Rundtour zum Basòdino vom Val Bedretto


Publiziert von cardamine , 15. Juli 2021 um 22:53.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:10 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I   Gruppo Basodino   Gruppo Grieshorn   Gruppo Cristallina   Gruppo Pizzo San Giacomo   Gruppo Pizzo Castello 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2930 m
Abstieg: 2630 m
Strecke:33 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ossasco, Val Bedretto
Zufahrt zum Ankunftspunkt:All'Acqua, Val Bedretto
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Basòdino (wegen Renovierungsarbeiten derzeit geschlossen), Albergo-Ristorante Robiei

Der Ausgangspunkt für die Normalroute zum Basòdino - Robièi - liegt verkehrstechnisch nicht ganz so günstig, wenn man von der Nordseite der Alpen kommt. Knapp zwei Stunden Fahrzeit kann man sich sparen, wenn man den langen Zustieg vom Val Bedretto auf sich nimmt. Das hat darüber hinaus den Vorteil, dass man auf einer anderen Route absteigen kann und somit ein ausgedehnte Zweitages-Rundtour durch die seenreichen Tessiner Alpen erlebt.

Tag 1: Zustieg aus dem Val Bedretto: Ossasco - Robièi (T2, ca. 5-6 h)
Vom Val Bedretto steigt man über die Alpe di Cristallina hinauf in das wasserreiche Val Torta, das Rauschen der Wasserfälle ist ein ständiger Begleiter beim Aufstieg. Auf 2150 m erreicht man eine von wilden Bergzacken umgebene Sumpfebene. Der Passo di Cristallina, der höchste Punkt der Etappe, rückt ins Blickfeld. Lediglich die Stromtrasse am Talende stört die Illusion von Wildnis. Eigentlich wollten wir von der Passhöhe noch den Cristallina selbst besteigen, aber die Route war noch fast vollständig mit matschigem Schnee bedeckt und versprach wenig Spaß. Auch auf dem Höhenweg oberhalb des Lago Sfundau zum namenlosen Pass bei P.2466 waren noch etliche Altschneefelder zu queren, das steilste überstieg sogar die 40°. Zum Glück hatten wir unsere Pickel dabei, einige Wanderer mit ungeeignetem Schuhwerk waren mit dieser "Überraschung" sichtlich überfordert. Nach P.2466 geht es abwärts zum Lago Bianco und ein Stück weiter auf der asphaltierten Straße, die von Robièi zum Lago dei Cavagnöö führt. Die Capanna Basòdino hat im Moment wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, weshalb wir im Albergo Robièi übernachtet haben. Dieser Turm neben der Staumauer sieht nicht sonderlich charmant aus, bietet aber immerhin ruhige Einzelzimmer und Duschen.

Tag 2: Robièi - Basòdino (WS II, ca. 5 h)
Obwohl gutes Wetter vorhergesagt war, waren wir an diesem Sonntag die einzigen, die sich morgens zum Basòdino aufmachten. Am Abzweig hinter der Seilbahnstation folgen wir dem Wanderweg neben dem Fluss aufwärts. Bald erreicht man eine sumpfige Hochebene, die man beim ersten Abzweig verlässt. Im Auf- und Ab zwischen grünen Hügeln gelangt man in eine Schwemmebene, wo sich der Pfad etwas verliert. Bei P.2221 trifft man auf den Alternativzustieg vom Lago del Zött, der Basòdino ist auf dem Wegweiser dort mit 3.50 h angeschrieben. Rot-weiße Markierungen leiten durch ein noch schneegefülltes Tälchen zu einer Steilstufe. Oberhalb der Stufe gelangt man auf das flache Gletschervorfeld. Ein Pfad und Steinmännchen führen zu den Gletscherschliffplatten, die bei uns leider noch schneebedeckt waren. Eigentlich könnte man am nördlichen Gletscherrand bis auf knapp 3000 m aufsteigen, ohne das Eis zu betreten. Heute lag ab 2500 m noch reichlich Schnee, weshalb wir versucht haben, von Felsinsel zu Felsinsel möglichst direkt Richtung Gipfel aufzusteigen. Das Vorankommen in dem weichen Schnee war recht mühsam. Froh waren wir, als wir auf 3100 m endlich den Ostgrat erreichen. Über etwas chaotisch geschichtete Felsblöcke, denen man vertrauen muss, geht es in leichter Kraxelei (II) zum Gipfel. Ein markanter Gratzacken wird rechtsseitig umgangen, danach geht es am besten durch eine Rinne auf der Westseite wieder auf den Grat. Laut Gipfelbuch waren wir in der Sommersaison erst die zweite Gruppe auf dem Basòdino. Die letzten Besucher hatten zum Glück eine deutliche Spur zur Kastellücke gelegt, die für uns sehr hilfreich war.

