Pizzo Guardiello (2091 m): Balkon über dem Val Chiavenna


Publiziert von Schubi , 9. Juni 2022 um 16:06.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:27 Mai 2022
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:10,1 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz in Chiavenna-Pianazzola
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Für einen spontanen Kurzurlaub wählten wir kürzlich das Bergell aus, und dort das sehenswerte Örtchen Chiavenna. Eine malerische Altstadt, hervorragendes Essen, die Berge rundum, ein Ausflug zum Comer See: wir haben uns sehr wohlgefühlt. Als Bergtour nahmen wir uns den Pizzo Guardiello vor, er liegt direkt oberhalb von Chiavenna und hat seinen Namen vielleicht bekommen (?), weil er den Ort bewacht. Ausserdem bildet er mit seinem Felssporn-Gipfel den Eckpunkt am Zusammentreff zweier schöner Täler.

Als Soundtrack zum Tourenbericht passt perfetto das grundentspannte L'Italia Vista Dal Cielo (Lombardia) von Piero Piccioni.


*Diese Tour von Francesco finden wir von den Guardiello-Berichten am reizvollsten (Grazie an dieser Stelle!) Denn wir sind immer froh, wenn wir Rundtouren gehen können, was in den Alpen ja gar nicht so oft möglich ist, und Aufstieg nicht gleich Abstieg ist. Hilfreich fanden wir auch lilas *Bericht. Die Tour ist von Beginn an recht steil und läuft auf durchwegs rustikale Steigen, sehr oft über Felstreppen/-Stufen. Den Gipfelaufbau ersteigt man sich weglos sowie in lustiger Block-Kraxelei. Weite Abschnitte führen durch schöne Kastanien- und Lärchen-Wälder mit teils uralten Bäumen. Froh sind wir über ihre Beschattung, da es ein südseitger Auf- und westseitiger Abstieg ist.

Der Großteil der hier verwendeten Route ist markiert/beschildert. Aber für's letzte Stück auf den Gipfel ist etwas Orientierung in der Weglosigkeit vonnöten. Start ist bei den zu Chiavenna gehörenden Häuschen von Pianazolla. Es geht direkt steil zur Sache, auf vielen, vielen Naturstein-Stufen, oft hochtrittig, im Zickzack herauf. Erste schöne Talblicke hat man auf ca. 1000 Hm. Kurz vor den Häusern von Dalò (auf dem Rückweg laufen wir direkt an ihnen vorbei) geht's rechts hoch und ab da sozusagen immer auf der Südnase/-Grat des Pizzo Guardiello herauf. Schön fanden wir die schattige Fels-Sitzgruppe bei den Häusern von Lagünc sowie die dortige Kapelle. Nah oberhalb dann noch ein feiner Aussichtspunkt mit weiten Blicken die man am beim darauffolgend-höheren Aussichtspunkt am Croce die Gualdo wiederholen kann. Vorbei an den Alpen Gulado (1560 m) und Brighecci (1739 m) geht es immer höher, wer zu wenig Wasser mit hat, kann an den dortigen Brunnen nachfüllen. Es folgt eine erste Kraxelei an der sich nun zum Grat aufsteilenden Süd-Bergnase des Guardielo, ergänzt mit schönen Tal- und Fernblicken. Die Route schwenkt auf 1919 m vom Grat in die Wesflanke und flacht ab, nach ca. 500 m (letzter Pfad-Aufschwung, kurz vor der Alpe Crespallo) muss man den Pfad rechts herauf verlassen und ins Unterholz steigen: hier findet man mit offenen Augen bald Trittspuren, die weiter bergan führen, zunächst noch durch Wald, dann durch offenes Gelände. Man steigt hier auf die nach Westen gerichtete Flanke des Gipfelbereichs herauf. Bald müssen auch die Hände ran und es geht in schöner Kraxelei und freier Routenwahl über Blöcke den Gipfelaufbau herauf. Oben am Pizzo Guardiello (2091 m) begrüßt uns ein eindrucksvoll-großer Steinmann und ein improvisiertes Gipfelkreuz. Direkt daneben verschnaufen wir auf einem breiten Block, lassen die Füße über der Tiefe baumeln und geniessen diesen herrlichen Balkon hoch über dem Val Chiavenna mit weiten Blicken ins Bergell.

Für den Abstieg folgt man zunächst dem breiten Nord-Grat kurz und steigt dann die Blockhalde an der Nordwestseite ab, leider fast bis ganz unten. Die Blöcke hier sind zwar etwas handlicher als die an der Aufstiegs-Flanke, aber es zieht sich dann doch ganz schön hin :-/ Am Ende der Lärchen-Reihe rechts dann rüber zu den verfallenen Gebäuden der Alpe Crespallo (1935 m), man peile das mitlere an, so trifft man auch wieder auf den Pfad, den man vorher zum Aufstieg verlassen hatte. Er führt uns nun an Crespallo vorbei herab (bald auch wieder mit Wegweiser), und zwar steil-rustikal durch eine schönen, von (teils riesigen) Lärchen bestandenen Bergwald. An der Alpe di Olcera (1513 m) können wir nochmals unsere Wasservorräte auffüllen. Außerdem haben wir hier eine wirklich schöne Begegnung mit einer Herde von Bergziegen, die aussehen als wären sie eine Kreuzung aus Steinwild und Hausziegen ... alle tragen eine Ohrmarke. Nachdem sie uns ausführlich gemustert haben läuft der Dienstälteste zu uns, stoppt kurz vor mir und schaut mich streng an: “Jo, der Chef hier bist Du“ antworte ich ihm. Die Herde läuft ein Stück mit uns mit und zieht sich dann auf einen Fels zurück. Ein toller Anblick mit den Berggipfeln dahinter. So entsteht eines meiner schönsten Bilder der Tour ...
 
Unsere Gehrichtung schwenkt nach Süden, es geht auf einem weiterhin recht fels-stufigen Pfädchen durchs Gewann Cassinaccia. Schön auch, wie dabei mehrere Tobel gequert werden, einer davon weist einen eindrücklichen Wasserfall auf. Immer wieder mal hat man Blicke ins Liro-Tal unterhalb. Lange geht es im gemächlichen Auf und Ab durch Bergwald. schliesslich gelangen wir zu den als Wochenend-Häuschen renovierten Gebäuden von Daloo. Die dortige (ältere) Kapelle deutet an, dass das mal ein kleines Bergdorf war. Kurz dahinter treffen wir wieder auf unseren Hinweg. Jetzt darauf noch das restliche Stück zurück zum Ausgangspunkt. Aufgrund der vielen Kehren und der Steilheit des Pfads hier zieht sich das nochmal ein bisschen, und wir hätten halt doch die Stecken mitnehmen sollen ... Auf ca 1000 Hm erhaschen wir nochmals die schönen Blicke auf Chiavenna, das im Abendlicht jetzt noch beschaulicher wirkt als beim Aufstieg.

Mit auf Tour: Amelie
 
Fazit:
abwechslungsreiche, aber recht oberschenklige Tour in einer Region, die wir auf jeden Fall gerne wiederbesuchen möchten. Der recht hoch reichende Baumbestand sorgt für Schatten an sonnigen Tagen, Fernblick-Momente gibt es zwischendurch aber trotzdem genug. Für den Abstieg vom Gipfelaufbau könnte man bis zum Pfad zurück auch die Aufstiegsroute statt wie hier die langgezogene Blockhalde nutzen,. Es wäre etwas zeitsparender, da dort nicht ganz so viel Blöcke zu kraxeln sind.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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