Alpintour ohne viel Ausrüstung am Ortler Hintergrat (Achtung Nur Teilstück!)


Publiziert von J_Rekowski , 24. Juni 2022 um 16:35.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:23 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1620 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SS622
Unterkunftmöglichkeiten:Hintergrathütte

Meine Wanderpartnerin reizte schon länger der herausfordernde Weg zum Hintergrat (und später dann auf diesem) welcher sich von einer Moräne nahe der Hintergrathütte bis zum Gipfel des Ortlers ausstreckte. Dabei war uns von vornherein klar das ohne Ausrüstung wir nicht den gesamten Grat besteigen konnten. Ich nahm nur die übliche Wanderausrüstung mit sowie Helm und für die Not Steigeisen die man aber nicht gebrauchen konnte da es trotz Mitte/ Ende Juni bis auf eine Stelle keinen Schnee mehr bis 3500 m  gab, ungewöhnlich!

Wir entschieden uns von der Bergstation Langensteinbahn zur Hintergrathütte zu steigen. Dort hielten wir uns nur kurz auf denn die Hütte hatte noch zu?! Erst auf dem Gletscherweg und dann weiter auf einer Moräne entlang erreichten wir den Beginn der Route zum Hintergrat. Gleich zu Beginn steil und leicht rutschig auf schotterähnlichem Untergrund erreichten wir nach kurzer Zeit schon ein Steinkar welches erst unsteil dann steiler auf einem serpentinenförmigen Weg durchschritten werden konnte ohne das wir dabei Probleme hatten den Weg zu finden. Hier lag das einzige noch vorhandene Schneefeld. Bis zum Ende dieses Kars also für ambitionierte Wanderer kein Problem. Wir erreichten dann ein Biwak welches wir dankend als Schattenplatz nutzten. Von dort schon hat man einen fantastischen Blick.

Nun aber verlor sich die Route im Gemisch aus großen Steinen, Felsen, Platten, schroffen Spitzen, und losem Geröll. Immer wieder suchten wir nun nach Steinmännern und wurden meistens fündig. Dennoch gestaltete sich die Wegfindung immer schwieriger war jedoch oft auch logisch und vielfältig. Mehrere Routen können hier zum Ziel führen, darunter auch ein Kamin, wobei der Schwierigkeitsgrad varriert von I. bis II. Nach ca. einer halben Stunde erreichten wir die Fortsetzung des unschwierig zu begehenden Kars auf serpentinartigen Schotterwegen die gut erkennbar waren. (Das Kar wurde durch eine Passage von Kletterstellen unterbrochen)

Ab dem Ende dieses Kar's wurde es jedoch nun endgültig steil und eine reine Klettertour im ersten Grat bis kurz vor dem Einstieg hoch auf den Grat selbst. Hier standen wir vor einem Steilhang und man hätte hier im I.+ Gelände direkt hochsteigen müssen, doch verleitete uns ein Weglein dazu links diesen Steilhang zu umgehen. Dieser führte jedoch nur zu einem Biwak. Irrtümlicherweise verfolgten wir diese Passage aber weiter die rechts hoch in ein immer steileren Hang endete und uns zum Umkehren zwang als ein kopfgroßer Stein beim Aufstieg wegbrach und meine Wanderpartnerin fast in eine äußert unangenehme und haarige Situation gebracht hätte. Richtig wäre gewesen den weg nur sehr kurz zu folgen und dann rechts direkt den Fels hochzusteigen und ihn in Richtung des Grates weiterzusteigen.

Auf dem Grat angekommen hatten wir noch keine Sicht auf die Tabarettahütte. Wir wollten zudem noch den Gletscher erreichen und ggf. den Signalkopf. Doch nur kurze Zeit auf dem Grat selbst stoppte uns eine steile plattenartige Stelle die eigentlich von der Kletterschwierigkeit her kein Problem darstellen sollte, doch fanden wir beide keinen ordentlichen Halt mit den Füßen aufgrund der Abgegriffenheit des Gesteins sodass wir uns vernünftigerweise ab da für einen Abstieg entschieden. Wir hatten hier eine Höhe von ca. 3440 m.

Trotz des verfrühten Endes der Tour hatten wir bis dahin 1200 Höhenmeter zurückgelegt und eine wirklich ordentliche Sicht Richtung Monte Chevedale gehabt. Es hatte sich voll gelohnt. Und das bei T-Shirt Wetter auf fast 3500 m, ungewöhnlich im Juni!

Die Frage die wir vor der Tour uns stellten war jedoch, ist es für uns Alpintourengeher ohne Ausrüstung möglich den Hintergrat bis zum Signalkopf zu gehen, von wo ja der wirkliche Kletterpart mit der IV-Stelle beginnt. Ohne Schnee und bei optimalen Bedingungen durchaus als noch "erwanderbar" zu bezeichnen. Auch wenn schon teils recht ausgesetzt und so steil das ein rutschen eher spät einen halt finden würde sind die unrutschigen Kletterpartien gut und einfach zu meistern und nicht schwieriger wie auf anderen (noch) Wanderrouten im ersten Grad. Dennoch sind wir hier wie am Piz Kesch schon eher an unsere Grenzen gekommen.

Einzig allein einen Bergführer trafen wir auf unserer Route der gerade zum ersten Mal den Hintergrat vom Gipfel selbst ganz hinabstieg. Sonst gehörte der Grat uns da wir auch erst gegen 10:15 den Gletscherweg verließen hoch zum Hintergrat. Gegen 16:15 Waren wir wieder bei der Hintergrathütte, gegen 17 Uhr an der Langensteinbahn (Sessellift) die wir knapp verpassten. So stiegen wir auch noch ganz hinab bis Sulden sodass wir am Ende doch ganz schön geschlaucht waren nach über 1500 Hm Abstieg.

Technisch, konditionell sowie in Bezug auf Aussicht und Erlebnis aber einer der schönsten Touren in den Alpen!

Tourengänger: J_Rekowski


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