Hirzli auf Route ´Straight Bachbett´


Publiziert von maenzgi , 19. Juni 2021 um 00:15.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:18 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe   Zürcher Hausberge 
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis zur Gemeindebibliothek Bilten

Einleitung:
 
Das Hirzli habe ich neben Bärensoolspitz und Planggenstock als einzige markante Erhebungen zwischen dem Oberseetal und dem Wägital noch nicht erklettert. Zudem gibt das Hirzli wenig her, wenn ich auf die Berichte schaue. Nur gerade PStraub stieg von der Seite ein und Tricky nahm einen inoffiziellen Wanderweg, haben bisher etwas über T5 gepostet. Höchste Zeit also sich selbst ein Bild davon zu machen.  Beim Studium der Karte fiel mir der Bach auf, welcher von unten bis oben eine sehr direkte Linie ergibt. Dies soll meine Route werden `Straight Bachbett`. Auf dem Gipfel war ich wohl etwas KO, weshalb meine Route einen Schreibfehler hat ;)


Gestartet bin ich einmal mehr sehr spät, dafür dass ich um 16:00 Uhr wieder auf der Arbeit sein sollte. Doch der Schlafmangel hatte mich die letzten zwei Nächte fest im Griff, weshalb ich erst um 10:15 loslief bei der Gemeindebibliothek.
 
Zu sagen gibt es wohl noch, dass diese Route von Dezember-März als Wildruhezone gilt und deshalb nicht bestiegen werden sollte.
 
Routenbeschrieb:
 
Gemeindebibliothek-Hirzli-Gemeindebibliothek: T6 III, 4h
 
Kurz die Strasse hoch, bevor bei der Wildruhezonen Tafel in den Wald hineingestochen wird. Es geht kurz hoch, bevor ich bei der Kreuzung nach links abzweige. Der Weg geht nun wieder ein bisschen runter, bevor er rüber quert zur Strasse, wo das Bachbett beginnt. Nun wird alles im Bachbett hochgestiegen. Bei der ersten Verzweigung halte ich rechts über eine knackige Stufe. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen schweren Stufen T4 bis T6 & I er bis IV er und flacheren, blockigen Abschnitten. Die Stufen, welche mir direkt in der Wasserlinie nicht gelangen, umging ich so eng wie möglich rechts. Nur bei zwei Stufen musste ich mehr als 10m weg von der Wasserlinie. Auf einmal wurde das Bachbett eng und die Wände hoch. In der Engstelle hingen sogar ein Drahtseil, welches bis über den Klemmbock führte und danach nach links hoch ging. Nun war ich etwas verwirrt, wo ich mich befinde. Als ich auf Swisstopo nachschaute war ich in den Felsen Links von P.1110. Keine Ahnung, wann sich der Bach geteilt haben soll. Deshalb stieg ich dann oberhalb der Drahtseile nach links steil aus. Oben kam nun die Lichtung und ich war wieder beinahe im Bach drin. Dort empfiehlt es sich möglichst lange rechts im Wald zu bleiben. Denn der Kräutergarten ist nicht empfehlenswert. Erst ca. 70m weiter oben als der Jägerstand im Baum hing, ging ich hinaus auf die Wiese und zurück ins rechte Bachbett. Dieses nun streng, an der vollen Sonne steil hinauf. Auf der Höhe von Ahoren gab es dann einen inoffiziellen Quergang. Da die Bänder oben an mir alle nach links weg gingen, war mir klar, dass die anderen beiden weiter links ausgestiegen sind. Wie weit wusste ich aber nicht mehr auswendig. Als ich zum linken Bachbett kam, war für mich klar, hier möchte ich es versuchen. Es scheint als würde es direkt zum Kreuz führen. Nun folgt das Kernstück, wo es keine Möglichkeiten mehr gibt für einen Ausstieg. Wer beim Bach kaum eine Stufe direkt ersteigen konnte, soll hier unbedingt auf dem «Weg» nach rechts aussteigen. Sonst wird es gefährlich. Das Bachbett wird schnell steil und ich kraxle in I & II er Stufen hoch. Teilweise durchmischt mit Gras. Als das Bachbett sich auflöst, weiche ich rechts auf den Grassporn aus. Keine Lust im Nagelflue Geröll herumzueiern. Am Ende des Spornes, muss ausgesetzt nach links unter einer Föhre hindurch gequert werden. Nun folgt für mich die Schlüsselstelle. Es gilt ausgesetzt, auf knapper Grasauflage und bröselndem Nagelflue in die Schlussrinne zu gelangen. Die Schlussrinne, obwohl nur mässig steil, nochmals ein Balanceakt. Wer hier stürzt, wird sich kaum mehr fangen können. Wenig Gras auf abgerutschter Erde gilt es hochzusteigen. Die letzten 10 Ausstiegsmeter sind dann komplett der Erosion erlegen. Zum Glück hat es rechts Nagelflue, welcher ein bisschen besser hält als der Tösstaler. So kann ich über diesen Aussteigen. Noch 50m dem Grat entlang und schon stehe ich oben. Knapp vor einem älteren Herrn und eine junge Frau lief Sekunden zuvor davon.
 
