Gerenkopf (1898 m) über den Südwestrücken


Publiziert von Ben77 , 6. Dezember 2020 um 22:17.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:28 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1150 m
Strecke:Mit dem Fahrrad: Sonthofen - Bad Hindelang - Hinterstein - Haus der Konstanzer Jäger. Zu Fuß: Auelesgasse - Taufersberg - Südwestrücken - Gipfel Gerenkopf
Kartennummer:Kompass Nr. 04; 1:35000

Gestartet bin ich am Bahnhof Sonthofen. Von dort fuhr ich mit dem Fahrrad die lange Strecke über Bad Hindelang und Hinterstein bis zum Haus der Konstanzer Jäger. Dann noch kurz um eine Doppelkurve herum und bis zu der kleinen Überführung vor dem E-Werk. Hier führt links von der Straße ein stark in die Jahre gekommener, offenbar nicht mehr genutzter Forstweg ab.

Diesem folgt man leicht ansteigend bergauf. Dort, wo er bald scharf links umbiegt, tut sich vor einem die auf der Kompasskarte so benannte Auelesgasse auf, eine etwas zugewachsene Bachrinne, die rechts von einem breiten Grasrücken begrenzt wird. Hier überlegte ich kurz, ob ich auf diesem aufsteigen sollte, denn unmöglich sieht das nicht aus.

Schaut man stattdessen jedoch nach links oben, erblickt man einen etwas weniger steilen und sehr schön ausgeprägten Rücken, der auch schon vom Ostrachtal aus gut sichtbar ist und der letztlich bis in den Gipfelbereich führt. (Von der Straße aus hatte ich allerdings schon gesehen, dass sich ganz oben ein breiter Latschengürtel befindet, der eine Direttissima bis auf den Gipfel leider unmöglich macht.)

Ich folgte dem verwahrlosten Weg daher nun einfach erst einmal, und zu meiner Überraschung endet er genau am Ansatz des großen Rückens, der laut Karte nach Südwesten ausgerichtet ist. Vom Startpunkt aus waren das vielleicht 10 Gehminuten.

Von nun an geht es schnurstracks nach oben. Und hier erlebte ich dann gleich noch eine zweite positive Überraschung: Eine schwache, aber oft erkennbare Pfadspur führt mehr oder weniger serpentinenmäßig immer weiter hoch. Und man erblickt hier und da sogar verblasste Markierungen an Baumstümpfen und dergleichen.

Im Übrigen ist der Aufstieg stark von Todholz geprägt und in einigen Bereichen stapeln sich schon vor längerer Zeit entwurzelte oder gefällte Stämme und morsches Astwerk. So dass es insgesamt alles etwas verunstaltet aussieht. Entlohnt wird man dafür mit einem wunderbaren Blick auf das Ostrachtal und Hinterstein in seinem Zentrum.

Des weiteren empfand ich es als spannend, über den steilen Waldboden aufzusteigen, wo man letztlich immer etwas Spielraum hat hinsichtlich dessen, wie man geht, und wo man manchmal auch recht interessante Perspektiven erhaschen kann, z. B. steile Hanglagen oder auch mal eine Abbruchkarte. Im Großen und Ganzen ist diese Wanderung aber nichts Spektakuläres, sie gefällt eher in ihrer Schlichtheit.

Man kann sich den Aufstieg über den Rücken gedanklich in drei Abschnitte aufteilen. Der erste, streckenmäßig weiteste ist am kahlsten (außer zu Beginn) und er führt bis zu einer merklich steileren, wieder etwas dichter bewaldeten Passage. In diesem zweiten Abschnitt muss man stellenweise über großflächigere Haufen Todholz steigen, die dort offensichtlich von Menschenhand zusammengetragen wurden. Rechter Hand erblickt man hier immer wieder die steilen Begrenzungswände der Auelesgasse, während sich links sehr steiler Wald befindet.

