Vor-Erkundungen im Sasbachtal, Teil 1: zu versteckten Granitrippen


Publiziert von Schubi , 21. Mai 2021 um 16:32.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 3 Mai 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Strecke:2,2 + 12,4 + 6,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz Heppenau
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Rund um das Örtchen Forbach im Murgtal gibt es viele rustikale Ecken zu entdecken, oft garniert mit Granit oder Wasser. Südöstlich z.B. liegt das Seitental des munter rauschenden Sasbachs. Es ist übrigens *eines der wenigen Heuhütten-Täler ausserhalb der Alpen, mehr dazu auch hier und da. An seinen Hängen zeigt mir die Topo-Karte so einiges Felsiges auf und eine erste Erkundungs-Kraxelei hatte ich bereits Ende letzten Jahres gemacht. Weiter hinten im Tal und auch südlich wollt ich aber noch weitere Kartenfunde aufstöbern und schaun, wie sich insgesamt eine Tour anlegen liesse. Wegen einer OP muss ich im rustikalen Gelände derzeit leider noch eher brav bleiben ... aber nimmer ganz so brav wie neulich noch ;-)

Als Soundtrack zu Granit, der entdeckt werden möchte, passt diesmal ganz wunderbar Discover Me (And You'll Discover Love) von Margie Joseph.


Im Dezember also ein erster kurzer Besuch, ich bin auf zwei Rippen am Talanfang gestiegen, nah an der Mündung des Sasbachs in die Murg. Von einem unterhalb liegenden Waldpfad aus (der wiederum nahe der ins Sasbachtal führenden Schifferstraße liegt), komme ich auf die Erste mittig fix hoch, in die Zweite kraxle ich seitlich herauf und staune oben über lustig schräg gelagerten Granit. Dann ein ganzes Stück weglos auf halber Höhe des Waldhangs östlich nach weiterem Felsen Ausschau haltend und wieder runter zum Pfad. Streckenweise glaubte ich, Fußspuren oder einem Wildpfad gefolgt zu sein. Weiter oben läge noch der Kuckucksfelsen, er ist wohl per Weg errreichbar und ich hebe ihn mir deswegen für die Gesamttour später mal auf.

Zeitsprung in den Mai, es geht erneut ins Sasbachtal. Ich starte links der Murg von einem Wanderparkplatz an der B 462. Von hier führt ein Forstweg und ein abkürzender Pfad zunächst runter zur Heppenau. Das ist eine wildromantische Schleife der Murg, eingerahmt von schönen Felswänden und Ufern mit rundgewaschenen Riesensteinen. Eine Fußgängerbrücke bringt mich ans rechte Murgufer und das ehemalige Forsthaus passierend wandere ich nun östlich ins Sasbachtal hinein. Vorbei an den ersten Heuhütten (und im Folgenden an noch so einigen weiteren) geht es kurz im Talgrund entlang.

In meinem oben verlinkten Tourenbericht gehe ich auf die Heuhütten näher ein, aber so viel ganz kurz: eingewanderte Bergbauern aus Tirol brachten im 17. Jh. die Heuhütten und das Wissen um Rodung und Bewirtschaftung von steinigen, steilen Tälern mit in die Region um Forbach. Dies wiederum hat den Hintergrund, dass das heutige Baden lange den Habsburgern gehörte und damals den schönen Namen "Vorderösterreich" trug. Bis in unsere Tage haben sich hier in fünf Tälern die Heuhütten gehalten, wenn auch nur die wenigsten von ihnen noch wirklich als solche (Lagerung von Heufutter für die Wintermonate) genutzt werden.

