Rohrspitzli ab Wassen via Spitzli


Publiziert von 3614adrian , 11. Juli 2022 um 08:58.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:10 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 3200 m
Abstieg: 3200 m

Das Rohrspitzli ist als anspruchsvolle Skitour von Norden aus dem Meiental oder von Süden aus dem Göschenertal recht beliebt. Im Sommer bekommt der Berg deutlich weniger Besuch. Im Gebiet der Salbithütte war ich noch nie unterwegs und im Verbindungsgrat zum Fleckistock fehlt mir noch der Chüeplanggenstock. Mit Start in Wassen kommen einige Trailrunhöhenmeter und -kilometer zusammen. Von Ulmi im Göschenertal könnte die Tour etwas verkürzt werden. Die Landschaft im Rohr und bei den Seen, sowie auch beim Rückweg über die Salbitbrücke ist sehr eindrücklich. Der Ostgrat zum Spitzli ist schön mit griffigem, festem Gestein. Der Gipfel immerhin ein 3000er und erst noch eine Hikr-Erstbegehung. Die Überschreitung zum Rohrspitzli deutlich ansprucksvoller mit vielen wilden Zacken. Der Grat vom Rohrspitzli zum Chüeplanggenstock beginnt gemütlich, wird gegen Ende aber doch noch etwas anspruchsvoll und das Gestein oft brüchig. Der Abstieg über die Südwestrippe geht ordentlich gut.
Der lange Rückweg über die Salbitbrücke und Bandlücke zieht sich gehörig, ist aber abwechslungsreich. Oft führt der Weg über Blockfelsen oder Felsplatten, was Spass macht aber halt auch Zeit braucht.


Spitzli - Ostgrat (WS+ / ZS?)
Start beim Bahnhof Wassen. Gleich zu Beginn suche ich mir einen Direktweg nach Entschigen. Nach Butzligen halte ich früher als geplant links steil den Wald hoch, um mir die lange Kehre zu sparen. In spannendem Gelände erreiche ich über die Butzliflue den Wanderweg. Jetzt heisst es Höhenmeter vernichten bis ca. 2150. Hier flacht der Weg ab und traversiert wunderschön am Fusse des Höreli vorbei. Weiter zum idyllischen Chli See und weiter zum Gross See. Von hier gäbe es verschiedene Möglichkeiten den Ostgrat des Spitzli zu erreichen. Ich gehe zum Seende und erreiche bei P. 2577 den Grat. Den Abstecher zum nebelverhangenen Schwarzstock spare ich mir.
Ab hier beginnt die knapp 4km lange Gratüberschreitung bis zum Chüeplanggenstock. Ohne Problem kann der flache Grat bis zum Gipfelaufschwung verfolgt werden. Ab da in ansprechender Kraxelei, oft leicht links der Kante bis zum Gipfel. Dies geht zumindest im Aufstieg recht gut. Kleiner Steinmann ohne Gipfelbuch - Hikr-Erstbegehung. (gemäss SAC-Clubführer 1996 mit ZS bewertet)

Rohrspitzli - Überschreitung vom Spitzli (WS+)
Weder im Internet, noch im SAC-Tourenführer habe ich etwas über diesen Grat gefunden. Der Grat zieht sich und hat mit P. 3110 noch eine zweite Erhebung. Direkt am verwitterten Grat ist das Gestein zwar recht fest, jedoch teils mit aufgestellten, dünnen Zacken. Wenn es zu wild ausgeschaut hat, bin ich knapp rechts vom Grat ausgewichen, was meist erstaunlich gut geht. Der Aufstieg zum Rohrspitzli von Norden dann in einfacherem Gelände.

