Auf dem "längsten Grat der Voralpen" von Interlaken-Ost nach Oberried am Brienzersee
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Der Brienzergrat -auch als "längster Grat der Voralpen" bezeichnet- zieht sich auf der Nordseite des Brienzersees von Interlaken Ost nach Brienz. Die Überschreitung des gesamten Grats bietet nicht nur eine herrliche Gratwanderung mit gewaltigen Tief- und Ausblicken, sondern bringt dem Besucher auch die heimische Bergfauna näher, lassen sich doch fast immer Steinböcke und Gemsen beobachten, die hier keinerlei Scheu vor dem Menschen haben und schon fast wie Models posieren...
Bin ich sonst fast ausschliesslich in der Ostschweiz oder in Vorarlberg unterwegs, galt es heute, eine eklatante Bildungslücke zu schliessen: Der vielgerühmte und gepriesene Brienzergrat sollte es sein, und zwar von West nach Ost. Dabei sollten wir in verschiedener Hinsicht als "Geisterwanderer" unterwegs sein. Zum Einen wird der Grat fast immer in der entgegengesetzten Richtung überschritten, zum Anderen tauchten wir fast für die gesamte Tour wie Geister in den dichten Nebel ein, der sich leider bis zum späten Nachmittag hartnäckig hielt (hatten die Wetterpropheten vom Dach nicht was von "zunehmend sonnig in der Ost - und ganztags sonnig in der Westschweiz" erzählt?)
Als ich mit dem Zug in Interlaken Ost eintraf, wurden erst einmal Erinnerungen wach: Mein erster und bisher einziger Besuch dieser Gegend war vor einigen Jahren, als ich in einem Anfall geistiger Umnachtung meinte, von Lauterbrunnen aufs Schilthorn (2970 m) rennen zu müssen (eine infernalische Angelegenheit...)
Die Route über den Brienzergrat selbst ist hier auf hikr.org bereits sehr gut und ausführlich dokumentiert. Aus zeitlichen und logistischen Gründen planten wir, den Grat nicht bis zum Brienzer Rothorn zu überschreiten, sondern von der Ällgäulücke nach Oberried am Brienzersee abzusteigen. Die Schwierigkeiten des Abschnittes zwischen Harder Kulm und Ällgäulücke bewegen sich meist im T3-Bereich, lediglich die Ostseite des Augstmatthorns sowie der Gratabschnitt zwischen Gummhorn und Schnierenhöreli sind etwas anspruchsvoller, da steiler. Aber auch hier ist eine durchgehende Wegspur bzw. Trittstufen (Erde bzw. Fels) vorhanden, am Augstmatthorn wurde gar eine Kette zur Absicherung angebracht. In unserem Fall war lediglich etwas Vorsicht ob des pflotschnassen Grases und der durch die Nässe schmierigen Erdtritte geboten - ausrutschen wollte ich in diesem Gelände nicht gerade...
Vom Harder Kulm (diesen erreichten wir von Interlaken-Ost mit der Zahnradbahn, da wir in zeitlichen Verzug gerieten, nachdem die von uns angesteuerte Eisenbahnbrücke über die Aare derzeit wegen Renovierungsarbeiten gesperrt ist und wir alles wieder zurück mussten) bis zum Blasenhubel ist die Route weiss-rot-weiss markiert, im übrigen ist die praktisch immer auf der Gratschneide entlangführende Wegspur kaum zu verfehlen. Wir haben´s dann allerdings trotzdem geschafft, zweimal vom Weg abzukommen, einmal ziemlich am Anfang im Wald zwischen Harder Kulm und Wannenchnubel und das zweite Mal im dichten Nebel beim Abstieg vom Gummhorn, als wir direkt nach Osten über die Steilgrasflanke und einen schrofigen Abbruch anstelle des Grats abstiegen (so haben wir es wenigstens noch geschafft, eine T5-Einlage "einzubauen").
Leider haben wir von der vielgerühmten Aussicht auf die Berner Hochalpen rein gar nichts mitbekommen, lediglich ein paar Mal, als sich der Nebel für kurze Zeit ein bisschen gelichtet hat, war uns ein Tiefblick auf den Brienzersee beschert - wer nicht so ganz schwindelfrei ist, dem empfehle ich, die Gratüberschreitung bei derartigen Wetterbedingungen zu unternehmen. Dank des Nebels sah man gar nicht immer, wie tief oder steil es runtergeht. Schade eigentlich, machen solche Tiefblicke doch gerade den Reiz dieser Tour aus...
Noch ein Wort zu den Steinböcken: Die vor vielen Jahren angesiedelte Kolonie ist sehr zahlreich (wir haben über 30 Tiere gesehen), und auch die Gemsen (1 Exemplar gesichtet) zeigen überhaupt keine Scheu und lassen Wanderer bis auf wenige Meter an sich heran (fast wie im Tierpark). Dies war ich nicht gewohnt, da die Gemsen in den Gebieten, in denen ich sonst unterwegs bin, aufgrund der Jagdtätigkeit sehr scheu sind und sofort die Flucht ergreifen. Auf dem Brienzergrat hingegen darf zwischen "Schönbüel" und Rothorn kein Wild gejagt werden (Jagdbanngebiet).
