Ringelspitz via Mittelgrat


Publiziert von maenzgi , 30. August 2021 um 21:56.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:11 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-SG 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Kunkelpass (Fahrbewilligung benötigt 20.-)

Einleitung:

Heute sollte der Höhepunkt unserer Tourenwoche folgen. Mit dem höchsten St.Galler stand dafür ein würdiger Rahmen zur Verfügung. Beinahe machte uns das Wetter jedoch einen Strich durch die Rechnunug. Dies hatten wir im Vorfeld nicht kontrolliert. Anfängerfehler, wobei je nach Wetterapp zeigte es auch nichts an. Dafür fuhren wir nach unserer Tour am Vortag auf dem Grassen nach Mels, wo wir uns bestens Verköstigen konnten. Bereits im Dunkeln fuhren wir dann noch hoch nach Vättis. Auf einem extra eingerichteten Standplatz (8.-)(Wildcamping verboten) stellten wir das Dachzelt auf und verschwanden sofort im Bett. Der Wecker klingelt schliesslich um 05:00 bereits wieder. 

Kunkelpass-Ringelspitz via Mittelgrat: ZS+, T3, 5h 

Nach gemütlichem Frühstück beim Parkplatz Kunkelpass mit optimaler Weitsicht auf den Ringelspitz geht es um 06:45 los. Kurz flach der Strasse entlang, bevor der Weg die Wiese entlang führt. Nun geht es stetig hoch. Mal steiler, mal flacher. Verlaufen geht kaum. Kaum sind wir über der Baumgrenze sehen wir auch schon die Hütte. Ein erstes Mal sehen wir zum Himmel und stellen fest, es wird dunkler über dem Ringelspitz. Deshalb schnell weiter am Bauernhof vorbei zur Hütte. Dort stehen wir dann längere Zeit draussen und checken den Regenradar. Die Zelle soll genau über den Ringelspitz und die Hütte drüber. Weil wir so lange dort stehen, kommt auf einmal die Hüttenwartin raus und fragt uns, ob sie uns helfen kann. Wir verweisen auf den dunklen Himmel. Da sie anscheinend noch Arbeit hat, verschwindet sie gleich wieder in der Hütte. Kurz darauf taucht der Hüttenwart auf. Kurz reden wir, da fängt es an zu Regnen. Also Tee Pause in der Hütte. Der Radar gibt noch einzelne kleine Zellen an, es soll jedoch ständig besser werden. Na gut ein Versuch ist es wert. Um 09:30 geht es weiter, gemeinsam mit einem Zürcher Paar, bei leichtem Nieselregen. Flach geht es hinein ins Tal, mit nur wenigen Stufen und viel Distanz legen wir knapp 400hm zurück bis Sandböden. Gerade als wir sagen, es kommt nicht mehr laut Radar, fängt es noch einmal an. Während Adi die Regenjacke dabei hat. Suchen Simi und ich uns am Felsen Schutz mit dem Regenschirm. Es dauert nur kurz. Leicht fröstelnd geht es nun steiler hoch aufs nächste Plateau. Dort zieht ein kalter Wind und wir machen länger Pause im Schutz von Steinen. Das Zürcher Paar hatte unterdessen, wegen des Wetters, aufgegeben. Adi gibt Simi noch seine warmen Sachen, da für in klar ist, dass er dreht. Die Anstrengung der letzten Tage war zu gross. Kurz darauf einigen wir uns auf Abbruch. Simi hatte zu kalt. Adi lief schonmal los, Simi und ich assen noch kurz etwas Brot und Käse. Zum Glück, den in diesen fünf Minuten schlug das Wetter komplett um. Der ganze Ringelspitz erstrahlte unter blaustem Himmel. Wir riefen Adi zu, dass wir es doch probieren wollen. Er verabschiedete sich und wir liefen schnell los. Über den Schnee auf Gletscherresten umgingen wir den Aufschwung linksherum. Zum Schluss etwas steil, aber gut machbar ohne Steigeisen auf den Grat. Der Grat wird erst mit der Zeit zu einem Grat. Gleich unterhalb eines grossen wegversperrenden Steins, trafen wir die 3er Seilschaft, welche in der Hütte übernachtet hatte. Sie sprachen von rutschigen, feuchten Verhältnissen. Teilweise würden Haken fehlen. Machte mir nicht unbedingt Freude, wenn ich weiss das mein Seilpartner noch nie gesichert hat. Was solls. Gehen wir schauen. Hinter dem grossen Stein machten wir unser Depot und liessen alles zurück. Damit war klar, wir seilen über die Route ab. Beim Einstieg machten wir einen Crashkurs. Zum testen, sicherten wir vom ersten Stand weg, obwohl der Einstieg gut ohne machbar wäre, hoch aufs Band. Nun geht es links weg. Dabei wird nur eine kleine Stufe überwunden. Eigentlich würde es nun der Wand entlang hoch gehen, wir querten jedoch am kurzen Seil nach links und kletterten die Abseilpiste hoch. Etwas mühsam ohne Sicherung. Nun folgen zwei kurze Knacknüsse. Das erste Wändchen  ist am einfachsten, via Felsklotz zu überwinden. Schöne Risse geben Sicherheit. Nun kommt der kurze aber Knackige 3c. Zum Glück habe ich die tiefen Schuhe an. Mit den grossen Bergschuhen, hätte ich bei diesem Bouldermove grössere Probleme gehabt. Der Stand auf dem Plateau liess ich aus und erreichte im Couli gerade so den Stand. Anscheinend kann dies einfach überwunden werden ohne Seil. Ich sah jedoch ein Stand und kletterte rechts über eine Platte hoch. Das hätte einen schönen 15m Pendelsturz gegeben. Empfehle ich nicht, da keine BH. Nun ohne Seil kurz ausgesetzt hoch auf die Flache Querung. Hier sahen wir keinen Stand, deshalb kletterte ich ohne Sicherung hoch, Simi sass für den Notfall auf dem Grat. Ging aber schön gestuft über die zwei Seillängen. Hier queren wir nach rechts hinaus und bleiben nicht auf dem Grat. Nun einfach kurz runter und wieder hoch zum Gipfelaufbau. Der Gipfelaufbau nochmals in herrlichem Fels mit gemütlichen Abständen. So stehen wir kurz nach 14:00 Uhr als einzige Seilschaft heute auf dem Gipfel bei Traumwetter. Wer hätte das gedacht am Morgen. 