Weiter der unregelmäßigen Spur folgend, erreicht man bald eine nun wieder etwas flachere Passage und kurz darauf eine Art Gabelung. Hier prägt sich eine deutliche, etwas breitere Spur als bisher aus, die nach links leitet und vom bisherigen Kurs merklich abweicht. Hier also erst einmal stopp.

Das ist für mich der Beginn des dritten Abschnitts. Man befindet sich dort in beinahe intaktem Wald. Und es gilt, die Orientierung zu bewahren. Im Prinzip müsste man nun mehr oder weniger weiter geradeaus hochsteigen. Das gelingt allerdings nicht, einerseits weil das Gelände vor einem teilweise zu steil ist und andererseits weil weiter oben, was man von hier nicht genau sehen kann, der erwähnte Latschengürtel den Weg versperrt. Daher muss man nun einige „Kurven“ ziehen.

(Die deutliche Spur nach links leitet übrigens leicht ansteigend in Latschengelände und man kommt in der Folge so vermutlich zur Bergundalpe, die sich von meiner Position aus betrachtet in etwa auf gleicher Höhe und westlich unterhalb des Bienenköpfles befindet. Außerdem steht zu vermuten, dass man so ebenfalls zum Gipfel des Gerenkopfs gelangen kann, nähmlich über einen Einschnitt im Latschengürtel, der bis in den Gipfelbereich hinaufführt. Auf meiner nachfolgend beschriebenen Route betritt man diesen Einschnitt letztlich auch, jedoch weiter oben.)

Statt also der deutlichen Spur nach links zu folgen, hält man sich leicht rechts und steigt über eine recht steile Grasrampe auf, am besten an deren Rand. Spuren leiten bald eher nach rechts – in jedem Fall muss man sich in der Tendenz bergauf halten. So sollte man schließlich in Sichtweite eines markanten Felsabbruchs kommen, zu dem man grob von rechts unten nach links oben aufsteigt, über ein, zwei Latschensträucher hinweg, die den Weg versperren, und einer einigermaßen ausgeprägten Spur folgend.

Ab diesem Felsabbruch, den man unterhalb von rechts nach links quert, ist die Pfadspur dann deutlich ausgeprägt. Nach der Querung leitet sie nach links oben und abermals über ein, zwei sperrige Latschensträucher hinweg in eine Art Schneise im Latschendickicht. Die linke obere Ecke der Schneise ist eine Sackgasse, daher zielt man nach rechts oben – wo man einen Austritt hinauf auf den Grat erblicken sollte.

Zu diesem steigt man steil hinauf, dann steht man am Eckpunkt des latschig-wiesigen Gipfelaufbaus und erreicht in einer letzten merklichen Kraftanstrengung bald den Gipfel. Hier kann man es sich dann im Gras gemütlich machen und zum Beispiel das Rauhhorn bestaunen.

Schön wäre nun noch ein Abstieg über die verfallene Gerenalpe gewesen, von der zumindest auf älteren Karten ein Steig eingezeichnet ist, der zum Wanderweg leitet, über den man dann zum Ausgangspunkt zurückkäme. So könnte man einen Rundweg daraus machen. Allerdings reichte die Zeit an diesem Tag bei mir nicht mehr, um mich auf dieses Experiment einzulassen. Es war bereits 16 Uhr und die Sonne sollte gegen 16.30 Uhr untergehen.

Ich schaffte es dann zum Glück, noch vor Einbruch völliger Dunkelheit wieder im Tal zu sein.

Der Aufstieg dauerte ungefähr zwei Stunden, der Abstieg ungefähr eine, wobei ich mich da sehr beeilte. Die Fahrt mit dem Rad von Sonthofen schlug auf dem Hinweg mit 1,5 Stunden zu Buche, auf dem Rückweg war es etwas mehr als eine Stunde.

Auf meiner schon etwas älteren Kompasskarte heißt der Berg übrigens „Gernkopf“. Und es gibt noch einen Gerenkopf in der Nähe, und zwar im Sonnenkopf-Kamm südöstlich von Sonthofen. Dieser Gerenkopf hat allerdings eine Höhe von 1566 m.

Tourengänger: Ben77


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