. Erst um 15.00 Uhr erreiche ich nach einer Fahrt mit der Luftseilbahn den Bannalpsee. Der Nebel hält sich zäh, es nieselt leicht. Mit schwerem Gepäck am Rücken mache ich mich auf den Weg. Heute ganz allein. Ich folge dem Wegweiser Richtung Alp Oberfeld. Kurz vor der Alphütte verlasse ich den markierten Weg – und damit die Komfortzone.

Ich stehe unter dem Wiss Tritt und sehe gar nichts. Eigentlich wollte ich hier rauf, aber wegen feuchtem Gras und schlechter Sicht entscheide ich mich dagegen. Ich wandere weiter, an Kuhherden vorbei in Richtung Sätteligrat. Oder besser gesagt: Ich glaube, ich wandere in Richtung Sätteligrat.

Als sich der Nebel kurz lichtet, merke ich, dass ich zu weit östlich befinde. Also Querbeet zurück über Oberfeldcharren, ein unwegsames Steinlabyrinth (T3). Zwischen Klein und Gross Sättelistock steige ich über ein Gerölfeld auf. Gemse schmeissen Steine, die mich zum Glück deutlich verfehlen. Der letzte Teil unterhalb des Sätteligrats (P. 2419) ist mit einem Seil gesichert (T4).

Als ich den Sätteligrat erreiche, scheint die Sonne. Ich blicke auf die Sätteliteufi, ein Bergtrichter, einsam und schön.
Der Klein Sättelistock ist innert 15 Minuten erreichbar, denke ich. Der Grat sieht ausgesetzt aus. Ich versuche es – und scheitere. Höhenangst habe ich keine, aber das ist mir heute zu viel. Der Klein Sättelistock ist eine T6-Tour: sehr kurz, aber intensiv. Der Abstieg in die Sätteliteufi ist ebenfalls kurz, aber weniger intensiv (T4). Vom Grat sieht man die Hütte nicht. Ich muss sie suchen. Die Cabane ist gut getarnt, in Steine eingebettet.

Zuerst koche ich indisches Curryreis, dazu gibts ein Bier. Die Berge leuchten. Ich geniesse die Einsamkeit. Der Boden ist hart. Die Nacht kurz. Dann Weckerläuten.

Es ist noch dunkel. Ich stolpere über die Steinwüste. Die Stirnlampe beleuchtet die Umgebung gerade so, dass ich den Weg erkennen kann. Der Himmel ist klar, ganz anders als gestern. Der Weg durch die Westflanke des Gross Sättelistocks ist markiert, aber die Farbtupfer sind undeutlich. Ich erreiche das Felsband. Hier ist etwas Gespür nötig. Ich überwinde das Band ohne grössere Schwierigkeiten (T5). Der letzte Teil ist technisch einfach (T3). Kurz bevor der Tag erwacht, erreiche ich den Gipfel des Gross Sättelistocks.

Selten habe ich die Sonne schöner aufgehen sehen.

Der Aufstiegsroute folgend steige ich wieder den Berg hinab. Oberhalb des Felsbands quere ich weglos zur Lücke zwischen Gross Sättelistock und Schyeggstock. Hier deponiere ich den Rucksack. Was folgt, ist ausgesetzte T6-Kletterei. Im Vergleich zum Vortag am Klein Sättelistock fühle ich mich aber hervorragend. Der Grat ist ein Genuss. Kurz vor dem Gipfel muss eine kurze, anspruchsvolle, aber nicht mehr ausgesetzte Kletterstelle (III-) bewältigt werden.


Die Spuren von Sputnik hielten dem Wetter stand.

Vorsichtig klettere ich wieder in die Lücke runter. Ich schnappe mir den Rucksack und wandere über viel loses Gestein zurück zur Cabane Philippe Morel. Mit schwerem Gepäck steige ich erneut zum Sätteligrat auf. Dann wieder dieser Klein Sättelistock. Soll ich oder soll ich nicht? Noch ein Versuch.

An der gleichen Stelle wie gestern kehre ich um. Dort oben werde ich nie stehen. Das ist nicht schlimm.

Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute. Bei guter Sicht und ohne Umweg.


Hike partners: budget5


Minimap
0Km
Click to draw, click on the last point to end drawing

Gallery


Open in a new window · Open in this window

T6-
7 Oct 09
Stöck, Wyss, Tritt · Zaza
T5+ PD- III
T6 PD+ II
T5 II
26 Aug 16
Walen: Stock statt See, du Pflock, oh weh! · Voralpenschnüffler
T6 IV
T6 II
4 Jul 20
Walen- und Sättelistöcke · Bergamotte
T6 III
22 Sep 13
Walenstöck und Spitz Mann · Ledi
T6 PD II
2 Sep 07
Bannalper Stöcke · ironknee

Post a comment»