Ringelspitz-Hütte-Parkplatz: ZS+, T3, 3h 45min

Als wir auf dem Gipfel los liefen, erfuhren wir, das Adi immer noch im Abstieg zur Hütte war. Er hätte noch ein langes "Powernap" genossen. Dies nahm uns den Druck im Abstieg unnötig zu pressieren. Der Gipfelkopf ging super zum Abseilen. Der Weg runter und wieder hoch war ebenfalls einfach zu gehen. Beim Abseilen auf das flache Zwischenstuck, zeigte sich dann jedoch, dass ein 30m Seil einfach zu kurz war. So musste ich etwas improvisieren. Runter ins Couli ging dann wieder gut. Danach ist die Abseilpiste einfach zu nutzen. Wir seilten dann bis zum letzten Stand auf dem Mittelgrat ab. Ist nicht wirklich nötig, aber ich war durch, nach den 3 Tagen inkl. Verantwortung. Gerade als wir beim Depot ankamen, sendete uns Adi ein Foto, dass er nun kurz vor der Hütte sei. Er sei nochmals hingelegen. Wer Genuss lebt, kann das Leben schätzen;). Sobald sinnvoll, kletterten wir auf den Gletscher, beziehungsweise auf den Schnee. So konnten wir am Anfang noch ordentlich steil, absurfen. Nun in schnellem Tempo zurück zur Hütte. Dort kehrten wir nochmals ein. Leider tranken wir genau soviel, dass es nicht mehr vollständig für den Käse reichte beim Bauernhof. Deshalb liefen wir im Stechschritt zurück zum Auto, wo zu unser aller Überraschung eine Busse unter dem Scheibenwischer lag.

Fazit:

Eine absolut fantastische Tour. Der Zustieg ist zwar ordentlich, dafür entschädigt der Aufstieg via Mittelgrat vieles. Die Schwierigkeiten halten sich im Mass, trotzdem ist es oft ausgesetzt und Stürze hätten wohl schlimmere Ausgänge. Zudem war es oft brösmelig, sobald wir uns nicht im Fels aufhalten. Die Haken sind soweit gut gesetzt. Im Couli fehlen sie jedoch, wobei mit dem richtigen Weg, wäre es vermutlich ganz einfach. Zudem fehlt mir auf der zweiten Terrasse der Stand. Wer hauptsächlich klettert auf Hochtouren kommt unter Umständen an die Grenzen. Für mich war es ausser der Verantwortung, wunderbar zu gehen. Schön zu sehen ist, dass mein Knie hält, wenn ich mich gut auf den Abstieg konzentriere. Zu erwähnen gilt es das sehr nette Hüttenpaar. Sie waren völlig flexibel. Auch als wir fragten, ob wir zu Not hier schlafen dürfen, falls uns die Tour heute nicht gelingen würde, damit wir es Morgen noch einmal versuchen können, meinten sie: Kein Problem, wir sollten es einfach bis etwa 17:00 Uhr wissen, wegen dem Nachtessen.

