Rainbachspitze (3129m) - spektakulärer Zwillingsgipfel im Krimmler Achental


Publiziert von BigE17 , 2. Januar 2022 um 22:09.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:26 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:45 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Man fährt von Mittersill durch das Salzachtal nach Krimml. Hier fährt man kurz entlang der Gerlos-Alpenstraße empor zum Parkplatz Trattenköpfl. Dieser ist ein gebührenpflichtiger Parkplatz direkt nach dem ersten Tunnel. Man kann diesen Parkplatz auch erreichen, indem man vom Zillertal entweder über die mautpflichtige Gerlos-Alpenstraße oder die Alte Gerlosstraße fährt.
Unterkunftmöglichkeiten:Krimmler Tauernhaus, Richterhütte

Im Windbachtal - einem Seitental des Krimmler Achentales - stechen einem schon am Eingang 2 felsige Gipfel ins Auge - die Zillerplattenspitze und die Rainbachspitze. Sie bilden einen sehr markanten Zwillingsgipfel, der hoch über dem Tal thront. Während die Zillerplattenspitze ein beliebter - wenn auch nicht ganz leichter - Dreitausender ist, wird die Rainbachspitze nur selten bestiegen. Das liegt unter anderem daran, dass die Rainbachspitze eigenlich nur von Krimml erreichbar ist, während die Zillerplattenspitze von 3 Tälern aus bestiegen werden kann. Ich und ein Tourenpartner hatten beschlossen, an diesem tollen Tag die Rainbachspitze zu besteigen.

Wir starteten um 6:30 beim Parkplatz. Trotz der Länge der Tour war ein so später Start wegen der tollen Wettervorhersage möglich. Wir fuhren mit dem Mountainbikes gut 100 Meter entlang der Gerlos-Alpenstraße aufwärts, bis links der Fahrweg ins Krimmler Achental abzweigte. Wir folgten dem anfangs nicht ganz flachen, aber gut fahrbaren Weg nach oben. Nach einer kurzen Abwärtspassage fuhren wir an den Krimmler Wasserfällen vorbei, dann ging es weiter bergauf. Auf über 1500m mussten wir durch einen ca. 400 Meter langen, unbeleuchteten Tunnel fahren.

Danach ging es in leichtem Auf und Ab ins Tal hinein. Schließlich gelangten wir zur ersten Alm, dann folgte eine Alm nach der anderen. Der Weg war nach wie vor sehr gut zu befahren, die Steigungen und kurzen Abfahrten waren sehr flach. Wir ließen das Krimmler Tauernhaus links liegen und folgten dem Weg bis zur Inneren Unlaßalm. Hier zweigte ein deutlich gröberer Schotterweg zur Windbachalm ab. Wir folgten diesem über eine Steilstufe, dann fuhren wir wieder flacher bis zur Windbachalm. Hier deponierten wir nach fast 3 Stunden Fahrzeit die Fahrräder.

Wir folgten nun dem markierten Weg in Richtung Richterhütte, mit der Rainbachspitze vor unseren Augen. Wir wanderten in das relativ flache Tal hinein, nach knapp über 3 km erreichten wir eine Abzweigung. Wir folgten dem Steig zur Richterhütte in steilen Serpentinen über eine Steilstufe empor, bis zur nächsten Abzweigung auf ca. 2500m. Noch immer am Weg zur Richterhütte, querten wir nun flach den Ausläufer des Ostgrates der Zillerplattenspitze. Dabei waren gelegentlich anstrengende Blöcke zu übersteigen. In leichtem Auf und Ab querten wir nun die SO-Flanke der Rainbachspitze. An einer günstigen Stelle verließen wir den Steig, um durch die Flanke direkt auf den obersten Ostgrat zu gelangen. 

Wir stiegen über mäßig steile Grashänge auf, allmählich wurde das Gelände felsiger. Abwechseld über Schutt und vom Gletscher geschliffene Platten gewannen wir immer mehr an Höhe. Die Routenführung spielte dabei keine große Rolle, hier konnten wir nicht viel falsch machen. Nach oben hin trafen wir dann noch ein paar Schneefelder an, die nach oben hin immer größer wurden. Die Schneefelder waren aber nicht sonderlich steil, also kein Problem. Erst kurz vor Erreichen des Grates wurden die Platten ein wenig steiler, daher mussten wir dort die Hände zu Hilfe nehmen (I).

Auf knapp über 3000m Höhe erreichten wir den Ostgrat. Wir folgten nun dem Grat nach oben, wir wichen kaum in die südliche Flanke auf (I, luftig). Kurz vor dem Gipfelsteinmann mussten wir dann über ein Band in die Flanke queren und erreichten den Gipfelgrat direkt beim Steinmann (I). Den höchsten Punkt hatten wir allerdings noch nicht erreicht. Dieser befindet ein wenig weiter südlich. Wir folgten kurz dem flachen Blockgrat, dann mussten wir steil ein paar Meter in eine Scharte absteigen. Wir mussten dabei an der sehr ausgesetzten Gratkante absteigen (II). Zumindest war der Fels fest. Den nächsten Steilaufschwung mussten wir westseitig umgehen (I). So gelangten wir zu einem kurzen, brüchigen Kamin, durch den wir den Gipfelgrat erreichten (II). Jetzt mussten wir nur noch wenige Meter luftig zum Gipfel gehen.

