Gocht (1952m) von Quinten (434m)


Publiziert von Linard03 , 6. November 2020 um 13:53.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:31 Oktober 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Churfirsten 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 938 m
Strecke:Quinten - Laubegg - Gocht - Arvenbüel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per Boot von Murg nach Quinten
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Arvenbüel

Wieder mal ein Bericht von einer etwas anspruchsvolleren Wanderung … Zum einen kam der Wintereinbruch leider viel zu früh, weswegen die geplanten September- / Oktober-Aktivitäten komplett ausfielen. Zum anderen weiss der geneigte Leser, dass ich nicht von jedem Sonntags-Spaziergang und auch nicht von den letzten «Geheim-Tipps» in meiner näheren und weiteren Umgebung berichte.
 
Noch Anfang der Woche schien die Tour nicht machbar zu sein; zu viel Schnee … Aber trotz weiterer Niederschläge schmolz der Schnee dank höheren Temperaturen weg. Und für heute war der schönste Tag der Woche vorausgesagt – also nichts wie los …
 
Wir waren heute zu viert und trafen uns am Bahnhof Murg. Per Schiff tuckerten wir über den Walensee, hinüber nach Quinten. Ein kleines, verschlafenes Nest, welches vorwiegend von Winzern und Künstlern bewohnt ist. Passend zum Ort, wie ich finde. Man erreicht Quinten nur zu Fuss oder eben mit dem Schiff.
Hier war ich letztmals im Primarschul-Alter; höchste Zeit also, wieder mal diese Seite des Walensee’s zu besuchen. Das Klima ist ausserordentlich mediterran, was sofort spürbar war – T-Shirt-Wetter. Nicht umsonst wird der Ort auch «Riviera der Ostschweiz» genannt.
 
Allerdings war es wohl auch dem sehr steilen Weg geschuldet, dass der Schweiss bald in Strömen floss. Keine Einlaufzeit oder Eingewöhnen – nein; es gab von Beginn weg nur eine Richtung: nach oben. Der Wald war herbstlich gefärbt; herrliche goldene Farben. 
 
Via Bidem (932m) erreichten wir auf ca. 1030m die ersten flachen Meter: ein Bänkli mit Aussicht auf den Walensee und Mürtschenstock. Hier rasteten wir erstmals. Etwas später kamen uns zwei etwas ältere Biker entgegen; einerseits mutig, andererseits auch nicht wirklich spannend, diesen steilen Weg hinunterzufahren. Es sei denn, man möchte ausschliesslich Technik trainieren … (zudem wäre Stürzen in diesem steilen Gelände äusserst ungesund ...)
 
Den letzten Abschnitt im Wald hinauf bis zur Laubegg (1373m), wo das Gelände offener wird. Ab diesem Punkt begegneten wir immer wieder mal anderen Kleingruppen, offensichtlich alle von Walenstadtberg gestartet. Wir waren heute die Einzigen, welche vom See aufstiegen. 
Noch vor der Alp Säls erfolgt der Abzweiger zum Gocht; ab hier sind es immer noch 3 ½ Std. nach Arvenbüel … Also nochmals eine kurze Rast, bevor wir der blau-weiss markierten Route folgten. 
 
Steile Graspassagen wechselten mit felsdurchsetztem Gelände ab. Wir hatten Glück, dass der Untergrund meistens trocken war. Dennoch gab es auch etliche Abschnitte, wo es feucht und rutschig war. Vorsicht war deshalb im teils ausgesetzten Gelände geboten. Im munteren Auf- und Ab gelangten wir schliesslich zu den imposanten Felswänden zwischen Nägeler und Gocht. Hier war es auch nochmals ziemlich heiss, vermutlich von der Abstrahlung dieser Felswände.
 