Ich passiere ersten Granit neben dem Asphaltweg im Tal. Ihn verlasse ich bald für einen kaum sichtbaren Pfad links hoch in den Haulersgrund im südlichen Hang des Kipf. Oben verliert sich der Pfad vollends, aber nach 150 m Weglosigkeit treffe ich ich auf einen Fahrweg. Auf weiteren Fahrwegen nun in die Nähe meines ersten Hauptziel des Tages: einer Felsformation, das auf der Karte als Hornfelsen und Eulstein (700 m)  betitelt ist. Auch auf der Karte verzeichnet ist ein Blockfeld/Blockhalde, das sich um den Sockel des Felsens gebildet hat und ihn offenbar recht durchgehend einrahmt. Wollen mal sehen ... nach einer Weile ebener Forst-Autobahn schimmern oben zwischen den Bäumen die ersten sonnenbeschienenen Blöcke hindurch und also steige ich hier mal weglos hoch. Noch weiter oben kommt auch eine Art Grat ins Bild, das wird er dann wohl sein, der Hornfelsen-Eulstein. Das Terrain hier besteht aus Blöcken groß und klein, die unglückseligerweise auch noch garniert mit Totholz und lästigen Brombeer-Ranken sind. Es ist ein ziemlicher Kampf (auch mit Stecken), darin voran zu kommen. Deswegen wieder herab zum Weg, ich muss ja meinen Schongang einhalten ... und vom Forstweg eine Etage höher käme man laut Karte wohl auch einfacher von oben auf die Felsgruppe drauf. Nach wenigen Metern auf dem (unteren) Fahrweg durchschneidet der nun die talwärtige Rippen-Fortsetzung. Und jep: schaut aus als wäre das ein recht idealer Einstieg nach oben, in bestimmt schöner Kraxelei! Aber das muss ich mir leider für später aufheben. Kurz nach der Wegkurve dann links, einen aufgelassenen Forstweg hoch. Auch von ihm aus sieht man Blockfelder, nun also die am östlichen Sockel des Felsens. Oben kurz weglos bis zum nächsten Fahrweg abgekürzt und der wiederum führt südwestlich am oberen Ende des Felsgruppe vorbei. Hier sogar ein Hinweisschild, das den für mich nun neuen Namen "Lachenfelsen" in Spiel bringt. Zuhause sehe ich, dass man ihn auf älteren Karten auch finden kann und nach eingehendem Vergleich ist der spitz werdende Grat an der Hangnase dann wohl der besagte Lachenfelsen, der Hornfelsen ist eine Erhebung in seiner östlichen Flanke und der Eulstein eine ebensolche nach Westen hin. *Edit Februar 2023: nach einer erneuten Tour, diesmal von unten den Grat herauf, würde ich den steilsten schmalen Grat-Abschnitt als Hornfelsen bezeichnen, einen westlichen Ausläufer davon als Eulstein, und das obere, flachere Endstück als Lachenfelsen.

Wieauchimmer: hier beginnt also die große, gesuchte Felsgruppe, und vom dort entlangführenden Forstweg aus kann man am leichtesten in die teils moosüberwucherten Grantiblöcke herein- und darin herumsteigen. Laubbäume beschatten die rustikale Szenerie und in zunächst leichtem Auf und Ab senkt sich das Ganz nun in Form einer schmaler werdenden Felsrippe talwärts. Nach Osten hin bricht's jäh und tief ab, nach Westen läuft das Gestein nicht ganz so steil in das Blockfeld aus, in dem ich vorhin noch herumgestolpert bin. Ich bleibe oben weiter mittig auf der Rippe, die nun endgültig aus den Bäumen heraustritt und auf einen steileren Aufschwung zuläuft: die Hände müssen jetzt mit ran, denn dieser kleine Zwischengipfel verspricht eine feine Aussicht und wird also mal erkraxelt. Leider ist das ein vorläufiger Endpunkt, denn hier bricht der Grat steil ab. Unterhalb folgt ein Türmchen und eine sicher spannende Fortsetzung ... Eine sichtbare Verbindung zum vorhin passierten Rippen-Beginn am tiefer gelegenen Forstweg ist wegen des Bewuchses nicht auszumachen, aber bissle Überraschung soll ja nächstes Mal auch wieder mit dabei sein ... Von unterhalb jedenfalls ist der Fels scheinbar von keiner Seite richtig leicht zugänglich (ein paar Tage später mache ich dann Bilder von der anderen Talseite, die das Geheimnis etwas lüften). Ich kraxle wieder ab und steige durch die Granittrümmer zurück zum Hauptweg. Nun im Forstwege-Zickzack herab ins Tal und begleitet vom rauschenden Sasbach und seinen Heuhütten zurück zum Wagen.