Zusatz:

Da wir die Gebühr ordentlich mit SMS bezahlten, verwunderte es uns doch sehr, dass wir eine Busse bekamen. Den wir kriegten eine Bestätigung. Zwar nicht von 444, aber von easypark. Deshalb rief ich ein paar Tage später auf der Gemeinde Tamins an, um zu erfahren was los ist. Sie meinten sie hätten mich im System gehabt inkl. Zahlung. Sie wüssten nicht weshalb ich eine Busse bekam. Ich sendete daraufhin die Busse an die Gemeinde Tamins. Seither habe ich nichts mehr gehört. Ich nehme an sie wurde fälschlicherweise ausgestellt.

Tourengänger: maenzgi


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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

3614adrian hat gesagt: Coole Tour!
Gesendet am 30. August 2021 um 22:26
Das Regenschirmfoto inklusive Gipfel ist top!

maenzgi hat gesagt: RE:Coole Tour!
Gesendet am 31. August 2021 um 00:03
Danke schön. Der Fotograf stand dafür extra in den Regen. Wir hoffen, dass in Zukunft nicht alle mit dem Regenschirm umher rennen;)

Nyn hat gesagt: Risiko?
Gesendet am 31. August 2021 um 14:06
Schön dass es doch noch geklappt hat. Auch ich bin neulich mit Schirm im Einsatz unterwegs gewesen :D

Ein wenig wundern muss ich mich darüber:
ZITAT aus deinem Bericht:
...."Machte mir nicht unbedingt Freude, wenn ich weiss das mein Seilpartner noch nie gesichert hat."...

Bezieht sich das jetzt auf die fremde Seilschaft oder auf eure? Das ist etwas unklar....

Weil, wie kann ich denn auf die Idee kommen, eine schwere Bergtour mit nötiger Seilsicherung zu unternehmen, bei dem der Sicherer das Sichern noch nie zuvor gemacht hat? (*kopfschüttel*)
Mir wäre das zu risikobehaftet, weil völlig unwägbar.
Grundlegende Sicherungsmethodik wie Handhabung des Geräts, Handhaltung!, und Verhalten des Sichernden bei Sturz usw... gehören mMn lernenderweise unter deutlich bessere und kontrollierbare Bedingungen, die am Berg zu 2t nicht gegeben sind.

maenzgi hat gesagt: RE:Risiko?
Gesendet am 31. August 2021 um 19:05
Lieber Nyn, ich finde es gut das du kritisch Hinterfragst. Dies fordert mich auf, es selbst zu machen.

Ich war mir den Risiken bewusst. Da ich mir jedoch die Tour Free Solo zugetraut hätte, war die Seilschaft mehr zur Sicherheit für meinen Partner, welcher sich aber im T6 Bereich selber wohl fühlt. Nur war er noch nicht mit dem Seil unterwegs. Beim Abseilen etc konnte ich ja alles kontrollieren. Zudem waren wir am Vortag am Grassen, wo er die ganzen Abläufe gezeigt bekam.

Ich denke, dass Risiko war vertretbar, weil ich ihn gut kenne.

Die Textzeile ist unglücklich ausgedrückt.

Gruss Manu

Nyn hat gesagt: RE:freesolo
Gesendet am 31. August 2021 um 20:12
Hallo Manu,
danke für die klärenden Worte.

Wenn man das so wie Du souverän auch freesolo machen könnte, halte ich deine Vorgehensweise mit ungeübteren Partnern für vertretbar

btw.:
Es ist in der Tat nicht immer leicht, in dem Bereich SG UIAA 2 bis ca 3 abzuschätzen, wo man besser "richtig" sichert - d.h. dann mit sauberen Standplätzen -sonst ist es mMn sinnlos -
oder ob das Benutzen des "Am laufenden Seils", wie es oft von Bergführern in solchem Terrain praktiziert wird ausreicht, um ungeübteren Partner die nötige Sicherheit zu geben. (zudem: Zeitvorteil)
Die Diskussion darüber, ob man beim laufenden Seil Schwächere nicht eher in falscher Sicherheit wiegt ist so alt wie das Bergführerwesen.

Weiterhin schöne Touren!

Nyn

maenzgi hat gesagt: RE:freesolo
Gesendet am 31. August 2021 um 21:39
Hallo Nyn,

Danke dir für die Klarstellung. Manchmal sieht man erst im Nachhinein, was dieser Satz eigentlich aussagt. Muss wohl in Zukunft doch Gegenlesen.

Ja das sichern in solchem Gelände ist meist am kompliziertesten. Aufgrund des kurzen Seil, machten wir zwei-drei Dinge, die man aus sicherheitstechnischer Sicht nicht machen sollte. Für mich ist ein Seil in solchem Gelände teilweise sogar Störend, weil es falsche Sicherheit vermittelt. Geschieht dann jedoch wen ich es nicht dabei habe, gilt es als Fahrlässig.

Eine Prüfung des Warum gehe ich auf solche Touren, ist für mich Sicherheits mässig sehr relevant.

Ich wünsche dir ebenfalls schöne, unfallfreie Touren

Gruss Manu


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