Kurzbericht 

Hoher Riffler Nordgrat


Publiziert von Toni83 , 18. Juli 2022 um 15:57.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:16 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 2150 m
Abstieg: 2150 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Flirsch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Pettneu

Ich muss mehr in die Breite denken, und mich bei der Gelegenheit einmal wegbewegen vom hellen Grau meiner vertrauten Kalkberge und dabei wie jedes Jahr erneut entdecken, dass es auch anderswo viel schöne Gegend gibt. Erst vor kurzem bin ich in der erweiterten Nachbarschaft von der Pflunspitze zum Kaltenberg und seit dem hat sich der Gedanke an den Hohen Riffler Nordgrat wieder in meinem Hirn breitgemacht. Ja richtiggehend festgekrallt. Obwohl ich schon allein beim Wort "Nordgrat" immer an Schatten, Kälte und Feuchtigkeit oder schlicht Düsternis denken muss, bin ich aus meinen eigenen Fängen nicht mehr aus gekommen und das Ziel war gesetzt.

Nach etwas Recherche sehe ich Flirsch als den idealen Startort an. Von da geht es über einen Waldsteig recht flott auf die schön gelegene Ganatschalm wo ich vom Gebimmel der Kuhglocken empfangen werde. Der Weiterweg zur Mittagsspitze ist unfehlbar ausgeschildert und ich wandere sehr aussichtsreich (vor allem Richtung Lechtaler) auf deren Gipfel. Somit sind die ersten 1.500Hm erledigt, theoretisch könnte ich wieder umdrehen. 
Theoretisch. Aber ich will ja was anderes. Und das sehe ich jetzt auch. Zum ersten Mal. Auweh.
Der wuchtige Gauderkopf türm sich in meinem Sichtfeld auf - streckt seinen Grat einem Tentakel gleich zu mir herüber. Mich schauderts. Aber wie immer belasse ich es nicht bei Ferndiagnosen, erst gehe ich rüber, dann schau ma weiter.
Richtig nett schaut er auch von Nahem nicht aus. Im alten AVF mit SG II bewertet, denke ich mir schon am Einstieg dass ich hier eher einen IV-er vor mir habe. Ich komme echt ins Grübeln und bin schon am Umdrehen (rede mir ein, dass auch so ein Wandertag was hat (was ja auch stimmt)) als ich doch noch ums Eck schaue. Ahh, okay habe ich die Relationen doch noch nicht ganz verloren.
Was von jetzt an passiert macht mich einfach nur staunen. Als Karwendel/Mieminger/Wetterstein erprobter Bergsteiger habe ich plötzlich Fels vor mir der (meistens) sogar hält was er verspricht! Teilweise sind Tritte und Griffe angeordnet wie im Kletterpark (in dem ich noch nie war). Eine positive Grenzerfahrung ;)
Dergleichen erleichtert und überrascht ist der größte Teil hinauf zum Gauderkopf wirklich nur SG II allerdings mit Passagen im 3. Grad. Und ausgesetzt von Vorne bis Hinten.
Den Gauderkopf selbst ziert eine Wetterstation, das stört wenig, weil ich rundherum soviel Schönes zu bewundern habe wie nicht oft davor. Von den grünen Tallagen über den roten Fels zum ewigen Eis hinauf zum stahlblauen Himmel. Aber vor allem der Blick zum Hohen Riffler ist eine Offenbarung - ich kann es nicht anders formulieren.
Vom Gauderkopf erst kurz hinab in ein kleines Kar. Hier kann ich einmal durchschnaufen - die Anspannung des hinter mir liegenden fällt ab und vor mir wartet nur noch freudige Erwartung. Schnell ins Gratbuch einschreiben und weiter geht's. Teilweise recht schmal und in seiner Gesamtheit unruhiger als das Bisherige komme ich dem Riffler näher (mehrere Stellen SG III). Wo es direkt am Grat zu schwer erscheint, ist auch ein Blick nach rechts erlaubt, da könnte es leichter gehen. Die für mich schönsten Klettermeter warten dann im Finale als letzter Aufbau vor dem Gipfel. Und dann bin ich oben. Soviel Schönheit die mich schon den ganzen Tag über begleitet - geil!!
Ganz geschafft ist das Klettern noch nicht, weil Kreuz- und Wandergipfel bekanntermaßen durch einen Riss gespalten sind. Aus dem Wissen anderer Berichte hätte ich nochmal eine echte Herausforderung erwartet - aber die bleibt aus. Wahrscheinlich meinen heutigen Erlebnissen geschuldet, geht schließlich auch das noch ganz easy.
Den Besuch des Kleinen Riffler lass ich mir auch nicht nehmen, den werde ich nicht mehr einfacher bekommen... Dann steht der Abstieg an, überwältigt vom Verlauf des Tages sind sogar mehr als 2.000Hm abwärts gehen kein Problem, eine Einkehr in der Edmund Graf Hütte inklusive und jedenfalls zu empfehlen. Zu guter letzt wartet am Talausgang in Pettneu das morgens abgestellte Rad mit dem es abwärts und mit Rückenwind (ein perfekter Tag eben) zum Auto geht.

Tourengänger: Toni83


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