Von Dandrio über den Zapportpass und via Vogeljoch zurück nach Dandrio


Publiziert von Flylu , 24. Juli 2022 um 14:14.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:21 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Cima Rossa   CH-GR   Gruppo Cima di Gana Bianca   Gruppo Rheinwaldhorn   CH-TI   Gruppo Zapporthorn 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2900 m
Abstieg: 2900 m
Strecke:27 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Biasca oder Luckmanierpass nach Malvagalia. Auf der 14km lange Bergstrasse hoch nach Dandrio

Die schon etwas länger geplante Tour, soll jetzt realisiert werden. Dazu reiste ich einen Tag vorher nach Dandrio, um dort in der Pension Alpino Fürbeda zu nächtigen. Die herzlich und zuvorkommende Service Angestellte Laura zeigte mir das Zimmer, es ist einfach aber zweckmässig eingerichtet. Nach einem nächtlichen Gewitter war der Himmel am nächsten Morgen beim Start bewölkt.

Erster Tag:

Unsere Tour begann kurz vor sechs Uhr, dabei folgten wir der Strasse nach Fontanè, um dort auf der Brücke den Orin zu überqueren. Auf einem unmarkierten Weg erreichten wir nach einigem suchen Campéi, doch zuvor mussten wir nochmals über eine Brücke, um wieder auf die andere Bachseite zu gelangen.

Der Aufstieg nach Piano di Pena folgte auf einem gut begehbaren Waldweg, der steil hochführt. T3.

Dank dem GPS und der Schweiz Mobil App, auf der ich die ganze Route abspeichert habe, war für diese Tour sehr hilfreich und funktionierte Tipp top, und so fand ich im hohen Gras versteckt auch den weiteren Weg zur Hütte beim P.2064 (im Hikr P.2055) der dann nach ca. 500m endet.

Der nun weglose und steile Aufstieg nach Scufient und Varuzzera ist technisch nicht sehr anspruchsvoll, dafür bekommt man einen schönen Ausblick. T4

Nach Varuzzera geht es weiter hoch zu den Felsbändern der Logia dabei müssen diese mit leichten Krakeleien überwunden werden, dass auch keine Probleme bietet. Kurze Zeit später hat man einen freien Blick auf den schwindenden Ghiacciaio di Giumello.T4

Der leichte und kaum gefährliche Aufstieg über den «Gletscher» zum Zapportpass konnte ich mit den Grödel bequem hinter mich bringen, ebenso die spätere Querung des Zapportgletscher Richtung Paradieshüreli, ging mit etwas Vorsicht recht gut. T4

Der weitere Abstieg zur Zapporthütte folgte entlang des Paradishüreli und dem Paradieschöpf der teilweise mit Steinmännern und etwas weiter unten weiss-blau markiert ist. T3

Um den reissenden Rhein zu überqueren, gibt es einen Steg, der uns trocken und sicher rüberbringen würde.

Die Sache sieht dann aber schon ganz anders aus, wenn man einen Hund bei sich hat, der Huckepack tragen nicht gewohnt ist.

Die Suche nach einer geeigneten Stelle, um den reissenden Fluss zu überqueren, habe ich nach einer halben Stunde aufgegeben. Ich überlegte mir schon was ich jetzt machen könnte.

Plötzlich kam mir ein Schafhirte entgegen, der mir dann schlussendlich bei meinem Problem behilflich war. Mit dem Hilfsseil, das zum Steg führt, dass er kurzerhand demontierte und Skip am Haltegurt befestigte, bin ich in dieser Zeit wieder auf die andere Flussseite, um das Seil in Empfang zu nehmen und nachdem der Hirte Skip ihn in den Rhein schupste, ich ihn aus dem reissenden Wasser sicher an Land ziehen konnte.

Im Nachhinein bin ich froh das Skip ein gutes Gespür hat und er nicht wie zuerst vom Hirten vorgeschlagen, trotz Rufen und Locken er sich nicht weit in den Rhein traute und sich weigerte weiterzugehen. Wenn er gesprungen wäre, wäre dass sein sicherer Tod gewesen, denn auf der Höhe des Stegs hat es eine tiefe reissende Wassermühle.

Elf Stunden nach dem Start waren wir heil auf der Zapporthütte angekommen. Als der Hirte später noch auf die Hütte kam, spendierte ich ihm als Dank ein Bier. Nach dem feinen Znacht das Martin mir als einzigen Gast zubereitete, ging ich um 21 Uhr in die Federn.
 
Zweiter Tag:

Kurz vor sechs Uhr machten wir uns auf dem unmarkierten Weg in Richtung «Ursprung» der zuhinterst im Tal liegt. Dort ist der Rhein in viele Arme verzweigt. Aber auch dort mussten wir wieder geeignete Stellen suchen, um den Fluss zu überqueren. T3

Anschliessend ging es steil hoch zur Moräne und auf dieser weiter, um an den Fuss des Gemskanzel zu gelangen.
Dort machte ich den Fehler, anstatt meiner aufgezeichneten Route zu folgen, folgte ich den Steinmännern und gelangte prompt zum falschen Teil des Paradisgletscher, der wegen des Gletscherschwundes sich in zwei Teile aufgeteilt hat.
Wieder zurück auf meiner gespeicherten Route gelangte ich dann doch noch zum «richtigen» Teil des Gletscher der hoch zum Vogeljoch führt. T3+

Wieder mit den Grödel überquerte ich mit wenigen Höhenmetern das Ende des Gletschers und stieg dort auf das Geröllfeld ab um anschliessend auf blockartigen Felsen und Geröll zum Voglejoch hochzusteigen. T4

Auf dem Pass überquerten wir wieder die Kantonsgrenze von Graubünden ins Tessin. Der lange und sehr steile Abstieg nach Ürbell war wegen der Routenfindung, der zeitaufwendigste Teil der ganzen Tour.
Ich versuchte mich mit Anhaltspunkten zu orientieren, aber einfacher wurde es damit auch nicht.
Kurzum, ohne meine gespeicherte Route auf der Karte und GPS wäre es um einiges schwieriger gewesen. T5

Bei Ürbell machten wir noch den kurzen Abstecher zur Capanna Quarnei. Wieder zurück bei Ürbell folgten wir dem markierten Wanderweg runter Richtung Dandrio wo wir um 16:30 eintrafen.

Nach einem alkoholfreien Bier bei Laura, folgte anschliessend eine vierstündige Heimfahrt.
 
Fazit:
Eine schöne, wilde und absolut einsame Gegend und das Highlight dieser Tour sind die noch vorhandene Überreste der Gletscher.
Die Bewertung T5 bezieht sich nicht auf die Technik, da würde ich höchsten eine T4+ geben, sondern auf die Wegfindung.
Diese konditionelle anspruchsvolle aber abwechslungsreiche Tour wird mir lange in bester Erinnerung bleiben.

Tourengänger: Flylu


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2022 um 19:21
deine Leistungen, deine Touren - sind kaum zu übertreffen;

Hochachtung, und Gratulationskuss

Felix

Flylu hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2022 um 09:33
Vielen herzlichen Dank lieber Felix für dein schönes Kompliment.

Einen ganz lieben Gruss, Lucia



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