Fünffingerstock Südwand "Bohrgeist" - Plaisir hochalpin

Einmal mehr eine traumhafte Route aus der Erschließertätigkeit von Patrick Müller: Alpiner Zustieg, wunderbare Kletterei + ebensolcher, super strukturierter Fels bei sehr guter Absicherung, noch dazu auf einen attraktiven "Gipfel" (auch wenn dessen Hauptgipfel nicht erreicht wird). Es wundert jedenfalls nicht, dass die Route ausweislich Wandbuch schon binnen kurzer Zeit nach ihrer Eröffnung sehr beliebt geworden ist. 

Zustieg:
Vom PP Obertalbach im Aufstiegssinn links des Bachs über den nicht markierten, aber immer gut ersichtlichen Weg bis kurz vor den See bei Pt. 2515m. Hier nach rechts über den Bach und auf Spuren über die offensichtliche Moräne, die in den Firnkessel umgeben von Untertalstock, Fünffingerstock und Obertalstock zieht. Über Firnfelder und zuletzt einen (wohl spaltenfreien) Restgletscher zum Einstieg: Unten Steinschlaggefahr von rechts her (Scharte Obertalstock), oben durchaus einige Meter extrem steil (zumindest früh im Jahr, wenn man direkt zum ersten Stand kommt). 

Route:
Die sog. "SL Nr. 0" war bei uns noch komplett zugeschneit. Dafür gab es am Einstieg einen kleinen Bergschrund, den wir erstmal einebneten und gottseidank auch den Stand auffinden und ausgraben konnten, was den gesicherten Wechsel aufs Kletterschuhwerk ermöglichte. Die erste SL ist nicht nur nominell die schwierigste (5c), sondern auch ansonsten die "Eintrittskarte": Der Fels ist glattgeschliffen und an 1-2 Stellen kann die Absicherung durchaus noch mit kleinen bis mittleren Friends verbessert werden. Bei uns war es zudem noch überaus kühl und vom Regen des Vortags nass, was den herben Charakter noch weiter betonte. Danach gab es mit zunehmender Sonne nur noch 8 Seillängen wunderbare und bestens abgesicherte Plaisirkletterei zwischen (4c und 5b+) in sehr gutem Fels bis zum Wandbuch, von dem auch der Gipfel des Südgipfels / Pt. 2971 mit ein, zwei Kletterzügen zu erreichen ist. 

Abstieg:
Über die Route wird abgeseilt. Oben gibt es ziemlich viele Schuppen und Gelegenheiten das Seil zu verhängen, weshalb wir hier mit einem doppelt genommenen Halbseil abseilten (15m und 20m). Danach bietet auch SL7 (45m) noch Verhängergefahr, aber durch den schrägen Verlauf kann man das beim Abziehen recht gut managen. Weiter geht es dann ohne solche Sorgen und auch der im Topo eingezeichnete Zwischenstand in SL1 ist mit Maillon versehen und die BH verbunden, so dass man von dort bequem und ohne Pendlergefahr direkt zum Einstieg (in unserem Fall im Bergschrund) abseilen kann. Hiernach auf dem Anstiegsweg ins Tal.

Material:
Mind. 50m Halbseile, 12 Express, 2 Friends, Steigeisen sehr angenehm, Pickel angenehm, aber nicht zwingend, wenn man Steigeisen hat (wir hätten ohne Pickel aber den Stand nicht ausgraben können... - also vllt. besser doch ;)