Drei einsame Rigi-Flue: Bütziflue, Stockflue und Zünggelenflue


Publiziert von Tobi , 30. August 2009 um 20:56.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum: 1 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:Talstation Urmiberg - Dörfli (Pt 579) - Stöck (Pt 725) - Bütziflue - Stockflue - Obertimpel - Pt 1198 - Pt 1253 - Ränggen - Zünggelenflue - Seewen

Wieder eine Tour, bei der ich mich durch Berichte auf hikr.org inspirieren liess. Die beiden ersten Flue sind hier bereits mehrfach erwähnt, und die Zünggelenflue wurde auch schon von Einigen beschrieben. Ich wählte diese Flue-Kombination, da ich schon zweimal auf der Hochflue, aber noch nie auf dem östlichsten Rigigipfel, der Zünggelenflue, war.
Gestartet bin ich beim Parkplatz der Talstation Urmiberg, von da direkt hoch nach Dörfli. Bei Pt 579 wollte ich rüber nach Chräjen queren, fand aber den auf der Karte eingezeichnete Weg (zu Pt 575) nicht. Also wieder zurück und von Pt 579 auf dem Wanderweg weiter hoch nach Stöck (725m). Dort marschierte ich auf der Fahrstrasse wieder leicht abwärts und suchte nach dem Einstieg zur Bütziflue. Aus den Berichten auf hikr.org wusste ich, dass der Weg eigentlich blau markiert sein müsste. Ich dachte aber, dass es sich mehr um einen Insider-Pfad handelt und bin deshalb beim erstbesten Wildwechsel nach oben gestochen. Nach einigen Metern überkamen mich aber die ersten Zweifel und wie es der Zufall wollte, kam auf der Fahrstrasse gerade ein Wanderer vorbei. Von oben aus dem Gebüsch fragte ich ihn, ob er den Einstieg kennen würde. Er sagte mir, dass ich der Strasse noch 100m folgen sollte, dann käme eine Tafel, welche den Weg zur Bütziflue weist. Und tatsächlich, gleich um die nächste Ecke strahlte mir ein blauer Wanderwegweiser entgegen.

Von da an konnte nichts mehr schief gehen, der Pfad auf die Bütziflue und anschliessend auf die Stockflue ist perfekt blau-weiss markiert. Der Aufstieg auf die erste Flue ist unerwartet einfach, der Abstieg ist dafür umso schwieriger. Aber alles ist hervorragend mit Stahlseilen und Tritten gesichert (siehe Fotos). Der Pfad schlängelte sich nach dem Abstieg weiter im Wald hoch, doch schon bald wurde das Terrain wieder felsiger. Die Stockflue kam immer näher.
Eigentlich wollte ich diese Flue auf direktem Weg von Süden bezwingen. Ich habe an mehreren Stellen einen Versuch gestartet, aber diese Kletterei war mir dann etwas zu heikel. Ein Felsblock ist schon mit einem Stahlseil fixiert, da wollte ich nicht Schuld sein, wenn ich die unter der Flue stehende Wochenende-Hütte mit einer neuen Dachlucke versehe und einen Felsblock in der Stube hinterlasse. So bestieg ich die Stockflue auf dem bestens gesicherten Normalweg von Norden her.
Nachdem ich die Aussicht auf der Stockflue genossen habe, gönnte ich mir im Bergrestaurant Obertimpel (1135m, http://www.urmiberg.ch) zum Nationalfeiertag einen mit Salaten garnierten Cervelat vom Grill. Auf der Terrasse hat man einen wunderbaren Blick runter zum Urnersee und natürlich die ihn umgebenden Berge.

Gestärkt lief ich weiter hoch zum Pt 1198. Auf diesem Sattel eröffnete sich endlich das Panorama nach Norden: Zugersee, Lauerzersee und darüber der Rossberg-Kette. Von da an ist der weitere Wegverlauf klar gegeben: einfach Richtung Nordwesten, alles dem Grat folgend bis Seewen. Zunächst also hoch zu Pt 1253 und über einen wunderschönen, wohl selten begangenen Gratweg wieder runter nach Ränggen (930m). Hier steht ein Wanderwegweiser, der nach rechts und links zeigt, für mich hiess es aber einfach weiter gerade aus. Jetzt wurde der Grat auch etwas wilder und einige Felsstufen wollten erklommen werden. Zum Glück war ich von den Beschreibungen auf hikr.org schon gewarnt, denn der unüberwindbare Einschnitt auf dem Weg zur Zünggelenflue tauchte sehr plötzlich fast aus dem Nichts auf. Wie in den Berichten beschrieben, klettert man am einfachsten auf der nördlichen Seite runter in den Graben. Wenn man diese Schlüsselstelle gemeistert hat, sollte der weitere Wegverlauf kein Problem mehr sein. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Wegspuren nach dem Einschnitt wieder etwas deutlicher wurden. Ich vermute fast, dass es einen Weg gibt, der von unten her in den Graben führt und man so das Abklettern beim Besteigen der Zünggelenflue umgehen könnte.
Bei der Zünggelenflue (1088m) von einem Gipfel zu sprechen, ist fast übertrieben. Oben steht man im dichten Wald, eine Markierung habe ich nicht gefunden. Nur anhand der Topologie konnte ich erahnen, dass ich nun gemäss Karte wirklich zuoberst bin. Aber ganz sicher war ich mir erst im Abstieg. Die Gipfelrast sollte man sich für später aufsparen, denn weiter unten ist der Wald etwas lichter. Von hier hat man endlich freie Sicht auf die Mythen und weitere Alpengipfel. An diesem märchenhaften Ort verweilte ich fast ein Stunde. Ich genoss die Ruhe, auch wenn diese durch die Autobahn und das Abfeuern von Knallern (einige konnten wohl den 1. Augustabend nicht erwarten) etwas gestört wurde. Es gab viele und vor allem grosse Schmetterlinge zu bewundern. Leider war ich nicht genug schnell, um diese abzulichten. So musste ich mich mit etwas langsameren Insekten als Fotosujet begnügen.

Der Abstieg von der Zünggelenflue erfolgt teilweise auf einem deutlich erkennbaren Weg, der dann aber plötzlich wieder fast undurchdringbar überwuchert ist. Ich wählte eine ziemlich direkte Linie, immer dem breiter werdenden Gratrücken folgend. Ich verlor mich aber immer mehr im Dickicht, vielleicht müsste man früher Richtung Süden ausweichen. Den härtesten Kampf hatte ich allerdings auf den letzten beiden Metern, die mich noch von der Fahrstrasse trennten. Ich fand einfach keine geeignete Stelle, um die überwachsene Stützmauer runterzuklettern. Da hiess es einfach Augen zu und durch. Aber es war zu erwarten, keine zwanzig Meter weiter vorne hätte mich ein Weglein bequem runter auf die Strasse geführt. Die Fahrstrasse mündete bald in der Asphaltstrasse, welche die Weiler am westlichen Urmiberg erschliesst. Auf dieser erreicht man unter der Autobahn hindurch Seewen.


Tourengänger: Tobi


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