Bewegung in Coronazeiten: Mit dem Velo auf den Vorderen Rämisgummen


Publiziert von ABoehlen , 1. November 2020 um 17:04.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:31 Oktober 2020
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Worb – Biglen – Grosshöchstetten – Signau – Aeschau – Hüpfenboden – Blapbach – Vorder Rämisgummen – Eggiwil – Signau – Grosshöchstetten – Worb, 64 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:zuhause
Zufahrt zum Ankunftspunkt:zuhause
Unterkunftmöglichkeiten:zuhause
Kartennummer:LK243 Bern, 244 Escholzmatt

Die Corona-Situation und die immer stärker ausgeweitete Maskenpflicht animieren mich weiterhin nicht für grössere Ausflüge. Als umso wichtiger erweist sich das Fahrrad, da ich damit auch über die unmittelbare Umgebung herauskomme. Einige Beispiele habe ich dieses Jahr bereits dokumentiert. Nach der ausgiebigen Erkundung des Blasenfluh- und Churzenberggebietes bin ich nun zum ersten Mal ins Rämisgummengebiet vorgestossen (Bezeichnung gemäss Berner Wanderbuch 4 «Emmental II»), welches auf Hikr unter dem etwas eigenartigen Namen «Wachthubel-Hügellandschaft» geführt wird. Eigenartig deshalb, weil bei einer Höhendifferenz zwischen tiefstem und höchstem Punkt von über 750 m kaum mehr von einer Hügellandschaft gesprochen werden kann, sondern vielmehr von einem Bergland, oder – wie in meinem Standardwerk für diese Gegend, dem Berner Wanderbuch 4 – von einem Nagelfluhmassiv. Aber was ich in meinem Bericht zum Churzenberg geschrieben habe, gilt hier in noch ausgeprägterem Masse: Die dem Rämisgummengebiet bedeutend näheren Alpengipfel dominieren eindeutig die Wahrnehmung, sodass man Rämisgummen, Wachthubel und Co. tatsächlich nur als Hügel wahrnimmt. Aber der Schein trügt…

Der 31. Oktober ist ein prächtiger Herbsttag; noch einmal «goldener Oktober» am letzten Tag dieses Monats. Ich starte am späteren Vormittag und die Hinfahrt verläuft zu weiten Teilen über die Durchgangsstrasse 10, die aber zumeist über einen Radstreifen verfügt und daher angenehm zu befahren ist. Ab dem Abzweig Steinen/Bori empfiehlt es sich aber, die alte Strasse zu benützen, schon nur, um die prächtigen Häuser in der Ortsmitte von Signau bewundern zu können. Ausgangs Dorf ist dann gleich der Abzweig nach Schüpbach und ins obere Emmental hinein.

In Aeschau (694 m) verlasse ich auch diese Strasse und nun geht es stetig ansteigend in die «Hügellandschaft» hinauf. Wie auf einer Passstrasse gelange ich durch den Krattengraben auf die aussichtsreiche Höhe von Neuenschwand und – schmaler und steiler werdend – zur Einsattelung von Hüpfenboden, wo bereits die 1000 m-Grenze überschritten ist. Mit nur noch geringen Steigungen verläuft nun das Strässchen dem Osthang des Gyrsgrats entlang und bietet dabei immer wieder neue Ausblicke, sei es zur auffälligen Schrattenflue, hinaus ins untere Emmental oder hinüber zum Napfbergland, welches den nördlichen Horizont bildet. Aber auch die unmittelbare Umgebung weiss zu gefallen. Weideroste und karge, steinige Weiden bilden eine gänzlich andere Umgebung als zuhause und zeigen, dass ich vollkommen in eine voralpine Landschaft eingetaucht bin.

Vorbei am bekannten Restaurant Blapbach (1100 m) erreiche ich den breiten Höhenrücken und biege beim Hinterblapbach in den Schattenhang ein. Die Weiden, von markanten Einzelbäumen durchsetzt, erinnern bisweilen an jurassische Landschaften. Bald aber hat das gemütliche Dahinradeln ein Ende und nach der Krimishalde folgt noch einmal ein schweisstreibender Anstieg. Dieser endet beim Parkplatz Vorder Rämisgummen auf 1257 m, welches zugleich der höchste Punkt ist, den ich in diesem Jahr auf zwei Rädern erreicht habe. Ganz in der Nähe liegt die Bergwirtschaft Erika auf der Geisshaldenalp, die ich von früheren Wanderungen kenne, und die den zahlreich abgestellten Fahrzeugen zufolge, heute wohl gut besucht ist. Da ich maskenlos unterwegs bin, kommt ein Besuch von vorneherein nicht in Frage, aber ich habe einen grossen Alpfel dabei, der als Verpflegung ausreicht. Und an der Aussicht vom «Sunny Place» (getreu dem Willkommensschild beim Parkplatz) kann ich mich kaum sattsehen. Von den Alpweiden der Umgebung schweift der Blick über die sich in nordwestlicher Richtung erstreckenden Hügelwellen, die sich irgendwo im Nebel des Seelandes verlieren, aus dem die ferne Jurakette herausragt und den Horizont bildet.

Die Heimreise beginnt mit einer langen Abfahrt. Bis zum vorerst tiefsten Punkt in Schüpbach geht es nahezu 600 Höhenmeter bergab. Die Talfahrt nach Eggiwil gewährt dabei interessante Einblicke in den wilden Graben des Vorderen Geissbaches. Unten im Tal ist es sehr kalt, wie es für diese herbstlichen Inversionswetterlagen typisch ist. In Aeschau schliesst sich der Kreis und ab Schüpbach beginnt die Strasse wieder anzusteigen, bis zum Kreisel in Grosshöchstetten, wo die rasante Abfahrt auf der Durchgangsstrasse 10 den Schlusspunkt setzt. Es war eine überaus reizvolle und mit 1100 Höhenmetern auch anspruchsvolle Runde in der voralpinen Berglandschaft des Oberemmentals an einem wundervollen Herbsttag.

Tourengänger: ABoehlen


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»