VAL BOSCO/VAL BAVONA: Capanna Grossalp – Guriner Furggu – Btta di Formazzöö 2664m– Foroglio


Publiziert von Seeger , 30. September 2009 um 23:00.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:29 September 2009
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Pizzo Biela   Gruppo Pizzo Quadro   CH-TI   I   Gruppo Pizzo Solögna 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1020 m
Abstieg: 2260 m
Strecke:Cap. Grossalp 1907m – Guriner Furggu 2323m - Btta di Formazöö 2664m – Lago di Formazöö 2251m – Formazöö, Corte di Mezzo 1824m – Gradisc 1703m – Calnegia 1108m - Puntid 890m - Foroglio Parkplatz 684m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:1.) Fortsetzung der Tour VAL BAVONA/VAL CALNEGIA: Orsalietta – Bocchetta d’Orsalia 2443m – Cap. Grossalp http://www.hikr.org/tour/post17117.html 2.) Ö.V.: Mit Fart von Locarno nach Cevio. Dort Postautolinie nach Bosco Gurin, anschliessend Anstieg von Bosco Gurin 1,5 Stunden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Anfahrt: Ö.V: Postautolinie von Foroglio nach Bignasco (Sommerbetrieb, wenige Fahrten), dort mit der Fart nach Locarno
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Grossalp UTOE, 1907m, Bewartete Hütte mit Restauration; sehr netter, langjähriger Hüttenwart. Gutes Essen. Einkehr: Restaurant Grotto di Baloi in Fontana und Restaurant La Froda in Foroglio Hotel: Albergo Posta, Cavergno und Albergo Turisti, Bignasco
Kartennummer:1271 Basodino, 1291 Bosco Gurin