Chüeplanggenstock - Ostgrat vom Rohrspitzli (WS+), Abstieg via Südwestrippe (T5+)
Vom Rohrspitzli zuerst wieder nordwärts runter in den Sattel. Hier, wie bereits von zuhause angeschaut, käme man gut südwestlich durch eine Geröllrinne runter vom Grat (aktuell bereits schneefrei). Ich gehe aber weiter - bis auf's Rothorn sowieso. Ein eigenständiger 3000er Gipfel, obwohl es sich nicht so anfühlt. Der weitere Grat sieht auch gut begehbar aus, so gehe ich weiter und komme zügig voran. Die zweite Hälfte des Grates wird aber zunehmend schwieriger, so dass das L vom alten SAC-Führer etwas Fehl am Platz ist. (L-WS im Urnerland ist sowieso ein sehr weiter Begriff...) Knapp 300 Meter Luftlinie vor dem Gipfel befindet sich eine Einsattelung. Ein Abstieg über eine fast senkrechte Stufe von ca. 50Hm scheint keine Option. Ich sehe einen improvisierten Abseilstand an einem kleinen Klemmkeil...
Ich lasse alles unberührt und hole nordöstlich in der Flanke aus und gelange so über etwas brösmeliges Gelände in den Sattel (T5+). Der weitere Gratverlauf in nun festerem Gestein, dafür auch etwas schwieriger, kurz vor dem Gipfel kommt eine Scharte mit nachfolgender Stufe, die schwierig ausschaut. Ich steige hier mit zusätzlicher Sicherung mit meiner Reepschnur über einen steilen Kamin auf die Südseite ab. Griffiger und einfacher als von oben gesehen. Nun alles links vom Grat in einfachem Gelände zum Gipfel, der sich auch wie ein Gipfel anfühlt. (Gemäss alten SAC-Clubführer 1996 mit L, 1h30 bewertet. Ich brauche ziemlich zügig angegangen und ohne Verhauer 1h20. Zeit finde ich somit grad etwas sportlich angegeben und die Bewertung L ist schlichtweg falsch...)
Der Abstieg über die Südwestrippe geht erstaunlich gut (Hier gemäss erwähntem Führer mit WS angegeben...), anfangs sogar Steinmänner, die ich dann irgendwann verliere. Nördlich vom P. 2706 über eine steile felsdurchsetzte Grasrinne ostwärts runter und schon bald wird der Wanderweg erreicht.

Salbitbrücke (T4) - Salbithütte (fast) - Bandlücke - Wassen
Bis zum Salbitschijenbiwak werden mehrere Runsen überquert. In die Spicherribichelen wird über mehrere fast senkrechte Eisenleitern abgestiegen. Beim Biwak treffe ich zwei junge Bergsteiger, welche wohl am Folgetag den Salbitwestgrat angehen. Kurz nach dem Biwak kommt die Salbitbrücke, welche eindrücklich über die Runse leitet. Bald sieht man die Salbithütte, sie scheint weit entfernt, doch es ist gar nicht so weit. Die letzten Meter zur Hütte spare ich mir. Etwas weiter, besser gesagt höher als erwünscht liegt die Bandlücke. Dank zunehmendem Wind wird es erst zuletzt zur Lücke noch heiss. Hier gönne ich mir eine Pause. Auf dem Wegweiser steht 3h30 nach Wassen. Auch wenn ich weiss, dass ich mit Trailrun schneller sein werde, doch ein kurzer Frust. Das Gelände bleibt lange alles andere als flowig. Dennoch komme ich zügig voran und erreiche nach 1h10 Wassen.

Insgesamt eine technisch anspruchsvollere Route als gedacht und dies sowohl im Fels als auch in den Trailrunabschnitten. Wegen den Kletterpassagen muss die Tour nicht angegangen werden, als Gesamterlebnis dennoch eindrücklich und auf vielen Abschnitten Einsamkeit fast garantiert.
Die Berge weiter nördlich vom Chüeplanggenstock mit Start beim Chli Griessenhorn habe ich hier bereits einmal überschritten. Die Idee den Grat bis zum Rohrspitzli zu verfolgen musste ich dann aber streichen. Bis auf den Fleckistock alles im Sommer selten begangene Gipfel.



Durchgangszeiten
05.36 Wassen
07.01 Beginn Querung beim Höreli
07.37 Gross See
08.56 Spitzli
10.06 Rohrspitzli
11.30 Chüeplanggenstock
13.14 Salbitbrücke
14.00 Bandlücke
15.18 Wassen (total 9h42)

Tourengänger: 3614adrian


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