Fazit: eine recht lange, aber sehr schöne Gratwanderung, die ich unbedingt nochmal bei schönerem Wetter und guter (Fern-)Sicht machen muss. Dann aber unter "Mitnahme" aller Gratgipfel!
Bin ich sonst fast ausschliesslich in der Ostschweiz oder in Vorarlberg unterwegs, galt es heute, eine eklatante Bildungslücke zu schliessen: Der vielgerühmte und gepriesene Brienzergrat sollte es sein, und zwar von West nach Ost. Dabei sollten wir in verschiedener Hinsicht als "Geisterwanderer" unterwegs sein. Zum Einen wird der Grat fast immer in der entgegengesetzten Richtung überschritten, zum Anderen tauchten wir fast für die gesamte Tour wie Geister in den dichten Nebel ein, der sich leider bis zum späten Nachmittag hartnäckig hielt (hatten die Wetterpropheten vom Dach nicht was von "zunehmend sonnig in der Ost - und ganztags sonnig in der Westschweiz" erzählt?)
Als ich mit dem Zug in Interlaken Ost eintraf, wurden erst einmal Erinnerungen wach: Mein erster und bisher einziger Besuch dieser Gegend war vor einigen Jahren, als ich in einem Anfall geistiger Umnachtung meinte, von Lauterbrunnen aufs Schilthorn (2970 m) rennen zu müssen (eine infernalische Angelegenheit...)
Die Route über den Brienzergrat selbst ist hier auf hikr.org bereits sehr gut und ausführlich dokumentiert. Aus zeitlichen und logistischen Gründen planten wir, den Grat nicht bis zum Brienzer Rothorn zu überschreiten, sondern von der Ällgäulücke nach Oberried am Brienzersee abzusteigen. Die Schwierigkeiten des Abschnittes zwischen Harder Kulm und Ällgäulücke bewegen sich meist im T3-Bereich, lediglich die Ostseite des Augstmatthorns sowie der Gratabschnitt zwischen Gummhorn und Schnierenhöreli sind etwas anspruchsvoller, da steiler. Aber auch hier ist eine durchgehende Wegspur bzw. Trittstufen (Erde bzw. Fels) vorhanden, am Augstmatthorn wurde gar eine Kette zur Absicherung angebracht. In unserem Fall war lediglich etwas Vorsicht ob des pflotschnassen Grases und der durch die Nässe schmierigen Erdtritte geboten - ausrutschen wollte ich in diesem Gelände nicht gerade...
Vom Harder Kulm (diesen erreichten wir von Interlaken-Ost mit der Zahnradbahn, da wir in zeitlichen Verzug gerieten, nachdem die von uns angesteuerte Eisenbahnbrücke über die Aare derzeit wegen Renovierungsarbeiten gesperrt ist und wir alles wieder zurück mussten) bis zum Blasenhubel ist die Route weiss-rot-weiss markiert, im übrigen ist die praktisch immer auf der Gratschneide entlangführende Wegspur kaum zu verfehlen. Wir haben´s dann allerdings trotzdem geschafft, zweimal vom Weg abzukommen, einmal ziemlich am Anfang im Wald zwischen Harder Kulm und Wannenchnubel und das zweite Mal im dichten Nebel beim Abstieg vom Gummhorn, als wir direkt nach Osten über die Steilgrasflanke und einen schrofigen Abbruch anstelle des Grats abstiegen (so haben wir es wenigstens noch geschafft, eine T5-Einlage "einzubauen").
Leider haben wir von der vielgerühmten Aussicht auf die Berner Hochalpen rein gar nichts mitbekommen, lediglich ein paar Mal, als sich der Nebel für kurze Zeit ein bisschen gelichtet hat, war uns ein Tiefblick auf den Brienzersee beschert - wer nicht so ganz schwindelfrei ist, dem empfehle ich, die Gratüberschreitung bei derartigen Wetterbedingungen zu unternehmen. Dank des Nebels sah man gar nicht immer, wie tief oder steil es runtergeht. Schade eigentlich, machen solche Tiefblicke doch gerade den Reiz dieser Tour aus...
Noch ein Wort zu den Steinböcken: Die vor vielen Jahren angesiedelte Kolonie ist sehr zahlreich (wir haben über 30 Tiere gesehen), und auch die Gemsen (1 Exemplar gesichtet) zeigen überhaupt keine Scheu und lassen Wanderer bis auf wenige Meter an sich heran (fast wie im Tierpark). Dies war ich nicht gewohnt, da die Gemsen in den Gebieten, in denen ich sonst unterwegs bin, aufgrund der Jagdtätigkeit sehr scheu sind und sofort die Flucht ergreifen. Auf dem Brienzergrat hingegen darf zwischen "Schönbüel" und Rothorn kein Wild gejagt werden (Jagdbanngebiet).
Fazit: eine recht lange, aber sehr schöne Gratwanderung, die ich unbedingt nochmal bei schönerem Wetter und guter (Fern-)Sicht machen muss. Dann aber unter "Mitnahme" aller Gratgipfel!
Tourengänger:
marmotta

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (2)