Sigriswilgrat
|
||||||||||||||||||||||||
Den Sigriswilgrat hatte ich jahrelang ignoriert, zu medioker erschien mir dessen Begehung. Eine Fehleinschätzung, wie ich heute erfreut feststellen durfte. Der kilometerlange Gratrücken lässt sich fast durchgehend begehen und bietet lohnende Ausblicke in beide Richtungen. Und eine Handvoll Schlüsselstellen, namentlich an der Spitzi Flue und den Schaflägerzähnen, verleiht der Tour die abschliessende Würze. Auch wenn die Überschreitung das ganze Jahr lohnt, empfehle ich sie in erster Linie für die Nebensaison.
Der späte Start wird langsam zur Gewohnheit: erst um 10:15 geht's los im vorderen Justistal. Wobei, wäre mir die Länge des Sigriswilgrats vollauf bewusst gewesen, hätte ich beim Frühstück weniger rumgetrödelt. Aber hey, ist schliesslich mein freier Tag. Über die sanft geneigte Forststrasse erreiche ich den Südfuss der Ralligstöck ("Falle"). Achtung, gemäss Info vor Ort ist dieser Zustieg wegen Steinschlaggefahr seit 2019 gesperrt. Aber wegen 200 Metern mache ich kein Aufheben und auch SchweizMobil hat die Sperrung nicht (mehr) vermerkt. Die Ralligstöck erinnern mich, im guten Sinne, an die Stockflue beim Vierwaldstättersee: sonnenexponiert, mediterrane Vegetation, verwachsener Kalkgrat, Kraxeln und Klettern nach Belieben und Können. Wer mag, versucht durchgehend dem Grat zu folgen. Angenehmer ist, man hält sich zumindest zeitweise an die Wegspur auf der Ostseite. In einer ausgesetzten Querung im Fels hängt eine Kette, welche man gerne zu Hilfe nimmt. Der Spass endet bei der Einmündung des Wanderwegs, welcher von Wilerallmi hochführt.
Das kecke Gipfelwändchen der Spitzi Flue (1658m) markiert einen weiteren Höhepunkt. Und erfordert durchaus ein paar wohlüberlegte, ausgesetzte Kletterzüge. Bohrhaken wären vorhanden. Tatsächlich seilt direkt nach meiner Ankunft eine Viergruppe über die Route ab. Selber verwende ich mein Seil bloss als Haltehilfe. Es wäre mit entsprechender Vorsicht aber auch ohne gegangen. Im Weiterweg nach Norden dämmert mir langsam das Ausmass des Sigriswilgrats und ich schalte einen Gang höher, obschon mir der Gantrisch-Trail von letztem Wochenende noch deutlich in den Muskeln und Gelenken steckt. Auf dem Oberbärgli, beim Wanderwegkreuz P. 1812, ziehe ich in direkter Linie hoch an den Ostfuss des Gratrückens, wo wieder eine gute Wegspur verläuft. Den kurzen Abstecher zur Merra (1954m) lasse ich mir nicht entgehen. Den NW-Gipfel des Rothorns gewinne ich über zunehmend raues Karstgelände. Im kurzen Übergang zum Hauptgipfel gilt es erstmals Schnee- und gar Eisfelder zu passieren. Aber im wenig steilen Hang geht das problemlos. Auf dem Sigriswiler Rothorn (2051m) pausiert eine Dreiergruppe, aufgestiegen über die Normalroute aus dem Justistal.