Abstieg via Kastellücke ins Val Toggia (WS) und All’Acqua (T2)
Der Basòdino-Gletscher wird mittlerweile durch eine Felsrippe in zwei Teile geteilt, deren Durchstieg von oben kommend nicht einfach zu finden ist, von der Kastellücke aus gesehen ist der Pass dagegen offensichtlich (siehe hier). Unser gps-Track kann zukünftig bei der Wegfindung helfen ;) Der nördliche Basòdino-Gletscher ist ein rechtes Spaltenlabyrinth, wir trafen ihn noch vollständig eingeschneit an. Weil der Schnee schon aufgeweicht war, haben wir uns vorsichtig mit Stöcken über den Gletscher getastet. Zu allem Überfluss fliegen von der Kastellhorn-Ostwand auch noch die Steine. Doppelt froh war ich, als wir am Übergang zur Kastellücke ankommen, diese erwies sich als weitaus weniger heikel, als es von unten den Anschein hatte. Um zur Kastellücke zu kommen, klettert man zunächst eine kurze, brüchige Felsstufe hinauf und quert dann einen Schutt-/oder Schneehang. Steinmännchen und Pfadspuren leiten hinüber zur Lücke. Wir hatten Glück und trafen die Rinne, welche von der Kastellücke ins Val Toggia hinabführt, noch bis unten mit Schnee gefüllt an, somit gab es ein rasches Absurfen. Später im Jahr dürfte das Geröll dort wenig Freude bereiten. Auf ca. 2400 m sollte man nach den Steinmännchen am rechten Rand der Rinne Ausschau halten, diese leiten einen hinunter zu den Gebäuderuinen, wo ein deutlicher Weg beginnt. Wir folgen diesem Pfad, bis er auf den markierten Wanderweg zu den Laghi Boden trifft. Diese Seenplatte ist den etwas längeren Abstieg wert, die in verschiedenen Blautönen leuchtenden Seen in Kombination mit den schneebedeckten Gipfeln der Leone-Gruppe gegenüber sind eine sehr fotogene Kombination. Nach einem letzten Gegenanstieg zum Rupe del Gesso geht es leicht abwärts zum Passo San Giacomo, wo man wieder Schweizer Boden betritt. Mit schönem Ausblick auf Pizzo Rotondo und Co. geht es abwärts nach All‘Acqua. Den letzten Bus um 18.34 haben wir leider verpasst - zu schön war es an den Laghi Boden... vergeblich hofften wir auf eine Mitfahrgelegenheit nach Ossasco, somit kam Toni noch in den Genuss eines unfreiwilligen Abend-Trailruns zu unserem Auto.

 
Tipp: Der Normalweg von Robièi ist spät in der Saison, wenn der Schnee geschmolzen ist, sicher angenehmer. Die Route über die Kastellücke dagegen ist weitaus ungefährlicher und schneller zu begehen, wenn in der Rinne und auf dem Gletscher noch Schnee liegen.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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