Via Tosolano – eine steinige Angelegenheit
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Es liegt schon lange zurück, dass ich die Prieuré St Pierre de Grandmont besucht habe. Außerdem hatte ich sie nur außen besichtigt, da ich auf einem Fernwanderweg unterwegs war. Gestern ergab sich die Möglichkeit, die Besichtigung mit einer Wanderung zu verbinden.
Ich starte in Lodève und begebe mich auf einen Abschnitt des Jakobsweges. Die Strecke bin ich schon mehrfach gegangen, sie wird nicht besser. Der Aufstieg ist anstrengend, das Geläuf steinig. Die Regenfälle der letzten Tage haben die Spuren ausgewaschen, zurückblieben nur die Steine. Ab und an muss direkt durch die Furche gewandert werden. Erst wenn man den höchsten Punkt erreicht hat wird es etwas besser.
Hier oben auf der Höhe sind mehrere Pferdehöfe angesiedelt. Fignols heißt der Komplex. Ich werde von zwei Hunden begrüßt, die aber harmlos sind. Jetzt geht es erstmal wieder bergab, Zeit die Aussicht zu genießen. Am Ende erreiche ich die Straße, der ich ein Stück folgen muss. Den Wanderweg Richtung Sumont habe ich verlassen, dort werde ich auf dem Rückweg vorbeikommen. Nördlich von Sumont nehme ich dann den GR 653, die Via Tolosano. Was ich bisher an steinigen Untergrund hatte, wird hier noch in den Schatten gestellt. Es geht auf und ab, teilweise über große Felsblöcke, wo die auch die Hände zum Einsatz kommen.
Dann erreiche ich ein riesiges Felsplateau, das nun überquert wird. Hier sollte man den Weg nicht verpassen und gut auf die wenigen Markierungen achten. Bevor das Plateau von Grandmont erreicht wird, paart sich der steinige Weg noch mit allerlei Botanik.
Das Gelände der Prieuré umfasst neben dem Kloster noch einen künstlich angelegten Teich und einen sehr großen Park mit allerlei Wildtieren. Highlight ist allerdings das alte Kloster, das noch sehr gut erhalten ist. Für den Rundgang lohnt sich die Ausleihe eines Audio Guides.
Im Hof befinden sich noch sehr alte Gräber, auf dem Gelände eine 400jährige Eiche und auch ein sehr imposanter Dolmen.
Saint-Michel de Grandmont wurde im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts als Priorat des Ordens von Grandmont gegründet. Der Ort lag, entsprechend den Vorschriften der Ordensregel, in einem Wald, auf nicht zum Ackerbau geeignetem Boden, entfernt von Ortschaften, aber in der Nähe einer Verkehrsachse. Das Patrozinium des heiligen Michael lässt vermuten, dass es an der Stelle bereits eine dem Erzengel geweihte Kapelle gab. Wie die Dolmen auf dem Gelände belegen, war die Gegend bereits früh besiedelt. Der Orden geht auf Stephan von Muret zurück, der sich um 1076 in Ambazac, in der Nähe von Limoges, als Einsiedler zurückgezogen hatte. Um ihn scharten sich andere Eremiten, die sich nach seinem Tod in Grandmont, in der Gemeinde Saint-Sylvestre, fünf Kilometer von Ambazac entfernt, niederließen. Der Ordensgründer wurde 1189 heiliggesprochen. Im Mittelalter entstanden 150 Priorate des Ordens.
Im 13. Jahrhundert erhielt Saint-Michel de Grandmont reiche Schenkungen von Guillaume de Cazoul, dem Bischof von Lodève. Er wurde 1259 in der Klosterkirche beigesetzt. 1471 wurde das Priorat zur Kommende und es setzte der Niedergang des Klosters ein. Im 16. Jahrhundert lebten dort nur noch vier Grammontenser und im 17. Jahrhundert existierte die Gemeinschaft nicht mehr. 1771 wurde der Orden unter dem französischen König Ludwig XV. aufgelöst. Während der Französischen Revolution von 1789 wurden die Gebäude als Nationalgut verkauft und in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Weingut umgebaut. Nach einem weiteren Besitzerwechsel wurden die Klostergebäude 1957 wieder restauriert.
Nach ausgiebiger Besichtigung mache ich mich auf den Weg zurück nach Lodève. Jetzt bin ich nicht mehr auf dem GR 653 sondern teilweise auf einem lokalen Wanderweg (PR). Bevor ich diesen erreiche, muss ich das Gelände der Prieuré weiträumig umgehen. Der gesamte Komplex ist mit einem sehr hohen Zaun mit Stacheldraht eingefasst.
Zuerst bewege ich mich noch auf einer breiten Schotterstraße, die aber bald in einen schmalen Pfad übergeht. Die bevorzugte Richtung heißt abwärts. Auch auf diesem Weg überraschen mich einige Hindernisse. Bis ins Tal geht es runter, dabei sind zwei Bäche zu überqueren, die Gott sei Dank kein Wasser führen, denn Brücken gibt es nicht.
Wenn der Wald den Blick freigibt, erkennt man oben auf dem Berg den Ort Sumont, das heißt erneut aufwärts. Auch hier eine extrem steinige Angelegenheit. Das geht richtig in die Beine. Das gesamte Gelände muss vor langer Zeit bewohnt und bearbeitet gewesen sein, überall finden sich Reste menschlichen Handelns, Mauern, angelegte Terrassen und zerfallene Häuser.
In Sumont wähle ich eine andere Strecke für den Rückweg nach Lodève. Dafür muss ich zuerst eine längere Strecke über die wenig befahrene D 153 wandern, bevor ich eine Serpentine abkürzen kann. Leider führt die nicht zum Ziel, weil nur ein Teil begehbar ist, den Rest hat sich die Natur zurückgeholt. Also wieder zurück zur Straße.
Nach einer weiteren Kurve wäre laut Karte eine weitere Abkürzung möglich. Die Straße holt hier sehr weit aus, dass bedeutet, der Abstieg ist steil.
Zu Beginn versperrt ein rotes Band die Zufahrt, für mich kein Problem, ich bin ja zu Fuß. Auch dieser Weg besteht, obwohl er eine gewisse Breite hat nur aus Schotter und Steinen. Dafür ist er immer gut sichtbar. In einer Kurve dann, wie Hohn, ein Holzschild mit dem Hinweis Chemin Communal. Ist doch gar nicht öffentlich.
Schon ziemlich weit unten dann eine leichte Irritation. Gemäß Karte müsste es rechts abgehen, aber diese Spur ist fast zugewachsen. Weiter geradeaus sieht es besser aus und am Ende stoße ich wirklich auf die Straße, die mich zurückführt. Hier versperrt eine massive Schranke die Zufahrt, den Weg würde ich auch keinem Auto zumuten. Nach 17 km und mehr als fünf Stunden habe ich mein Ziel wieder erreicht, mit der Feststellung, dass hier die Wege zum Teil noch abenteuerlicher sind als im Tessin.

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