Ohne Pause zurück zum NW-Gipfel, um dessen Nordkante abzusteigen. Das erweist sich trotz Schneeauflage als gutmütig, T5. Nun weiter in etwa dem Grat entlang bis P. 1921 und damit zurück auf den Wanderweg. Ihn gilt es erneut vorübergehend zu verlassen, möchte man das Mittaghorn (2014m) einsacken - und natürlich will ich. Den nachfolgenden P. 1981 - auf Hikr als "Geyerhorn" bekannt -, umgehe ich hingegen westseitig über den schneebedeckten Wanderweg. Und dann stehe ich bereits am Südende der Schaflägerzähne, dem unbestrittenen Höhepunkt der Tour. Das ist genau mein Terrain: ein luftiger, wilder Grat bestehend aus viel Gras und etwas Fels. Die zahlreichen Zähne lassen sich allesamt überschreiten, bloss kurz nach Beginn umgehe ich ein Wändchen der Bequemlichkeit halber ohne Höhenverlust linksseitig. Eine erste Abseilstelle erweist sich als unnötig, die moderate T6 ist auch im Abstieg gut zu meistern. Ein ganz anderes Kaliber ist die Schlüsselstelle: Abstieg in eine Scharte mit nachfolgendem Wiederaufstieg. Die Scharte liesse sich auch beidseitig und sehr ausgesetzt über die Flanken erreichen. Ich hingegen setze erneut auf die schlanke Taktik "Halteseil"; das geht gut, weil die Füsse ausreichend Tritte im Fels finden.
Im Wiederaufstieg aus der Scharte dann einige äusserst ausgesetzte Meter im Bereich III+, die Hikr-Vorgänger meinen gar IV. Doch mittlerweile hängt ein solides Tau drin, so entfällt der schwierige ja/nein-Entscheid. Anschliessend wieder einfacher über den anregend luftigen Grat zum höchsten Punkt der Schaflägerzähne (1952m). Die Schwierigkeiten habe ich nun alle hinter mir, aber noch manchen Kilometer vor mir. Der Übergang auf Bluemhorn (1939m) und Burst (1968m) ist da fast schon geschenkt. Ich verzehre den letzten Riegel und sauge Panorama und Herbststimmung auf. Für die Rückkehr ins Tal ziehe ich direkt die steile Südflanke runter. Kann man machen, muss man nicht... Erst vor dem Felsabbruch quere ich nach rechts (W) zum Wanderweg. Ein allerletzter (allerdings fakultativer) Gegenanstieg bringt mich in die Sichle (1679m), den Sattel zu Füssen der Schibe (Sieben Hengste). Das ist eine ganz eindrückliche Szenerie. Die weitläufige Rückkehr zum Ausgangspunkt im vorderen Justistal verkürze ich mit regelmässigem Laufschritt.
Zeiten (kum)
1:25 Spitzi Flue
2:05 Merra
2:30 Sigriswiler Rothorn
3:05 Mittaghorn
4:05 Schafläherzähne
4:30 Burst
5:35 Justistal
Der späte Start wird langsam zur Gewohnheit: erst um 10:15 geht's los im vorderen Justistal. Wobei, wäre mir die Länge des Sigriswilgrats vollauf bewusst gewesen, hätte ich beim Frühstück weniger rumgetrödelt. Aber hey, ist schliesslich mein freier Tag. Über die sanft geneigte Forststrasse erreiche ich den Südfuss der Ralligstöck ("Falle"). Achtung, gemäss Info vor Ort ist dieser Zustieg wegen Steinschlaggefahr seit 2019 gesperrt. Aber wegen 200 Metern mache ich kein Aufheben und auch SchweizMobil hat die Sperrung nicht (mehr) vermerkt. Die Ralligstöck erinnern mich, im guten Sinne, an die Stockflue beim Vierwaldstättersee: sonnenexponiert, mediterrane Vegetation, verwachsener Kalkgrat, Kraxeln und Klettern nach Belieben und Können. Wer mag, versucht durchgehend dem Grat zu folgen. Angenehmer ist, man hält sich zumindest zeitweise an die Wegspur auf der Ostseite. In einer ausgesetzten Querung im Fels hängt eine Kette, welche man gerne zu Hilfe nimmt. Der Spass endet bei der Einmündung des Wanderwegs, welcher von Wilerallmi hochführt.
