Wildhorn 3248m


Publiziert von Mel , 25. Juli 2013 um 10:10.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum:20 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:Iffigenalp - Iffigsee - Wildhornhütte - Wildhorn - retour (20 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Iffigenalp oder PW (Achtung, Strässchen Lenk - Iffigenalp nur einseitig befahrbar, jeweils während 15min zur vollen Stunde abwärts und zur halben Stunde aufwärts)
Unterkunftmöglichkeiten:Wildhornhütte SAC

September 2011 – so lange ist es her, seit ich zum letzten Mal auf Steigeisen stand. Dazwischen liegen zwei Winter und ein mühsamer, von verletzungsbedingter Zwangspause geprägter, Sommer. Dieses Wochenende hatte das Warten nun endlich ein Ende: es geht auf das Wildhorn, ein fantastischer Aussichtsgipfel im Berner Oberland. Bestiegen wird dieser 3000er auf einer schönen Gletschertour ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Ideal für den (Wieder)-Einstieg!

1. Tag: Iffigenalp - Wildhornhütte, T2, 700 HM, ca.3h

Nun ist er da, der Sommer. Und wie! Bereits wenige Schritte nach der Iffigenalp fliesst der Schweiss in Strömen. Dabei geht es zu Beginn eher gemütlich einen Kiesweg entlang. Allmählich wird dieser aber schmaler und steiler. Zum Glück türmen sich langsam Gewitterwolken auf, welche kurzzeitig etwas Schatten spenden. Als wir nach etwa zwei Stunden das Iffigseeli erreichen, möchten wir am Liebsten reinspringen. So recht getraut hat sich dann aber doch keiner und weil der Himmel über uns immer bedrohlichere Farben annimmt, machen wir uns lieber schleunigst auf den Weiterweg zur Wildhornhütte.

Diese sehen wir von hier bereits. Der Wanderweg folgt dem idyllischen See etwas oberhalb des Wasserspiegels, bevor er dann durch ein Meer von unzähligen bunten Blumen wieder etwas steiler auf die Hütte zuhält. Schliesslich überqueren wir den Sandbode sowie das ein oder andere kleine Schneefeld und kommen pünktlich vor dem ersten Gewitter in der Hütte an. Diese ist - wie wir später feststellen müssen - rappelvoll.

Beim Abendessen herrscht ein Lärmpegel und ein Gewusel wie in einem Zug voller Drittklässler auf der Schulreise. So flüchte ich kurz nach dem Dessert nach draussen, um etwas abseits der Hütte die Abendstimmung zu geniessen und die rasch wechselnden Wolkenformationen zu bestaunen. Plötzlich kriege ich Besuch von einem Tier, dass ich hier oben nicht erwartet hätte: ein Fuchs! Er sei öfters hier, sagt man mir, komme Abends vorbei, um ein paar Essensreste zu erhaschen. Ein Hüttenfuchs also quasi. Ich beobachte ihn ein Weilchen, wie er zwischen frecher Neugier und ängstlicher Zurückhaltung schwankt. Nach dem er ein, zwei Häppchen erwischt hat, sucht er wieder das Weite. Und wir langsam das Bett. Darin verbringen wir eine kurze, aber in Anbetracht der restlos gefüllten Schlafsääle erstaundlich ruhige, Nacht.

2. Tag: Wildhornhütte - Wildhorn - Iffigenalp, L / T2, 950 HM aufwärts, 1700 HM abwärts, ca. 6h

Um 5:00 Uhr treffen wir etwa die Hälfte der Gäste wieder beim Frühstück. Im Schuhraum spielen sich derweilen Szenen ab, bei denen mir Angst und Bang wird: es wird gedrängelt, ge"elbögelt" und mit Eisgeräten umher gewirbelt. Ich schnappe mir meine sieben Sachen und verdrücke mich abermals nach draussen, um mich bereit zu machen. Der Tag erwacht bereits und wartet mit einem wunderschönen Morgenrot auf uns.

Die erste Etappe führt über eine zeitweise ziemlich steile, aber gut zu begehende, Moräne hoch zum Chilchli 2786m. Dort wird angeseilt. Im Gegensatz zu irgendwelchen 12er-Gruppen geht das bei uns als Dreier-Seilschaft ziemlich flott und endlich stehen wir auf dem Gletscher! Die Bedingungen sind optimal, es liegt noch sehr viel und gut begehbarer Schnee auf dem Eis, so dass die Aufstiegsspur von den Vorgängern sehr direkt angelegt werden konnte.

