Grosse Schafarnisch-Rundtour


Publiziert von Bergamotte , 11. Januar 2021 um 12:03.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 8 Januar 2021
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-BE 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Sangernboden, Hengstsense
Kartennummer:253S

Weitläufige Überschreitungen mit ständigem Auf und Ab bilden für mich die Königsdisziplin im Bergsport. Während sich solche im Sommer fast überall finden und realisieren lassen, sind die Möglichkeiten im Winter arg reduziert. Denn natürlich eignen sich Grate meist wenig für eine Begehung mit Skiern. Umso grösser deshalb die Freude, heute im Gantrisch wieder einmal aus dem Vollen schöpfen zu können bei der Kombination dreier grosser Gipfel des Gebiets.

Prolog: Ausnahmsweise war ich heute mit ÖV unterwegs. Zuerst habe ich geflucht, denn die Anschlüsse im westlichen Gantrisch sind schlecht: später Start um halb zehn, Rückkehr bereits um halb zwei oder dann erst nach vier. Aber dann habe ich plötzlich den Reiz der Situation erkannt: der späte Kurs gab mir praktisch eine Carte Blanche, um den ganzen Tag auf Skiern unterwegs zu sein. Denn wer will bei dieser Hundskälte schon Ewigkeiten an der Busstation rumstehen?

Also, wie erwähnt recht später Start um 9:40 bei der Hengstkurve (P. 1218) am Eingang des Hengstschlunds, den ich heute u.a. umrunden werde. Der Himmel zeigt sich noch bedeckt, aber man kann den prächtigen Tag förmlich riechen. Der Erstaufstieg zum Stäckhütteghürn (1706m) und damit zur Grathöhe könnte harmloser nicht sein und geniesst auch bei Schneeschühlern grosse Beliebtheit. Das verraten zumindest die Spuren der Vortage, denn noch bin ich komplett alleine unterwegs. Nun kann das fröhliche Auf und Ab beginnen. Auf Fellen runter zur Alp Homattli und weiter an den Nordfuss vom Wannelsgrat. Hier hat der Plausch vorerst ein Ende, denn die Flanke steilt massiv auf. Wo genau der ideale Aufstieg raufführen soll, erschliesst sich mir nicht: sicher nicht direkt über die Gratschneide wie auf der Skitourenkarte... Ich probiere es rechts rum im Bereich des Sommerwegs. Das erweist sich im pulvrigen Steilgelände als mühselige Affiche, eine steile Schneeschuhspur hilft auch nicht. An der steilsten Stelle (ca. 40°) trage ich die Ski kurz, zuletzt wieder angenehmer zum höchsten Punkt vom Wannelsgrat (1798m).

Man blickt von hier direkt in die schattige, abweisende und verwachsene Westflanke der Märe. Erneut die Frage: Wo soll es hier hochgehen? Doch ich habe Glück, eine alte Spur führt mich zielsicher durch die Flanke (>35°) zum Südgrat hoch. Gut übrigens, dass ich hier nicht abfahren muss, im rauen Gelände liegt nur dürftig Schnee. Auf dem Grat lacht mir wieder die Sonne ins Gesicht und auf eher knapper Unterlage erreiche ich wenig später das Gipfelkreuz sowie den höchsten Punkt der Märe (2091m). Kurze Riegel- und Verschnaufpause. Mittlerweile ist das ein herrlicher, wolkenloser Tag geworden, bloss die frostigen Temperaturen verhindern, dass man zu gemütlich wird. Mein Blick fällt nach Süden zum Schafarnisch, dem Kulminationspunkt meiner Rundtour.

Zum ersten Mal am heutigen Tag felle ich ab, um zur Hinter Rychisalp abzufahren. Zuerst etwas zurückhaltend wegen der Unterlage, dann zunehmend rassig und genussvoll über leicht aufgesulzte Hänge erreiche ich den Talkessel. Über die Vorder Rychisalp mache ich mich an den Wiederaufstieg. Ui, was sind das für pulvrige Nordhänge!? Bei solchen Aussichten läuft es sich fast von alleine. Ab Chummli nimmt der Verkehr dann rapide zu; vor allem aus dem Simmental wird der Schafarnisch (2110m) heute ausgiebig besucht. Auf dem Gipfel erfreue ich mich am schönen Panorama in die Freiburger Alpen und denke zurück an die tolle Rundtour um die Walop-Alp ([tour158598 klick]). Streckenmässig ist nun erst Halbzeit, aber das Gros der Höhenmeter wäre geschafft.

Die Abfahrt zurück zur Rychisalp fällt gefreut aus: Pulver von oben bis unten und viel Platz für eigene Spuren. Nach kurzer Traverse steche ich in die Südflanke der Schibe (2151m) rein (>30°). Normalerweise wird dieser Gipfel in umgekehrter Richtung überschritten. Doch ich habe erneut Glück: unmittelbar vor mir quälen sich zwei Splitboarder den Hang hoch und legen eine erste Spur, danke. Wenig östlich vom Hahnen erreiche ich den Grat und folge ihm unschwierig zum Gipfel. Von hier geniesst man übrigens den besten Einblick in den heutigen Tourenverlauf. 

Die Unterlage bei der folgenden Abfahrt über Homad ist eher knapp, doch das Gelände sanft und daher problemlos zu fahren. Die Fortsetzung über Laub in den Alpigle-Kessel markiert einen weiteren pulvrigen Höhepunkt. Kein Wunder, das ist ein übles Schattenloch. So verzichte ich auf eine höheneffiziente Querung und lasse sausen bis ganz unten. Dort muss ich umgehend Daunenjacke und Fäustlinge anziehen, so frostig ist es geworden um diese mittlerweile fortgeschrittene Uhrzeit. Da kommt mir der kurze (und nun wirklich allerletzte) Gegenanstieg nach Stand (1883m) bzw. den "Galitepass"  ganz gelegen. Auch nördlich vom Übergang liegt natürlich Pulver, gegen unten muss ich aber zunehmend auf heimtückisch verdeckte Steine achtgeben. Immer schön den Mulden folgen! Zuletzt über die plattgewalzte Alpstrasse den Hengstschlund auswärts zurück zum Ausgangspunkt. Während der 70-minütigen (!) Busfahrt nach Thurnen verbleibt dann genug Zeit, die müden Beine hochzulegen und am Kalorienhaushalt zu arbeiten...


Zeiten (kum)
0:50  Stäckhütteghürn
1:30  Wannelsgrat
2:20  Märe
3:40  Schafarnisch
4:55  Schibe
6:00  Hengstkurve

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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