Das kecke Gipfelwändchen der Spitzi Flue (1658m) markiert einen weiteren Höhepunkt. Und erfordert durchaus ein paar wohlüberlegte, ausgesetzte Kletterzüge. Bohrhaken wären vorhanden. Tatsächlich seilt direkt nach meiner Ankunft eine Viergruppe über die Route ab. Selber verwende ich mein Seil bloss als Haltehilfe. Es wäre mit entsprechender Vorsicht aber auch ohne gegangen. Im Weiterweg nach Norden dämmert mir langsam das Ausmass des Sigriswilgrats und ich schalte einen Gang höher, obschon mir der Gantrisch-Trail von letztem Wochenende noch deutlich in den Muskeln und Gelenken steckt. Auf dem Oberbärgli, beim Wanderwegkreuz P. 1812, ziehe ich in direkter Linie hoch an den Ostfuss des Gratrückens, wo wieder eine gute Wegspur verläuft. Den kurzen Abstecher zur Merra (1954m) lasse ich mir nicht entgehen. Den NW-Gipfel des Rothorns gewinne ich über zunehmend raues Karstgelände. Im kurzen Übergang zum Hauptgipfel gilt es erstmals Schnee- und gar Eisfelder zu passieren. Aber im wenig steilen Hang geht das problemlos. Auf dem Sigriswiler Rothorn (2051m) pausiert eine Dreiergruppe, aufgestiegen über die Normalroute aus dem Justistal.
Ohne Pause zurück zum NW-Gipfel, um dessen Nordkante abzusteigen. Das erweist sich trotz Schneeauflage als gutmütig, T5. Nun weiter in etwa dem Grat entlang bis P. 1921 und damit zurück auf den Wanderweg. Ihn gilt es erneut vorübergehend zu verlassen, möchte man das Mittaghorn (2014m) einsacken - und natürlich will ich. Den nachfolgenden P. 1981 - auf Hikr als "Geyerhorn" bekannt -, umgehe ich hingegen westseitig über den schneebedeckten Wanderweg. Und dann stehe ich bereits am Südende der Schaflägerzähne, dem unbestrittenen Höhepunkt der Tour. Das ist genau mein Terrain: ein luftiger, wilder Grat bestehend aus viel Gras und etwas Fels. Die zahlreichen Zähne lassen sich allesamt überschreiten, bloss kurz nach Beginn umgehe ich ein Wändchen der Bequemlichkeit halber ohne Höhenverlust linksseitig. Eine erste Abseilstelle erweist sich als unnötig, die moderate T6 ist auch im Abstieg gut zu meistern. Ein ganz anderes Kaliber ist die Schlüsselstelle: Abstieg in eine Scharte mit nachfolgendem Wiederaufstieg. Die Scharte liesse sich auch beidseitig und sehr ausgesetzt über die Flanken erreichen. Ich hingegen setze erneut auf die schlanke Taktik "Halteseil"; das geht gut, weil die Füsse ausreichend Tritte im Fels finden.
Im Wiederaufstieg aus der Scharte dann einige äusserst ausgesetzte Meter im Bereich III+, die Hikr-Vorgänger meinen gar IV. Doch mittlerweile hängt ein solides Tau drin, so entfällt der schwierige ja/nein-Entscheid. Anschliessend wieder einfacher über den anregend luftigen Grat zum höchsten Punkt der Schaflägerzähne (1952m). Die Schwierigkeiten habe ich nun alle hinter mir, aber noch manchen Kilometer vor mir. Der Übergang auf Bluemhorn (1939m) und Burst (1968m) ist da fast schon geschenkt. Ich verzehre den letzten Riegel und sauge Panorama und Herbststimmung auf. Für die Rückkehr ins Tal ziehe ich direkt die steile Südflanke runter. Kann man machen, muss man nicht... Erst vor dem Felsabbruch quere ich nach rechts (W) zum Wanderweg. Ein allerletzter (allerdings fakultativer) Gegenanstieg bringt mich in die Sichle (1679m), den Sattel zu Füssen der Schibe (Sieben Hengste). Das ist eine ganz eindrückliche Szenerie. Die weitläufige Rückkehr zum Ausgangspunkt im vorderen Justistal verkürze ich mit regelmässigem Laufschritt.
Zeiten (kum)
1:25 Spitzi Flue
2:05 Merra
2:30 Sigriswiler Rothorn
3:05 Mittaghorn
4:05 Schafläherzähne
4:30 Burst
5:35 Justistal
Hike partners:
Bergamotte
Communities: T6, Mountain running
Minimap
0Km
Click to draw, click on the last point to end drawing
Comments (5)