Der Chilchli-Gletscher ist zunächst flach und wird dann etwas steiler. Hier treten wir aus dem Schatten in die Sonne und es lässt sich bereits am frühen Morgen erahnen, wie heiss es heute noch werden wird. Beim P 2815 wechseln wir nicht nur den Gletscher, sondern auch den Kanton: wir befinden uns nun auf dem Glacier de Ténéhet und im Wallis.

Rund eine Stunde stapfen wir noch genussvoll über den Schnee, bevor wir vor dem etwas steileren Schlussaufstieg auf Kurzseil wechseln. Der Schnee ist hier mittlerweile ein bisschen sulzig und die Traverse erfordert etwas Konzentration; dennoch angenehmer als wenn man über Geröll steigen müsste. Das hässliche Quietschen von Steigeisen auf Fels muss ich nur die letzten beiden Schritte über mich ergehen lassen. Manchmal kriege ich davon Hühnerhaut; heute könnte dies auch für das Gipfelpanorama gelten!

Wir geniessen den absolut windstillen Gipfel eine Zeit lang sogar für uns alleine, als ich plötzlich tief unter uns in der Aufstiegspur den Hüttenfuchs erspähe! Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieser jedoch "nur" als Goldenretriver handelt, der munter den Berg hoch steigt. Wenig später wedelt er um uns herum und versucht (doch irgendwie ähnlich wie der Fuchs...) etwas von unserem Gipfemahl ab zu bekommen. Während ich immer noch über diesen vierbeinigen Solobergsteiger staune, taucht dann schliesslich auch Herrchen auf und hält einen kurzen Schwatz mit uns.

Nach ausgiebigem Fotografieren müssen wir uns wohl oder übel wieder an den Abstieg machen. Der Schnee ist in der Zwischenzeit ziemlich aufgeweicht und es geht entsprechend rasch, weil rutschig, abwärts. Es ist fast ein bisschen schade, als wir beim Chilchli die Steigeisen ausziehen müssen und wieder festen Boden unter den Füssen haben.

Zurück bei der Hütte, gönnen wir uns eine Trinkpause, wechseln von Softshell- auf kurze Trekkinghose und schmieren uns reichlich mit Sonnencrème ein. Kurz nach dem Iffigsee beginne ich schon wieder zu bereuen, nicht reingehüpft zu sein. Der Abstieg bis zur Iffigenalp zieht sich und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns nieder. Und zu all dem beginnt mein operierter Fuss Signale zu senden, mit denen er wohl sagen möchte, dass es ihm für heute reicht. Doch es hilft nichts, jeder einzelne Höhenmeter muss vernichtet werden. Als wir schlussendlich auf der Iffigenalp ankommen, sind wir zwar müde, aber um ein tolles Bergerlebnis reicher. Ein wahrlich würdiges Hochtouren-Comeback, würde ich meinen!

Tourengänger: Mel


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Kommentare (6)


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Nicole hat gesagt:
Gesendet am 25. Juli 2013 um 11:39
...schön kannst wieder unterwegs sein gell :-)


Mel hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juli 2013 um 22:48
und wie! ich muss schliesslich ein bisschen trainieren fürs weissmies ;-)

TeamMoomin hat gesagt: Welcome back
Gesendet am 25. Juli 2013 um 22:44
in der Welt von Eis und Schnee, schön kannst du wieder Hochtouren machen ich wünsche dir noch einen ganz schönen und sicheren Sommer!

Lg Oli und Moomin

Mel hat gesagt: RE:Welcome back
Gesendet am 25. Juli 2013 um 22:47
danke oli, das wünsch ich dir auch!

amphibol hat gesagt: Herzliche Gratulation!
Gesendet am 26. Juli 2013 um 02:25
..zum Wildhorn. Es zeigt mir, dass immer noch viel Schnee liegt. Als wir waren, war der Gletscher bis oben aper. Wunderbare Fotos habt ihr gemacht - das macht umso mehr gluschtig!! :-)

Liebe Grüsse und weiterhin so schöne Touren!
amphibol

Felix hat gesagt:
Gesendet am 27. August 2013 um 13:45
amphibol sagt es: dein schöner Bericht macht glustig - um so mehr, als wir schon länger das Wildhorn im Visier haben!
Dir weiterhin, wieder, schöne (Hoch)-Touren!

Lieber Gruss

Felix


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