Kaiseregg 2185m ab Zollhaus

Eigentlich hätte die Tour "Seeschlund Ost" heissen sollen. Doch wer kann sich unter diesem sperrigen Namen schon was vorstellen!? Die Kaiseregg hingegen geniesst überregionale Bekanntheit und markiert unbestritten den Höhepunkt dieser zuvor sanften Hügelwanderung. Wobei, im Winter erreichen Stoss und Ättenberg als Ski- bzw. Schneeschuhziele fast schon ähnliche Beliebtheitswerte wie der Sensler Vorzeigegipfel im Sommer.

Endlich wieder mal zwei Sonnentage inmitten einer wochenlangen Regenperiode - dieses Fenster will genutzt sein. Gleichzeitig möchte auch die Familie das schöne Wochenende nicht ungenutzt verstreichen lassen. Mit etwas Fantasie lässt sich das prima unter einen Hut bringen: Wir campieren am Schwarzsee - allerhand Gipfel in Griffweite - und Papi darf den Morgen für sich nutzen.

Der erste Bus bringt mich kurz nach sieben vom Schwarzsee runter zum Ausgangspunkt Zollhaus (871m), wo sich Warme und Kalte Sense vereinen. Kurz der Gantrischstrasse nach und Höhe Guetemashus rechts den Hang hoch in den Friesmattwald. Der alte Wanderweg wurde längst aufgegeben, doch eine gute Seele hat eingangs Wald einen gelben Wegweiser montiert. So erwischt man den richtigen Einstieg und kann der verwachsenen Spur folgen. Man passiert die Alpgebäude von Wissenbachera (mit Brunnen), Eggersloch und Grundbergera. Teils weglos steige ich das offene Weidegelände hoch. Eigentlich erstaunlich, dass nur von Süden ein Wanderweg zum Stoss (1537m) führt, den ich nach genau einer Stunde erreiche. Zugegeben, im Winter wirkt das Gelände weit reizvoller. Aber für Wanderungen in der Nebensaison ist die Hügelkette geradezu prädestiniert.

Ich folge dem sanften Kamm zum Ättenberg (1614m), das sind bloss 1.5km und 100Hm. Von dort zunächst nach Süden runter und dann ostwärts zum Chalet du Hohberg rüber, wo die Vorbereitungen für die Saisoneröffnung diesen Donnerstag auf Hochtouren laufen. Mein Ziel ist nicht die Hütte, sondern der dahinter liegende Spitzhubel (1557m). Den recht verwachsenen Hügel muss man nicht gesehen haben, etwas überrascht kreuze ich deshalb zwei Einheimische im Abstieg. Auch Sammlernaturen? Zurück zum Chalet und über den Wanderweg Richtung Hohmattli (1794m). Wobei, dieser liegt wie die gesamte Nordflanke unter einer geschlossenen Schneedecke. Sie ist faul und im Aufstieg entsprechend anstrengend zu gehen, zum Glück helfen ein paar Spuren des Vortags.

Runter nach Süden in die Salzmatt und ran an den Tageshöhepunkt: die Kaiseregg. Am Vortag konnte ich die Verhältnisse vom Schwarzsee bereits gut einsehen. In Kürze: Normalroute noch schneebedeckt, was mich nicht gereizt hat. An NW-Grat bzw. Flanke findet sich hingegen ein aperes Band bis fast zum Gipfel. Nur ganz sporadisch komme ich mit Schnee in Kontakt, darf dafür am Grat ein wenig kraxeln. Pickel und Steigeisen bleiben ungenutzt. Perfekte Verhältnisse also... wenn da nur die drei letzten Meter nicht gewesen wären: steil, ausgesetzt, bodenloser Schnee. Im Abstieg über die gleiche Route habe ich hier kurz den Pickel bemüht. Zunächst aber geniesse ich die wohlverdiente Pause auf der Kaiseregg (2185m), mein vierter Besuch innert Jahresfrist. Erst vor wenigen Wochen kam ich hier im Rahmen einer rassigen Skitour vorbei (klick). Und mit blossem Auge vermag ich auf dem grossen Parkplatz Gypsera unser Mobil erkennen. Eine Stunde später bin ich zurück, eben dort, bei meiner Familie, die erst seit zwei Stunden wach ist... 


Zeiten (kum)
1:00  Stoss
1:45  Spitzhubel
2:30  Hohmattli
3:25  Kaiseregg
4:25  Schwarzsee