Tannhorn - Überschreitung entgegen der "üblichen" Richtung


Publiziert von Bergmax , 27. Juni 2021 um 17:42.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:19 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Brienzergrat   CH-BE   CH-LU 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Müllerschwand - Allgäulücke - Tannhorn - Wannenpass - Tanningsboden - Müllerschwand
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto via Kemmeribodenbad zum Parkplatz Müllerschwand. Geteerte, aber eher schlechte Straße (Vorsicht, dass man nicht aufsitzt!). Maut CHF 10 für 1 Tag. Wenig Parkplätze, besonders während der Alpzeit!
Kartennummer:3322T Thunersee-Bruienzersee 1:33.333

Herzstück eines langen Grates...

Wie so einige vor mir und sicher auch noch einige nach mir habe ich diesen Berg etwas vor mir hergeschoben, obwohl ich (theoretisch) schon "Schwierigeres" hinter mir hatte. Die reichlichen & schönen Fotos dieser Route sehen doch recht eindrücklich aus. Ein erster Versuch letzten Oktober scheiterte im Matsch (es ist dann das Schnierenhierli geworden, der Spaßfaktor war aber recht begrenzt...), was meinen Respekt eher noch verstärkte.

Von Kemmeribodenbad fahre ich die Mautstraße bis zum obersten Parkplatz ("Müllerschwand", in der LKS "Obre Hubel", 1394 m) hoch. Dieser Ausgangspunkt liegt sehr günstig für alle, die "nur" das Tannhorn überschreiten möchten.

Zur Allgäulücke (1918 m) und damit auf den Grat sind es nur gut 500 Höhenmeter, die ich auf dem bequemen Weg in einer Stunde hinter mich bringe. Es liegt kein Schnee mehr. In der Lücke stelle ich fest, dass das Gelände leider wieder nicht richtig trocken ist, aber auch nicht so widerlich schlammig wie im vergangenen Herbst.

Gleich hinter der Lücke kommt ein steiler & erdig-schmieriger Aufschwung. Die Kraxelei fühlt sich dementsprechend auch ziemlich "eierig" und nicht sehr angenehm an, aber es geht. Zur Entspannung kommt danach ein harmloses, schönes Stück am grasigen Grat. Generell bleibt es bis zum Tannhorn so. Steile, erdige, eher unangenehme und flache, schön zu gehende Abschnitte wechseln sich ab. Wer es über die erste Stufe gleich nach der Lücke schafft, wird auch bis zum Tannhorn keine Probleme bekommen. Von der vielgerühmten Aussicht bekomme ich nicht viel mit, weil es sehr dunstig ist. Schade. Und es stellt sich auch kein richtig tolles "Geh-Gefühl" ein, denn dafür ist es mir zu rutschig. Allerdings hat es schon ein gewisses "Flair" an dieser tollen Linie unterwegs zu sein.

Auf dem Tannhorn (2221 m) ist reichlich Platz und ich habe den Gipfel ganz für mich allein. Ein Blick ins Gipfelbuch beweist, wie beliebt der Brienzergrat ist. Aber es gibt auch einige Einträge zum Südostgrat, der sicher andere interessante Rundtouren ermöglichen dürfte.

Obwohl sich das Gehen am Grat oft etwas komisch angefühlt hat, möchte ich den Abstieg über die berühmte "Schlüsselstelle" probieren. Notfalls könnte ich ja immer noch zurückgehen...
Erfreulicherweise scheint der Nordostgrat etwas weniger feucht & schmierig zu sein. Der Grat wird stetig schmaler & ausgesetzter. Den richtigen Punkt, um in die Südflanke abzubiegen, erkennt man von oben kommend am Beginn des Drahtseils. So schlimm ist es dann gar nicht, dort entlangzukraxeln.

Aber ich gebe gerne zu...

- dass ich das Drahtseil nicht verschmäht habe, obwohl der Fels ganz ok ist (und mich "zur Strafe" daran in die Finger geschnitten habe)
- dass ich den Grat direkt darüber "schlimmer" fand
- und dort einige Meter nicht aufrecht, sondern im Reitsitz zurückgelegt habe
- und ich trotzdem am Nordostgrat mehr Spaß hatte als am Südwestgrat.

Danach kommt  bis zum Wannenpass nichts mehr, was sich zu erwähnen lohnt. Der Gegenanstieg zum Balmi ist kurz und der Gipfel insgesamt eher langweilig. Immer wieder kommen mir Leute entgegen, aber am ganzen Grat habe ich niemanden in meine Richtung wandern sehen.

Im Wannenpass (2071 m) stelle ich erfreut fest, dass die Nordseite schneefrei zu sein scheint. Das ist toll, denn sonst hätte ich nach Süden absteigen müssen und den längeren Gegenanstieg zur Allgäulücke in Kauf nehmen müssen.
Der gut blau-weiß markierte Pfad hinunter nach Arniberg. ist absolut nicht langweilig! Oft nur fußbreit nutzt er geschickt die schwächsten Stellen in der steilen Grasfanke aus. Obwohl nordseitig, ist es heiß und schattenlos. Hochzu wäre es heute sicher eine Qual. Runter geht es natürlich angenehmer, aber trotzdem bin ich froh, dass es bei Arniberg einen Brunnen gibt, wo ich mir das verschwitzte Gesicht kühlen kann.

Der Rest der Wanderung ist gut zur Entspannung, aber auch ziemlich uninteressant. Bis zur Mirrenegg hat man auch immerhin noch 100 Höhenmeter Gegensteigung vor sich. Eigentlich wollte ich am Auto eine etwas längere Pause im Schatten machen. Den gibt es dort aber nicht. Umso mehr weiß ich die Klimaanlage zu schätzen.


Schwierigkeiten & Gehzeiten

Müllerschwand - Allgäulücke: T2, 1 h
Allgäulücke - Allgäuhorn - Tannhorn: T4, 1 h 20 min
Tannhorn - Wannenpass: kurz T5 (so exponiert, wie man es der Stelle sofort ansieht), darunter T3; 1 h
Wannenpass - Arniberg: T4-, 1 h
Arniberg - Müllerschwand: T1, 40 min

Fazit - ehrlich gesagt, bin ich froh, es hinter mir zu haben (soll jetzt aber auch nicht heißen, dass es keinen Spaß gemacht hat...)!

Tourengänger: Bergmax


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