Eine dritte Teiltour führte mich dann vor ein paar Tagen noch in die Hänge des Sanbergs, er begrenzt das Sasbachtal südlich. An seiner Westnase nennt mir die Topo-Karte einen Katzenstein und zeigt drei Etagen oberhalb von ihm noch weitere Felsrippen auf. Also mal genauer nachgeschaut. Start wieder an der Heppenau, über verblichene und bessere Forstwege in die Höhe. Das obere Ende des Katzensteins (430 m) wird praktischerweise von einem Weg angeschnitten und so kann man fix an seiner Flanke hereinkraxeln. Auch am Katzenstein bildet eine riesige Blockhalde das Sockel-Gewand des Felsens und ich bin begeistert, dass man hier sozusagen idealtypisch die Entstehung von Blockhalden sehen (und – fast – live mitverfolgen ;-) kann. Ich finde solche Orte immer faszinierend. Klar, die Alpen sind voll davon ... aber hier ist es eine schöne Unterbrechung der Waldlandschaft, eine Art Zeitfenster in die Naturgeschichte, das Neugierde über seine Entstehung weckt.

Die Kurzversion: Ein ursprünglich kompakter Fels erodiert durch Verwitterungsvorgänge (überwiegend Frostsprengung, aber auch chemische Vorgänge im Gesteinsinneren) und bricht über viele tausende von Jahren langsam auseinander, sprich: es entstehen Risse, Klüfte, Teilstücke fallen ab, poltern das steile Terrain unterhalb herunter und lagern sich dort zu einer Blockhalde ab, die sich nach und nach aufschichtet, oft sogar mit dem Effekt eines eigenen Mikroklimas in ihr.Und irgendwann ist der Nährfels bis auf einen Sockel dann ganz verschwunden. Tempi passati. *Hier hab ich mich das erste Mal bissel ausführlicher damit beschäftigt.

Vom Katzenstein geht es wieder über Forstwege- und Rückegassen-Zickzack mehrere Etagen höher zum vorerst letzten Topo-Karten-Fund: zwei Rippen an fast der höchsten Stelle des Sanbergs, namenlos. Aber geologisch wohl der obere Beginn einer im Gelände "auf- und abtauchenden", zusammenhängenden Granit-Rippe entlang der Nordwestnase des Bergs und damit sozusagen der obere Beginn des Katzensteins. Die erste Rippe wird ebenfalls praktischerweise von einem Forstweg berührt, diesmal unterhalb von ihr. Nicht weit südöstlich zweigt von diesem Weg ein kaum noch sichtbarer Pfad ab, den ich nutze, um näher an die hintere/obere Fortsetzung der Rippe zu kommen. Eine wilde Ecke auch hier, mit viel Blockwerk am Felssockel, in dem ich nun herumsteige. Fast rechtwinklig zur eben erwähnten liegt die zweite Rippe nach circa Norden ausgerichtet, und der Pfad bringt mich auch an sie näher heran.  Da erneut durch ein Blockfeld. Endlich rückt sie ins Blickfeld: Den von der diesem Standpunkt aus gesehene oberste/letzte Turm der Rippe schaut gut erklimmbar aus und also (zunächst runter durch eine kleine vorgelagerten Scharte) klettere ich mal hinauf. Oben ist nicht viel Platz, aber ich habe eine fantastische Aussicht, auch rüber zum neulich besuchten Hornfelsen/Lachenfelsen/Eulstein. Ich kraxle wieder herab und schau mich dann weiter oberhalb im Blockwerk der zum Sanberg-Gipfel (712 m) hin auslaufenden Rippe bissel um. In den Blöcken ragt hier ein Mini-Gipfel (der urspr. Nährfels?) mit nochmals schönem Blick auf. Ich stiefle anschliessend mit vielen neuen Eindrücken zurück, zunächst auf dem zugewucherten Pfad, dann in einem nordseitigen Forstwege-Zickzack, herunter zum Sasbach. Dabei nochmals der tolle Blick zum Hornfelsen/Lachenfelsen/Eulstein. Vorbei an den saisonal ersten weidenden (und neugierigen) Tieren schliesslich wieder zurück zum Wagen.

Fazit: Die Erkundungen waren als Notlösung und Vorbereitung eine sinnvolle Sache. Das langgezogene Sasbachtal besitzt Reiz in vielerlei Hinsicht – und bekommt deswegen von mir gleich mehrere Besuche und zwei thematisch verschiedene Berichte hier. Sein nettes Landschaftsbild mit den kleinen Heuhütten wird spannend ergänzt mit einigen (eher versteckt liegenden) Felspartien. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen und auf weitere Kraxeleien dort. *Edit Februar 2023: done :-)

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi


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