Guten Morgen! Gestern habe ich mich auf der Bocchetta d’Orsalia spontan entschieden, ins Val Bosco in die Capanna Grossalp zur Übernachtung abzusteigen. Nun führt mein Weg wieder zurück nach Foroglio. Die Guriner Furggu will ich „noch mitnehmen“, um dann querfeldein zum direkten Weg von der Grossalp-Hütte zur Bocchetta Formazzöö hinüber zu wechseln.
Prima Frühstück und ein riesengrosses Sandwich als Lunch. Getränk. Kartenstudium. Los geht’s! Direkt im gestreckten Galopp zur Guriner Furggu, von der ich schon so viel gehört habe, dass ich unbedingt ins Val Formazza hinunterblicken will. Nach einer Stunde bin ich dort. Kein Kater von gestern. Zum Glück! Ein kleiner, jetzt halb eingetrockneter See und ein Grenzstein schmücken den Pass zwischen der Schweiz und Italien. Dieser Übergang wurde von Valsern rege benützt. Sehr direkt kann man von Bosco Gurin nach Fondovalle im Val Formazza hinüberwechseln (Auf 800m, ab 1100m). Dieser Pass war auch wichtig für den Kälberhandel.
Kurz kommt mir der Gedanke, ob ich hier absteigen soll. Aber der Umweg scheint doch etwas übertrieben zu sein. Später habe ich’s mir verdankt. So quere ich mühsam (niemandem zu empfehlen) an der prallen Sonne unter dem Martschenstock hindurch und erreiche endlich den direkten Weg im Bann. Angenehm steigt es dort über saftige Weiden an der Meteorologischen Messstation vorbei zu den Geröllhalden. Was sich hier auftürmt ist schier unfassbar. Häusergrosse Steinkolosse. Diese gilt es zu umgehen oder zu überklettern. Geschickt führt die rot/weisse Markierung durch den Wirrwarr hindurch. Teils Schrofen, teils Felsen, teils Geröll. Alles zu haben. Über mir die senkrechten Wände des Wandfluhhorn zur Linken und des Strahlbann zur Rechten. Ich erreiche den Grat zwischen den beiden Giganten. Unverhofft öffnet sich eine wenig steile Halde jenseits des doch recht Felswand anmutenden Aufstieges. Zwischenhalt. Wo ist denn hier der Lago di Formazöö? Geduld, Geduld – von hier ist er noch nicht zu sehen.
Jetzt beginnt die grosse Tagesleistung: Der Abstieg nach Foroglio. Ich mache einen Umweg rechtsherum. Wie im Flieger nähere ich mich dem oberen Lago di Formazzöö. Der offizielle Weg ist dringend anzuraten. Das, was ich mir als Supplement auferlegt habe, geht in die Knochen. Auch wenn es spannend ist. So erreiche ich den See. Mittagessen: Menu 2. Riesengrosses Käsebrot vom Hüttenwart der Capanna Grossalp. Kein Dessert. Frisches Quellwasser. Wenigstens dieser Obulus muss ich akzeptieren. Eigentlich möchte ich hier bleiben. Doch die Vernunft zwingt mich zur Fortsetzung des Abstiegs.
Sehr gut markiert gleitet der Weg über Weiden und Felsschüssen in die Tiefe. Links unten ein Blick zum unteren Lago di Formazzöö. Unwichtig. Man lässt ihn sprichwörtlich links liegen. Er kann nichts dafür. So vernichte ich hunderte von Höhenmetern ohne daran zu denken. Der Abstieg ist so abwechslungsreich, die Aussicht auf den oberen Talkessel des Val Calnegia so faszinierend. Auf der rechten Flanke entdecke ich den Corte di Cima von Orsalia, den steilen Rücken der Orsalietta, darüber die Pyramide des Pizzo d’Orsalietta. Mittlerweilen keine Unbekannten mehr.
Plötzlich weitet sich der Weg auf eineinhalb Meter aus. Riesige Steinstufen. Auch wilde Himbeeren und Ampfern: Sichere Ankündigung einer wichtigen Alp. Da erscheint sie, die Alpe Formazzöö in ihrer grosszügigen Erhabenheit. Breit, ausladend und auf drei Seiten durch Felsabstürze geschützt. Ein Balkon über dem Val Calnegia. Einige Häuser sind neu renoviert worden, andere bedürfen dringend eines neuen Daches. Die Häuser gehören Privaten und sind abgeschlossen. Ein Stall ginge zur Not als Unterkunft. Der Weg geht etwa hundert Meter direkt talwärts und anschliessend nach links Richtung Gradisc. Von der mittlerweilen im Schatten liegenden Alp Formazzöö wechsle ich auf die Sonnenseite hinüber. Auf einer unerwartet grossen Ebene stehen die recht gut unterhaltenen Hütten auf einer Reihe ganz gegen die darüber liegende Felswand hin gekuschelt. Davor feuchte Moorwiese.
Auf der Bank vor Siro Dado’s Haus sitze ich verträumt. Vis-à-vis die Kletterberge von Pizzo Cazzana bis Pizzo d’Orsalietta, welche teilweise auf leichten Aufstiegen erreicht werden könnten. Ziegengebimmel. Halb Fünf! Genug Zeit vertrödelt. Nach Foroglio rechne ich noch 2 ½ Stunden. Da könnte die Nacht einbrechen. Über die knochenbrecherisch hohen Tritte in vielen Treppenanlagen in die Tiefe nach Calnegia. Diese Treppe sei von Arbeitslosen gebaut worden, welche im Splüi auf Gradisc gehaust hätten.
Das Blöken der Schafe zerreisst die Stille und das Rauschen der Bäche. Hirtin mit zwei Hunden. Buonasera. Weiter zum Bach: Die Ingenieursarbeit einer Drehbrücke gehört endgültig zur Vergangenheit. Die Brücke ist nun total zerstört. Der schneereiche Winter gab ihr den Rest. So quere ich den zum Glück nicht hochwasserführenden Ri di Formazzöö hüpfenderweise von Stein zu Stein. Daneben ein untergegangenes Kunstwerk. Titanic-Effekt. Weniger steil geht’s gegen Calnegia und dann eine Stunde lang das Tal hinaus bis Puntìd und als Krönung noch der Abstieg parallel zum Wasserfall.
Die Nacht übernimmt das Szepter.

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (4)


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Floriano hat gesagt: Prima o poi ...
Gesendet am 1. Oktober 2009 um 00:18
... andrò in pensione anche io e riuscirò a godermi la montagna e i suoi angoli meravigliosi nascosti girando giorni e giorni!

Come sempre bel giro e ottima descrizione!
Saluti, Floriano

Seeger hat gesagt: RE:Prima o poi ...
Gesendet am 1. Oktober 2009 um 07:31
Ciao Floriano
Grazie per i complimenti.
Carpe Diem. Anche in quasi pensione.
Invece lasciare andare - avanti vecchiaio!
Cari saluti anche a Ewuska
Andreas

UpTheHill hat gesagt: Splendido
Gesendet am 2. Oktober 2009 um 07:38
Deine Tours sind wirklich wunderschön, und lassen mir (mich?) träumen :-)

Seeger hat gesagt: RE:Splendido
Gesendet am 2. Oktober 2009 um 08:56
Ciao Nino
Era un sogno, veramente. La luce era speziale. Si vede sulle foto. Nessuno in giro. Solo due cacciatori alla prima giornata, in più quelli in Foroglio e alla Grossalp. E tutto.
Cari saluti
Andreas


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