Hinter Gassenstock und Gassen-Couloir


Publiziert von Delta Pro , 7. März 2021 um 19:50. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 7 März 2021
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 2200 m

Eindrückliche Tour im Klöntal bei schlechtem Wetter, gutem Schnee und auf ausgefallenen Wegen

Vor ziemlich genau sieben Jahren begab ich mich mit Kollege 3614adrian auf diese erinnerungswürdige Skitour zum Hinter Gassenstock. Aus dem Zeinentäli führt eine steile, nordexponierte Rampe hinauf gegen den Bös Fulen - wir hatten besten Pulver erwartet und eine Blankeisbahn vorgefunden (Aufstieg und Abstieg mit Steigeisen, Ski auf dem Rucksack). Das ganze bei bestem Wetter. Das schrie nach einer Neuauflage, nun da es endlich wieder einmal Neuschnee gegeben hatte. Die Schneeverhältnisse waren top, leider allerdings bei grauem Wetter, oben White-Out. Wir müssen wohl noch ein drittes Mal hin bis die Kombi stimmt.

Highlight des Tages war aber die Befahrung des Gassen-Couloirs! Zwischen Mittler und Hinter Gassenstock steht ein Monument aus Fels, senkrecht stehende Platten, die wie ein Fischrücken in den Himmel ragen - die sogenannten "Gassen" (namensgeben für die Gipfel). Offenbar hatten wir schon letztes Mal diskutiert, ob die schmalen Schneerinnen zwischen den Felswänden befahrbar wären. Ziemlich sicher kamen auch schon andere auf die Idee. Aber für uns war's ein Abenteuer. Die Gassen dürften wohl eine der eindrücklichsten Linien im Glarnerland sein, und sie können tatsächlich mit Ski abfahren werden! Das Couloir ist ca. 3-6m breit und auf 150 Höhenmetern rund 45 Grad steil. Bei Schneetreiben wirkt die Szenerie sogar noch wilder. Das beste aber ist, dass man aus dem mittleren Couloir ziemlich einfach auf den Gipfel kommt, zwar namenlos und unkotiert, aber sehr fotogen. 


Start um 6 Uhr im Klöntal - hier herrscht noch tiefster Winter mit viel Schnee auf 800m. Dem Schattenloch und Kaltluftsee sei dank. Auf dem Weg kann mit einer Tragpassage (knapp 5min) ununterbrochen aufgestiegen werden. Im Aufstieg zum Zeinenstafel nimmt die Neuschneemenge endlich etwas zu aber die Wolken werden dichter. Auf guter Spur bis zur Zeinenmatt. Ab dann gibt es in Richtung Gassenstock (wenig erstaunlich) keine Spuren. 3614arian spurt heute bis auf die letzten 200 Höhenmeter fast alles, so auch den steilsten unteren Teil der Rampe (bis 40°). Diese ist ziemlich eingeblasen. Weiter oben wird es etwas flacher und es liegt weniger Neuschnee. Eine weitere Steilstufe bringt uns zur Schneerus. Kurz ohne Ski, was auf knapper Neuschneeauflage mühsam ist. Im Kessel nimmt uns das White-Out ein. Mithilfe des GPS navigieren wir gegen den Hinter Gassenstock, was erstaunlich gut klappt. Den Hauptgipfel liesse sich mit kurzem Fussaufstieg aus der Scharte erreichen. Da die Aussicht aber null ist und der Wind ziemlich ungemütlich über die Grate fegt, verzichten wir darauf. Spontan suchen wir in die andere Richtung nach einem Ziel. Der Grat in Richtung Bös Fulen lässt sich gut begehen und wird spektakulär, als die Wolken etwas aufreissen. Nach gut 100 Höhenmetern haben wir die Felsaufschwünge erreicht (ca. 2660 m.ü.M.), wo für heute Schluss ist.

Die Abfahrt ist in bestem Schnee fantastisch. Oben im dichten Nebel noch etwas mühsam, unten perfekt, auch wenn die Sicht besser sein könnte. Zuerst wollten wir im zweiten Aufstieg einfach zu Pt 2194, der Scharte südlich des Mittler Gassenstock. Aber die senkrecht erscheinenden schmalen Schneerinnen der Gassen, eingefasst von linearen Felswänden, sind einfach zu anziehend. Wir entscheiden uns für die mittlere Rinne. Mit aufgebundenen Ski die ca. 150 Höhenmeter (mittlere Steilheit 45°) hinauf. Erst 10m vor Ende der Rinne machen wir Skidepot. Hinauf zu einer Schulter und über eine kurze, steile Schneeflanke (Pickel) zum schmalen Gipfel - genial! Die Abfahrt, na ja: Extremskifahrer würden vielleicht den "Faden" machen, auch wenn das Kamikaze wäre. Wir können trotz dem wenigen Platz im grössten Teil der Rinne - die Rinne ist oben 3m unten bis zu ca. 6m breit - vorsichtige Kurven machen. Doch es muss immer wieder gewartet werden bis der weggestossene Schnee durchgerutscht ist. Insgesamt nicht unbedingt der Abfahrts-Genuss, aber das Ambiente sucht seinesgleichen! Ein super Pulver-Hang bringt uns zur Zeinenmatt. Ab dem Zeinenstafel wird es mühsamer zu fahren (klebrig/hart) und mit einigem Stossen und zweimal kurz Ski tragen hinunter ins Klöntal.


Durchgangszeiten:
Klöntal (Bodenberg): 5.58
Hinter Gassenstock / Beginn Bös Fulen NO-Grat (ca. 2650m): 9.19
Gassen"spitz": 10.50
Klöntal (Bodenberg): 11.45

Tourengänger: Delta, 3614adrian


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