Alpi Apuane IV: Monte Pisanino - höchster Berg der Alpi Apuane (1947)


Publiziert von cardamine , 1. November 2020 um 22:46.

Region: Welt » Italien » Toskana
Tour Datum:31 Oktober 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpi Apuane   I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1220 m
Abstieg: 1090 m
Strecke:9,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz nach dem Rifugio Val Serenaia. Der Wanderweg beginnt direkt am Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Orto di Donna, Rifugio Guido Donegani, Rifugio Val Serenaia

Die Besteigung des höchsten Berges der Apuanischen Alpen ist selbst über den Normalweg keine einfache Unternehmung. Dabei ist es nicht die technische Schwierigkeit, sondern die permanente Ausgesetztheit, welche diese Tour anspruchsvoll macht. Neben dem "Normalweg" über den Südgrat gibt es noch die Möglichkeit einer Überschreitung über den Nebengipfel Bagola Bianca und einen Alternativaufstieg durch den Canale Sabuca. Beide Wege sind jedoch noch schwieriger als der T5-"Normalweg".

Parkplatz Val Serenaia (1080 m) - Foce di Cardeto (1642 m) - Abzweig Pisanino (T3+ I)
Schon der Zustieg ist kein Kindergarten. Vom Wanderparkplatz im Val Serenaia hat man nur eine kurze Warmlaufphase, bevor es zur Sache geht: Über den eingezäunten Weg geht's am Campingplatz vorbei bis zu einer Holzbrücke. Dort übersteige ich das Geländer und folge den Wanderwegmarkierungen durch den dichten Buchenwald. Mit dem ganzen trocknen Laub am Boden ist keine Spur zu erkennen und so muss man immer genau nach der nächsten Markierung Ausschau halten. Der Weg wird ziemlich schnell steil und unter den Blättern verbergen sich Felsen, was tückisch ist. Nach dem Aufstieg durch eine steile Rinne kommt man an eine Wegkreuzung, hier weiter auf dem Weg Nr. 178. Man verlässt den Wald über ein paar Kraxelstufen. Danach gelangt man in ein Felsblockgelände, das aussieht, als hätte Rübezahl mit Felsen Fussball gespielt. Der Weg schlängelt sich über und zwischen den Böcken hoch zur Foce di Cardeto. Von dieser muss man leider wieder 130 Höhenmeter absteigen, bevor man den Abzweig zum Monte Pisanino erreicht. Der Name ist unübersehbar mit blauer Farbe auf einen Felsen gepinselt.

Abzweig Pisanino - Monte Pisanino (T5 I)
Der Weg beginnt zunächst harmlos: Über eine deutliche Spur mit regelmässiger blauer Markierung steigt man noch ein paar Meter weiter durch das grasige Gelände ab. Dann beginnt eine lange Hangquerung. Der Pfad verläuft bis zu der Scharte bei P.1704 (Einmündung “Weg“ Rio Sabuco) immer im Osthang des Pisanino-Südgrates. Zunächst ist der Weg noch unschwierig, das Gelände ist nur mässig steil und der Weg deutlich. Nachdem man ca. 1/4 des Weges zurückgelegt hat, ändert sich das jedoch: Der Weg wird zunehmend felsiger und ausgesetzter. Teilweise muss man auf nur fussbreiten Felsstufen den extrem steilen Hang queren. An der Foce q.1704 endet die Hangquerung endlich: Man steigt in ein paar ausgetretenen Kehren auf den Südgrat des Monte Pisanino. Ein paar Meter geht es nun direkt auf dem Grat entlang, an der Foce Altare wechselt man auf dessen Westseite. Es folgt wieder eine kurze Querung, diese ist weniger exponiert und felsig. Dann beginnt ein steiler Aufstieg durch den Canale delle Rose. Obwohl diese Rinne von der Foca di Cardeto aus gesehen extrem steil aussieht, ist sie erstaunlich gut machbar. Eine gute Spur führt in engen Kehren durch die Rinne, immer wieder mal muss man über ein paar einfache Felsstufen kraxeln. Ich hatte hier überhaupt nicht das Gefühl, dass es steil oder ausgesetzt ist. Am Ende der Rinne gelangt man auf den kurzen Grat, der zum Gipfel des Monte Pisanino führt. Zumeist ist der Grat unschwierig, es gibt nur eine schmale felsige Passage, wo man aufpassen muss. Am Gipfel wartet dann kein Kreuz, sondern eine Madonna-Statue. Für die Schwierigkeit dieser Tour ist am Gipfel recht viel los.

Abstieg Monte Pisanino - Parkplatz Val Serenaia
Wie es bei T5-Wegen so ist, dauert der Abstieg länger als der Aufstieg. Die Rinne war hoch recht schnell gemacht, runter ist sie ziemlich mühsam. Die ausgesetzte Hangquerung liegt mittlerweile komplett im Schatten, dummerweise Ostseite, so trocknen nasse Stellen nicht so schnell... Es folgt der Gegenanstieg zur Foce di Cardeto. Über den Wanderweg 178 geht's wie beim Aufstieg zurück. Selbst hier geht es deutlich langsamer voran, die unter den Blättern verborgenen feuchten Felsen warten nur darauf, dem müden Wanderer die Beine wegzuziehen. An der 3er Wegkreuzung auf 1500 m entscheide ich mich für einen Alternativabstieg, in der Hoffnung, dass dieser Weg weniger steil ist (die rutschigen Blätter machen einen echt fertig). Ich quere ein Bächlein und folge dann dem Weg Nr. 180. Dieser ist tatsächlich etwas weniger steil und felsig. Glück gehabt! Der Weg endet etwas oberhalb des Parkplatzes auf der Strasse, in 5 Minuten ist man zurück am selbigen.


Bewertung: Auch wenn es keine Kletterstellen über I gibt, Wegmarkierungen und zuweilen eine deutliche Spur, bewerte ich diese Tour aufgrund der langen Passagen mit grosser Exponiertheit ein T5. Das Gelände verzeiht keine Fehler und ein Ausrutscher endet in dem steilen Hang unweigerlich tödlich. Sicherungen oder Sicherungsmöglichkeiten gibt es keine. Man muss für die 1,5 h Auf- und Abstieg von der Foce di Cardeto zum Gipfel wirklich permanent konzentriert sein und sich genau überlegen, wo man seine Füsse hinsetzt. Danach muss man noch den zumindest im Herbst nicht ganz trivialen Abstieg über den Wanderweg schaffen. Auch hier bietet sich noch Potential für verstauchte Knöchel.

Tourengänger: cardamine


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