Die Aussicht war wirklich phänomenal: Im Süden und Osten ragten die hohen Berge der Venediger- und Rieserfernergruppe in die Höhe. Im Nordosten sahen wir die nördlichen Kalkalpen inklusive Hochkönig. Im Westen konnten wir etliche Gipfel der Zillertaler Alpen erkennen. Doch auch die Berge in unserer Nähe waren nicht weniger spektakulär: Der wilde Verbindungsgrat zur Zillerplattenspitze sah doch sehr abschreckend aus, genauso die steilen Wände und Grate von Reichenspitze, Wildgerlosspitze,... Da der Gipfel nicht sehr geräumig war, kehrten wir vorsichtig zum Gipfelsteinmann zurück, wo wir unsere Gipfelrast nachholen konnten.

Schließlich begannen wir mit dem Abstieg. Wir folgten dem Aufstiegsweg zurück bis zum markierten Steig, der zur Richterhütte führt. Um den langen Steig nicht ausgehen zu müssen, entschieden wir uns für einen direkten, weglosen Abstieg ins Windbachtal. Von weiter oben hatte das nicht allzu schlimm ausgesehen. Über stellenweise steile Grashänge strebten wir Richtung Tal, immer wieder mussten wir kleine Bäche überqueren. Wir querten dabei langsam Richtung Osten. Im obersten Teil kamen wir noch sehr gut voran, doch das Gras wurde schnell länger und daher wurde der Abstieg anstrengend. Im unteren Teil wurde das Gelände für kurze Zeit nochmal ziemlich steil, aber das konnte uns auch nicht mehr aufhalten. 

Wir mussten noch kurz talaus bis zu den Rädern bei der Windbachalm marschieren. Nun konnten wir über den ewig langen Schotterweg talaus rollen, die kurzen Gegenanstiege waren auch kein Hindernis mehr. Um 16:30 erreichten wir schließlich wieder den Parkplatz.

Erwähnenswertes:

1. Der Aufstieg zur Rainbachspitze ist bis kurz vor dem Gipfel nicht allzu schwierig (I), und überraschend angenehm zu begehen. Erst auf den letzten Metern zum Gipfel muss man klettern, wobei der Abstieg entlang der ausgesetzten Gratkante definitiv die Schlüsselstelle ist (II). Der Schlussanstieg durch den Kamin ist halb so wild. Die Orientierung ist nie schwierig. Anfänger und Kinder haben dort oben aber trotzdem nichts zu suchen.

2. Ein alternativer Zustieg über die Rheydterspitze wurde von Chiemgauer hier auf hikr.org beschrieben, wobei der Schlussanstieg über denselben Weg verläuft. Ein Anstieg über den NO-seitigen Gletscher ist wegen der steilen Randkluft nicht mehr möglich. Sowohl der Verbindungsgrat zur Zillerplattenspitze, als auch der Verbindungsgrat zu den nördlich gelegenen Gipfeln Zillerschartenkopf und Rainbach-Schwarzkopf sind schwierige Klettertouren. Ein Anstieg von Westen sollte nicht möglich sein.

3. Falls man die Rainbachspitze an einem Tag besteigen möchte, sollte man unbedingt ein Mountainbike verwenden, da vom Parkplatz bis zur Windbachalm 17 Kilometer zurückzulegen sind. Man kann auch mit dem Taxi zum Krimmler Tauernhaus fahren und ein Fahrrad mitnehmen. Ansonsten ist diese Tour kaum unter 14 Stunden zu schaffen. Falls man über die Richterhütte und nicht durchs Windbachtal aufsteigt, sollte man besser den Weg über die Rheydterspitze wählen, um den Gegenanstieg südlich der Windbachscharte zu vermeiden.

4. Der Gipfelsteinmann ist auf unserer Route auch als Skitour erreichbar, der höchste Punkt ist im Winter nur von den besten erreichbar.

5. Man sollte Abkürzungen vom Steig zwischen Windbachscharte und Eissee direkt ins Tal hinunter vermeiden. Auch wenn man so Zeit sparen kann, kann man sich dort leicht verlaufen und das Vorwärtskommen ist sehr mühsam. Falls man sich verläuft, kann es sehr schnell gefährlich werden.

6. Die Rainbachspitze ist ein sehr einsamer Dreitausender, man ist fast sicher allein unterwegs.

7. Das Panorama am Gipfel der Rainbachspitze ist wunderschön. In allen Himmelsrichtungen befinden sich spektakuläre Gipfel, auch die Tiefblicke in die Täler sind atemberaubend. Doch auch bereits während des Anstieges sind die Ausblicke ein Traum. Deshalb, und weil der Anstieg bis kurz vor dem Gipfel nicht allzu schwer ist, kann die Rainbachspitze als ein toller Geheimtipp bezeichnet werden. 

Tourengänger: BigE17


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»