Rotstock (Eiger), Westgrat


Publiziert von trecime , 16. Juni 2022 um 19:15.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:14 Juni 2022
Klettern Schwierigkeit: 5a (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 1 Tage

Der dem Eiger westlich vorgelagerte Rotstock bietet einen imposanten Blick in dessen Westflanke und wird im Südosten und Süden spektakulär von Mönch und Jungfrau überragt. Wer einmal Eiger-Kalk unter den Fingern spüren will, kann dies ohne Schwierigkeit über den vielbegangenen Klettersteig machen, aber der Rotstock bietet an seinem Westgrat auch eine richtige alpine Tour, die bei Hikr bisher nicht beschrieben wurde. Wir folgten an diesem wunderschönen Junitag der Tourenbeschreibung des «Hochtouren-Topoführers Berner Alpen». Ausgangspunkt ist die Station Eigergletscher, die wir in südlicher Richtung verliessen und dann rechts des Tunnels (Steinschlag-Einhausung) der Jungfraujoch-Bahn nach Osten marschierten. Am Ende des Tunnels querten wir die Schienen nach Norden und folgten grob der Richtung zu TP 2444 m, wo wir auf halbem Weg auf blaue Markierungen trafen, die zum Einstieg führen (wo dieser ‘offizielle’ Weg beginnt, blieb uns unklar). Es sei hier bemerkt, dass bereits gleich bei der Station Eigergletscher einige neue Bohrhakenrouten erkennbar sind. Wir wissen nicht, ob diese zu einer erweiterten Westgrat-Tour gehören oder kurze Sportkletterrouten sind.

Zur Tour kann generell gesagt werden, dass die elf Seillängen kurz und unter technischen Gesichtspunkten nicht schwer sind (Angaben laut Führer: 2b bis 5a; Länge maximal 30 m), aber bis auf die Standplätze ist die Ausstattung mit Bohrhaken eher spärlich, was auch die Routenfindung erschwert. Auch wird der Eigerkalk seinem schlechten Ruf gerecht: das Gestein ist abschüssig geschichtet, kleinsplittrig und wenig fest. Gelegentlich kann man einen Friend oder Klemmkeil setzen, aber insgesamt sind die Möglichkeiten zur zusätzlichen Absicherung eher gering. Im ganzen ergibt sich damit trotz Seilbahnnähe eine durchaus alpine Tour.

Die Einstiegsseillänge ist ein kurzer Riss mit einigen Schlaghaken, dann muss man (wie im Topo verzeichnet) einige Meter nach rechts queren und nicht geradeaus hoch, wie wir es zuerst versucht hatten. Eine der folgenden Seillänge beginnt mit einem etwas anspruchsvolleren Zug, aber ansonsten geht es ohne Probleme aufwärts. Bei der neunten Seillänge rätselten wir noch einmal über die Wegführung, bis wir das kurze Gehgelände zum Gipelaufschwung erreichten. Hier gibt es eine neue Bohrhaken-Seillänge mit Plaisir-Abständen, aber wir zogen die klassische Variante durch das Felsloch vor. Dieses befindet sich in der rechten Lücke eines Türmchens und kann am besten durch Hochstemmen mit der Kamintechnik erreicht werden. Im Fenster auf der linken Seite findet sich ein schöner Bohrhaken mit Ring. Von dort aus wollten wir zuerst auf der linken Seite weiter, wo ein herausstehender Block scheinbar gute Griffmöglichkeiten und ein Plätzchen für einen Friend bietet, aber dies erfordert ein paar anspruchsvolle Züge im Überhang. Dann sahen wir eine schöne kurze Verschneidung rechts vom Fenster, die viel einfacher ist. In einen Riss passte sehr gut ein kleiner Klemmkeil, der noch immer dort steckt, weil ich vergessen habe, den Klemmkeilentferner an Christian zu übergeben. Etwas höher hatte auch noch ein kleiner Friend Platz. Nach dem Riss ist man auf einem Plateau, wo ich an dem Stand der Bohrhakenroute sicherte (dazu links halten). Die finale Seillänge führt aber durch eine Rinne, für die man sich leicht rechts halten muss. Etwas versteckt sind dort zwei Schlaghaken angebracht. Oberhalb des Standplatzes gibt es noch einen letzten Bohrhaken, dann ist der Weg zum Gipfel frei. Dort genossen wir in Ruhe die grandiose Aussicht auf das Berner Dreigestirn.

Wir haben bis zum Gipfel ungefähr viereinhalb Stunden benötigt, was hauptsächlich auf die häufige Unklarheit der Routenführung zurückzuführen ist. Für den Rückweg wählten wir den schönen Klettersteig (Einstieg im Bereich des Sattels Richtung Eiger), da zu der vorgerückten Uhrzeit kein Gegenverkehr mehr zu erwarten war. Man kann ansonsten auch einen blau markierten Abstiegsweg auf der anderen (südlichen) Seite nehmen. Am Ende des Klettersteigs folgten noch 1300 m Abstieg nach Grindelwald, aber bei dem wunderschönen Sommertag konnten wir auch diesen geniessen.

Fazit: eine sehr schöne alpine Tour in echtem Eiger-Kalk und mit fantastischem Ambiente! 

Tourengänger: trecime


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