Da ich für den Aufstieg 3h gebraucht hatte, blieb mir nicht mehr viel Zeit. Eieiei da hatte ich mich verschätzt. Ein kurzer Schwatz mit dem Herrn und schon gings runter. Auf dem Wanderweg stand 2h20min. Jedoch durfte ich höchstens 1h20min haben, damit ich rechtzeitig im Geschäft erschien. Also nahm ich den direktesten Wanderweg runter im Laufschritt. Nach gerade einmal 1h war ich beim Auto. Wer mich kennt, weiss wie dumm diese Idee war und das schon das zweite Mal diese Woche. Kurz vor dem Auto konnte ich kaum mehr gehen, weil ich meine Knie dermassen spürte. Jetzt wo ich diesen Bericht schreibe, ist es zum Glück schon wieder besser.
 
Fazit:
 
Eine wahrlich spannende Tour die ich hier gefunden habe. Ich hätte nicht gedacht, dass selbst das Bachbett mich dermassen fordern würde. Der Vorteil bei der Route ist, sie kann nicht abgespeckt werden, da sie ständig gewaschen wird. Trockene Verhältnisse ein Muss, sonst werden die Stufen gefährlich. Ich fühlte mich über grosse Teile der Tour als wäre ich im Zürcher Oberland. Es hat jedoch einen grossen Vorteil. Der Nagelflue ist viel verlässlicher als bei uns vorne. Für mich eine Tour mit viel Gefahrenpotenzial von unten bis oben. Der Ausstieg oben sollte maximal in meiner Rinne geschehen oder rechts davon. Näher zum Kreuz ist die Erosion voll am Wirken und die Ausrutschgefahr im Ausstiegsbereich hoch. Oder dann soll gleich ganz nach links zur anderen Rinne von PStraub gewechselt werden. Alles dazwischen würde ich persönlich meiden. Dafür ist der Gipfel definitiv zu wenig Prestige. Ein Pickel für mich ein Muss.

Tourengänger: maenzgi


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Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

miCHi_79 hat gesagt: Nochmals Wow
Gesendet am 19. Juni 2021 um 08:17
Selbst auf`s Hirzli findest du anspruchsvolle Wege die gehen. Wo kommst du da raus? Bei der Kante unter dem Hirzli? Da ist die Erosion weit fortgeschritten und ich persönlich hätte da keine Aufstiegsmöglichkeit gesehen. Ich lief vor einem Monat der Kante nach hoch und habe mir die steilen Rinnen noch angeschaut.

maenzgi hat gesagt: RE:Nochmals Wow
Gesendet am 19. Juni 2021 um 08:52
Bevor es an der Kante nochmals steil wird ist ein grosser Trichter, welcher komplett erosiert. 20m vorher gibt es eine Rinne, welche nur auf 10m total erosiert, dort stieg ich aus. War schon grenzwertig, aber zurück wollte ich auf keinen Fall. Eine weitere Lösung wäre viellicht gewesen, rechts hinaus auf den Sporn zu kraxeln, aber da es Nagelflue hatte, wollte ich zuerst diese Lösung versuchen.

miCHi_79 hat gesagt: RE:Nochmals Wow
Gesendet am 19. Juni 2021 um 09:01
Ok, ja wo eine Wille da ein Weg aber ist sicher abenteuerlich über die Rinne hoch zu kommen. Werde es mir das nächstemal genau anschauen.

maenzgi hat gesagt: RE:Nochmals Wow
Gesendet am 19. Juni 2021 um 09:15
Es war sehr abenteuerlich, aber das Knowhow konnte ich mir im Zürcher Oberland wunderbar aneignen;)

miCHi_79 hat gesagt: RE:Nochmals Wow
Gesendet am 19. Juni 2021 um 11:56
;-))) an deinem Knowhow zweifle ich keine Sekunde und finde deine Touren sehr spannend, traue mich einfach nicht alles zu aber es liegt wohl daran, dass ich sehr ungern eine Tour abbreche ;-)

maenzgi hat gesagt: RE:Nochmals Wow
Gesendet am 19. Juni 2021 um 13:28
Die meisten Touren musst ja nicht direkt abbrechen, sondern einfach auf einfachere Routen ausweichen. Aber ja diesen Stolz finde ich in den Bergen unersetzlich. Es bewahrt einem im Normalfall vor schlimmem.

miCHi_79 hat gesagt: RE:Nochmals Wow
Gesendet am 20. Juni 2021 um 09:30
Musste heute auch den Chöpfenberg abbrechen, fing an zu regnen und er war total zu. Keine Voraussetzungen um einen Chöpfler zu machen ;-)


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