Pizzo di Madei 2551 m


Publiziert von basodino , 22. Juni 2022 um 16:04.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:14 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I   Gruppo Pizzo di Madéi   Gruppo Rosso di Ribia 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 740 m
Abstieg: 680 m
Unterkunftmöglichkeiten:Bivacco Amodei 1889 m, fast vollständig ausgerüstete Selbstversorgerunterkunft, unverschlossen, 8 Matratzen, 4 Lattenroste, wenige Decken, Rif. Bonasson CAI 1947 m, Selbstversorgerunterkunft, Schlüssel beim CAI Vigezzo erhältlich, keine Matratzen abgesehen von ultradünnen Isomatten, Dachboden groß genug für maximal 8-12 Personen, Decken vorhanden

Nach einer sehr erholsamen Nacht im Bivacco brach ich noch im Morgenschatten auf. Nach einer kurzen Wäsche am Bach, stieg ich in den Hang rechts oberhalb der Alpe Pianezza. Ich fand zunächst keinen wirklich eindeutigen Weg (entgegen der Karte), konnte aber immer wieder klare Spuren nutzen, vor allem in den Bereichen, wo sich die Alpenrosen breit gemacht haben. So ging es eher gemütlich bis knapp oberhalb des Seeleins unter der Cata di Madei, wo sich ein weiterer saisonaler See fand (ca. 2160 m). T2, 55 min

Über den schwach akzentuierten Rücken oder ein Tälchen rechts davon stieg ich bequem zu P. 2264, wobei hier von der Cata di Madei von rechts eine deutlich markierte Route einmündet. Dieser folgt man nicht allzu lange, da diese bald leicht hinabführt, um dann eher zum Passo dell'Omo zu leiten. Ich hielt die Höhe bis ich mich unter P. 2483 der Cresta di Madei befand. Nun stieg ich den Hang hinauf, der teilweise aus mittelsteilen Wiesen, teilweise aus Blockgeröll besteht. In beliebiger Routenführung erreichte ich die Gratkante ca. 50 m links von P. 2483. T3, 1 h 00 min

Ich ließ den Rucksack kurz liegen und stieg zu dem Aufschwung hinüber, der die Schlüsselstelle der Cresta bildet. Nach einer kurzen, etwas genaueren Inspektion kann ich klar sagen, dass er außerhalb meiner Komfortzone liegt und für den "normalen" Wanderer zu meiden ist, da zu steil und zu exponiert und sicherlich auch nicht nur eine II. 

Mit Rucksack ging ich dann den letzten Gratabschnitt an. Dieser weist einige kleinen Felsstufen auf, die fast immer so geschichtet sind, dass man leicht ansteigend bis horizontal an eine Kante kommt, von der man dann 2-4 Meter hinab muss. Obwohl das Abklettern nicht schwierig ist, habe ich hier viel Zeit verloren und mich gelegentlich für ein Ausweichen entschieden. So komme ich auf eine Schwierigkeit von T4, I. Wenn man direkt an der Gratkante bleibt wird es eher eine II sein, man kann aber auch fast alle Kraxeleien meist links umgehen. T4, I, 35 min

Bis zum Gipfel hatte ich eine exzellente Aussicht. Aber gerade jetzt zogen von Süden her Wolken auf, die dann für die nächsten 36 Stunden auch nicht mehr abziehen wollten. So genoss ich meine Gipfelrast im Schatten und nur mit einem schönen Blick nach Norden und teilweise Westen. 

Den Abstieg begann ich mit dem SSW-Grat, wobei man oft leicht rechts der Kante bleibt. Über recht steile Hänge aus Gras und Steinen stieg ich so in eine nahe Scharte ab (Bocchetta di Loccia Carneria, ca. 2450 m ohne Namen oder Kotierung auf der Landkarte). Bis dahin würde ich diesem eher steilen, als schwierigen Abstieg eine Einstufung von T3+ verpassen. 
Von der Scharte stieg ich nach rechts hinab. Meist habe ich das Geröll in der Rinne gemieden und bin rechts davon über Gras und gut gestufte Felsen gestiegen. Wenn sich die Rinne verbreitert, sollte man sich nicht wie ich weiter nach rechts begeben, denn man läuft auf eine Felsklippe auf (Riff). Die Steilstufe kann man wahrscheinlich nirgends sinnvoll direkt absteigen. Ich querte also wieder etwas nach links zurück, um dann die erste Gelegenheit nach unten zu nutzen. 
In der Folge quert man nun weite Hänge immer weiter nach rechts, die entweder aus Geröllhalden oder aus mit Alpenrosen und anderem niedrigem Bewuchs gesäumten Grashängen bestehen. Dabei ist das Gelände nicht ganz einheitlich gegliedert, was einen zu kleinen Korrekturen in der Wegführung zwingt. Obwohl meine Tendenz mehrheitlich abwärts war, nahm ich den einen oder anderen Gegenanstieg in Kauf. Wer von hier zum Passo del Lago Cavegna möchte, sollte hier eher die Höhe halten. 
Schließlich kam ich am Abfluss des Lago Cavegna an und folgte dem nun sehr einfach zu begehenden Tälchen zu eben diesem See (50 m Aufstieg). T4+, 1 h 35 min

Nach einer weiteren Pause stieg ich das Tälchen wieder hinab und fand auf ca. 2130 m einen ersten Steinmann gefolgt von drei weiteren. Nachdem ich keine weiteren finden konnte, traf ich etwas tiefer auf eine wage Querspur, die von links nach rechts mit weiteren Steinmännchen führte. Dieser folgte ich in eine Rinne, die man ein wenig absteigt. Bei P. 2034 direkt unterhalb von Platten führt die Spur dann nach rechts und hält die Höhe (steigt sogar leicht zu einem Nadelbaum an). Man erreicht leicht ansteigend einen flachen Rücken und weiter nach rechts querend den Hauptweg unterhalb der Alpe Cavegna. Zu meinem größten Erstaunen findet sich hier auch ein Wegweiser, der einen auf die gerade gemachte Route zum Lago Cavegna und Passo del Lago Cavegna hinweist. Wenn hier mal ein richtiger Wanderweg war, so ist heute davon nicht mehr viel vorhanden. 
Ich nahm den Hauptwanderweg auf, durchquerte ein Bachbett und fand dahinter knapp unterhalb auf einer Wiese das Rifugio Bonasson. T3+, 55 min

War ich am Vortag vom Bivacco Amodei positiv überrascht, so war das hier genau umgekehrt. Das liegt vor allem daran, dass ich von einem CAI-Rifugio mehr erwartet hatte, denn im Gesamteindruck ist kaum ein Unterschied zum Bivacco auszumachen. Allerdings gab es am Rifugio Wasser, was dann doch einen erheblichen Komfortgewinn bedeutet. Dafür gibt es im Rifugio zur Zeit nur sehr dünne Isomatten, die kaum einen Unterschied zum Schlafen auf dem Boden machen. Es stand mir eine sehr harte Nacht bevor. Zudem ging das Gas zum Kochen nicht und der Wasserhahn tropfte. Wer Komfort sucht, ist hier fehl am Platz. Dafür hatte ich inzwischen seit mehr als 24 Stunden keinen Menschen mehr gesehen. Steinböcke, Gemsen, Murmeltiere und Frösche gab es hingegen in mehr als befriedigendem Umfang zu sehen. 

Zurück ging es am nächsten Tag nach Vergletto über zwei weitere Gipfel

Tourengänger: basodino


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