Wildhorn 3250m via Totetäli


Publiziert von Bergamotte , 23. April 2022 um 20:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:22 April 2022
Ski Schwierigkeit: SS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Iffigenalp (Bergfahrt: :30 bis :45)
Unterkunftmöglichkeiten:Wildhornhütte SAC
Kartennummer:263S

Die Vorzeichen heute standen ganz ähnlich wie montags am Wildstrubel. Einerseits lockte mich der prominente und lohnende Hochalpengipfel, aber für die abgelatschte und weitläufige Normalroute konnte ich mich nicht begeistern. Doch mit etwas Fantasie und den passenden Verhältnissen findet man immer Alternativen. Skitechnisch stellt der Aufstieg durchs Totetäli zum Schnidehorn keine Herausforderung dar, ausser man begeht die Route in umgekehrter Richtung (dann SS-). Denn die Schlüsselstelle, das bis 50° steile Couloir, absolviert man aufwärts selbstredend zu Fuss. Die Rundtour erhält dadurch alpinistisches Flair und man "erträgt" auch den verbleibenden Gletscherhatsch nach der Zwischenabfahrt zum Wildhorn-Highway. So, nun habe ich es gesehen mit Schnee für diese Saison.

Kurz vor sieben Uhr geht's los vom Parkplatz auf der Iffigenalp (1584m). Es ist einiges los heute im Gebiet an diesem letzten Tag vor dem Wetterwechsel. Zunächst folge ich der Normalroute bis Groppi und das Tälchen vor dem Iffigsee. Hier biege ich südwärts Richtung Couloir ab, welches bereits ab Ausgangspunkt erkennbar ist, sprich die Orientierung fällt leicht. Von unten wirkt die Rinne eigentlich ganz harmlos. Man gerät beinahe in Versuchung, die Steigeisen im Sack zu lassen. Mache ich natürlich nicht und wäre kriminell geworden. Denn rasch steilt das Gelände bis gegen 50° auf. Auf harter, aber griffiger Unterlage steige ich auf den Frontzacken und mit Pickel den Steilhang hoch. Ein zweites Eisgerät wäre komfortabel gewesen, ging aber auch ohne. Nur vereinzelt blicke ich zurück, man muss sich nicht unnötig quälen... Immerhin, das Couloir läuft unten sanft aus. Nach ca. 80Hm legt sich das Gelände unter 40° zurück. Bis eingangs Totetäli steige ich weiter zu Fuss, das ist effizienter. Dann weiter mit Ski über gutmütiges Gelände, welches bis zum Schnidehorn (2937m) unter 30° verbleibt. Noch vor dem Gipfel trifft man auf die Route, welche zur Wildstrubelhütte quert und an Ostern offensichtlich stark begangen wurde.

Kurze Pause und Blick nach Westen, wo sich eine Gruppe Ameisen über den Chilchligletscher bewegt. Dorthin fahre ich via Schnidejoch (2756m) im Anschluss runter und erreiche damit den Wildhorn-Highway. Kleines Motivationstief, denn es verbleiben beinahe drei Kilometer über wenig geneigte Gletscher. Gähn. Und die Höhe macht sich mittlerweile bemerkbar. Beim Pässchen vor dem Glacier de Téné überhole ich die Ameisen von vorhin, welche sich als grosse Gruppe holländischer Schneeschühler entpuppen. Die kämpfen offenbar mit ganz anderen Problemen: 100m laufen, 5min Pause, 100m laufen, 5min Pause usw. Item. Im Schlussaufschwung zum Wildhorn (3250m) steilt das Gelände kurz über 30° auf, dann ist es geschafft. Oben verabschiedet sich soeben ein Gleitschirmflieger Richtung Rhonetal. Genial, das sind 2700Hm. Ski&Fly bzw. Hike&Fly - ein Projekt für mein nächstes Alpinleben. Die Pause verlege ich auf den nahen NO-Gipfel (mit Kreuz), welcher sich zuletzt einfach zu Fuss erreichen lässt. Der Alpinfotograf kommt heute aufgrund der Schleierwolken nicht auf seine Rechnung. Dafür feile ich bereits an möglichen Sommerprojekten rum. Beispielsweise die Idee von Kollege Edwin über den Wildgrat würde mich reizen, ergänzt mit dem Pucé. Zu letzterem hätte ich mich fast noch hinreissen lassen.

Stattdessen Abfahrt direkt vom NO-Gipfel und weiter über den Glacier de Téné, wo die Schneeschuhgruppe weiterhin am Kämpfen ist. Erst im Nachhinein realisiere ich, dass man in den Tungelgletscher reinqueren kann, das wäre lohnender gewesen. Unterwegs steige ich, einfach aus Lust am Unterwegssein, zu Fuss noch zum Chilchli (2766m) hoch über dessen Südkamm. Auch das benachbarte Pfaffehorn liesse sich per kurzem Abstecher erreichen. Anschliessend direkt vom Gipfel die sulzige Ostflanke runter (>35°) auf den harten, ruppigen Chilchligletscher. Im Kessel von Iffige finden sich schliesslich erste Anzeichen von Sulz. Aber erst unterhalb des Pässchens P. 2080 wird es richtig butterweich. Sanft cruisend geht's über Groppi und dem Iffigbach entlang zurück zum Ausgangspunkt. Das war die Skisaison 2021/22: manchmal streng, meistens schön, immer unfallfrei.


Zeiten (kum)
2:35  Schnidehorn
3:50  Wildhorn
4:15  Chilchli
4:50  Iffigenalp

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Zolliker hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 24. April 2022 um 15:48
Das ist ja eine spannende Variante! Und den Wildgrat mit vorherigem Besuch Hahneschritthorn dann mal im Sommer!
Gruss Edwin


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