Zum Dessert wartete schliesslich das Couloir, welches zum Gocht hinauf leitet. Einige Kraxel-Einlagen waren vonnöten; der Untergrund bestand aus viel losem Gestein und war zuweilen ziemlich rutschig. Plötzlich kam uns eine grosse Herde Steinböcke entgegen; das waren bestimmt mehr als 10 Tiere. Eindrücklich! Trotzdem erstaunlich, dass sie uns entgegenkamen in diesem steilen Gelände.
Den Grund erkannten wir bald: eine nervtötende Drohne kreiste über uns und den Tieren. Die Steinböcke waren wohl ebenso irritiert wie wir … Wären uns die Tiere etwas weiter unten entgegengekommen, wären wir von deren Steinschlag eingedeckt worden; nicht auszudenken …
 
Volles Verständnis dafür, dass im Alpsteingebiet die Drohnen verboten wurden; müsste  auch in anderen Gebieten passieren. Wenn ich Erholung in den Bergen suche, ist das ständige Gesurre über dem Kopf das Letzte; einfach nur nervig …
 
Während sich der Drohnenpilot auf den Nägeler verdrückte, erreichten wir schliesslich mit dem Passübergang Gocht (1952m) den höchsten Punkt unserer heutigen Tour. Zwar stand mal die Option Leistchamm im Raum. Es lag zwar weniger Schnee als vermutet, aber die Gratkraxelei auf nasser Unterlage schien uns doch als zu heikel. Und auf den Normalaufstieg verspürten wir keine Lust, zudem war ja auch die Zeit schon etwas fortgeschritten.
 
Nach der Mittagsrast auf dem Gocht stiegen wir also nordseitig ab, entlang den Ostabbrüchen des Glattcham. Zunächst noch auf Schneeunterlage, etwas weiter unten mussten wir auf matschigem und demzufolge rutschigem Untergrund konzentriert bleiben.
 
Bereits setzte schönes Abendlicht ein, während wir zur Alp Looch abstiegen. Es folgte noch der Schluss-Abstieg nach Arvenbüel, wo wir kurz vor 16 Uhr eintrafen. Wenig später brachte uns der volle Bus hinunter nach Ziegelbrücke, wo wir uns verabschiedeten.
 
Schön war’s!
 
Fazit:
Eine herrliche Herbsttour auf einsamen und teils wilden Pfaden. Die insgesamt 1800 Hm waren mir heute etwas zu viel, da ich in den letzten 6 Wochen nicht viel gemacht hatte … Trotzdem, es hat sich mehr als gelohnt! War auch mal eine Herausforderung, quasi die Südwände der Churfirsten vom See aus zu besteigen ... - Muskelkater am nächsten Tag garantiert ;-)
 
Zeiten (inkl. Pausen):
Quinten – Gocht: ca. 4 ½ Std.
Gocht – Arvenbüel: ca. 1 ¾ Std.

Bemerkungen:
wir hatten Pickel & Helm dabei. Helm ist auf jeden Fall für das Couloir am Schluss sinnvoll. Pickel hatten wir dabei, weil unklar war, ob noch Rest-Schneefelder im Couloir lagen oder nicht. Letztlich kam der Pickel nicht zum Einsatz und blieb auf dem Rucksack.

Tourengänger: Linard03


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Geodaten
 50539.gpx Gocht

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Kommentare (2)


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Stefan_F hat gesagt:
Gesendet am 6. November 2020 um 14:32
"Wieder mal ein Bericht von einer etwas anspruchsvolleren Wanderung … Zum einen kam der Wintereinbruch leider viel zu früh, weswegen die geplanten September- / Oktober-Aktivitäten komplett ausfielen. Zum anderen weiss der geneigte Leser, dass ich nicht von jedem Sonntags-Spaziergang und auch nicht von den letzten «Geheim-Tipps» in meiner näheren und weiteren Umgebung berichte."
Eine wunderbare Einstellung! - Vielen Dank! Das sollten viel mehr hikr so sehen!

Danke natürlich auch für den tollen Bericht! Liest sich, wie gewohnt, sehr schön und macht Lust auf die Tour.

Viele Grüße
Stefan

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. November 2020 um 16:32
Hallo Stefan,

vielen Dank für Deine Rückmeldung.
Freut mich natürlich, wenn der Bericht gefällt ...!

Gruss,
Richard


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