Hinter Gassenstock


Publiziert von Delta Pro , 20. März 2014 um 21:36. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:20 März 2014
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1700 m

Rassige Tour auf einen unbekannten Glarner Gipfel – ein Abenteuer bei erstaunlich miesen Verhältnissen

Die Idee den Hinteren Gassenstock mit den Ski zu besuchen geistert schon seit einiger Zeit herum. Der versteckte Gipfel am Fuss der eindrücklichen Nordwand des Bös Fulen kann von Norden über eine steile Rampe erreicht werden, die vom Zeinentälli her fast einer Skipiste gleich die jähen Wände des Rüchigrat durchreisst. Früher diesen Winter hatte Dolmar diese Route beim Überqueren der Gassenfurggel schon befahren. Um vom Zeinentälli auf den Hinteren Gassenstock zu steigen braucht es sichere Lawinenverhältnisse (zwischen 35 und 40° auf 600 Höhenmetern, mit zwei Stellen ca. 45°) und Kondition, denn der Anmarsch ab Klöntalersee ist wie bei allen Touren in der Umgebung lang.

Das Salz in der Suppe waren heute die Schneeverhältnisse: Während wir insgeheim noch auf Rest-Pulver in den steilen Nordflanken hofften und mit windgeprägtem Schnee rechneten, trafen wir eine spiegelglatte Eiskruste, die sich vom Mattseli bis zur Gassenfurggel zog. So was hatten wir beide noch nie erlebt: Die Eisschicht war so hart und glatt, dass sie mit Ski an den Füssen unmöglich zu begehen/ zu befahren war, so dass wir sowohl beim Aufstieg wie teilweise beim Abstieg mit den Steigeisen und gebuckelten Skis unterwegs waren.
 

Start um 6.20 beim Ende der Strasse. Auf den ersten 200 Höhenmetern ist „Schnee“ ein Fremdwort. Ab Chlüstalden können wir aber gut ausschreiten mit den Fellen. Aufstieg von Chäseren direkt zum Zeinenstaffel und ins idyllische Zeinentälli, wo wir – noch ohne viel dabei zu denken – die Schneeoberfläche bewundern, welche so glatt ist, dass sie Himmel und Gipfel spiegelt. Sehr wahrscheinlich durch wieder gefrierenden Regen am Mittwoch morgen bedingt. Bald wird klar, dass wir auch mit Harscheisen auf der harten, glitschigen Schicht keine Chance haben würden und montierten die Steigeisen auf ca. 1950 m.ü.M. Zu Fuss ist die Schicht leider nur teils tragend, so dass wir streng über die erste Steilstufe (ca. 45°) in einen etwas offeneren Kessel spuren. Auf einer Höhe von 2250 m.ü.M. passiert man die zweite Steilstufe (auch ca. 45°). Dann wird das Gelände etwas lieblicher und wir entschieden uns für einen weiteren Versuch mit den Skis aufzusteigen, welchen wir nur bald darauf wieder aufgeben mussten und wieder auf die Eisen wechselten. Am Schluss ohne Probleme durch schon aufgeweichte Osthänge auf den Grat beim Vorgipfel (Einblick in die steile Westflanke, über die der Gassenstock auch zugänglich wäre). Mit den Steigeisen queren wir den steilen Osthang unter dem Gipfel und steigen dann in leichter Kraxelei zum höchsten Punkt.
 

Nun die Frage: Wie kommen wir da wieder runter? Eine baldige Abfahrt durch den kurzen, komplett durchnässten Osthang ist unumgänglich. Doch sobald wir in den zwar sonnigen, aber immer noch pickelharten Nordhängen stehen die Ernüchterung: nicht fahrbar. Kanten halten auf pickelhartem „Wassereis“ nichts. Wie zwei Anfänger mogeln wir uns Meter für Meter hinunter (und versuchen nicht zu stürzen, da dies ungeschickt wäre …). Hart unter der Ostwand gelingt es uns doch noch etwas durch die Sonne aufgeweichten Schnee zu finden. So können wir vorsichtig bis über die untere Steilstufe abfahren / abrutschen. Für die letzten 150 Höhenmeter der eigentlich genialen Abfahrt müssen die Ski dann ein weiteres Mal auf den Rucksack und Pickel und Steigeisen kommen zum Einsatz. Das hätten wir uns schon etwas anders vorgestellt… Schöne Abfahrt in gutem Firn bis nach Wärben und dann eher langwierig zurück ins Klöntal.


Tourengänger: Delta, 3614adrian


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Kommentare (2)


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PStraub hat gesagt: Als Genuss pur ..
Gesendet am 21. März 2014 um 13:24
.. würd' ich das bezeichnen ;-)

Immerhin hat der Hintere Gassenstock schon den vierten Bericht innert weniger Jahre.

Dolmar hat gesagt:
Gesendet am 23. März 2014 um 11:07
Hoi Delta,

so ein Extrem hab ich auch noch nie gesehen, Das Ihr bei diesen Verhältnissen trotzdem aufgestiegen seid alle Achtung. Erstens stressig, zweitens eventl. schon absehbar das das mit der Skifahrerei nix tolles wird.
Bei meiner Befahrung waren die Bedingungen genial, mann könnte sagen die Abfahrt ist bei guten Verhältnissen traumhaft.

Gruß
Markus


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