Von der Eng über Lamsenjochhütte auf Lamsenspitze, Mitterspitze, Schafkarspitze und Mitterkarlspitze


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 5. Oktober 2020 um 11:24.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 4 Oktober 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:45
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit PKW von Garmisch in die Eng
Unterkunftmöglichkeiten:Mit PKW von der Eng nach Garmisch

Am 04.10.20 war so weit: eine seit Jahren geplante Tour im Karwendel sollte stattfinden. Der frühe Morgen begann nicht so, wie er vor einer Bergtour sein sollte und so war ich froh, endlich um 08.18 Uhr am Parkplatz in der Eng starten zu können! Ich hatte von "Plauscher" erfahren, dass man auch auf die Mitterkarlspitze (ohne große Schwierigkeiten) steigen kann, die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gekannt hatte.

Die Tour begann mit der relativ zügig stattfindenden Wanderung über die Binsalm u. das Westliche Lamsenjoch zur Lamsenjochhütte. Nach kurzer Pause ging es weiter über Lamsscharte Richtung Klettersteig der Lamsenspitze. Unterwegs mussten Passagen mit dem Ende September gefallenen Schnee begangen werden. Kurz vor Erreichen des Westgrates der Lamsenspitze bog ich nach links ab Richtung Mitterspitze. Anfangs ist eine Wegspur zu erkennen, die Route jedenfalls dorthin ist klar. Der Gipfelgrat ist scharf. Nach vorsichtigem Überwinden stieg ich dahinter südlich in der Flanke ein Stück ab, um weiter unten nach rechts Richtung Scharte vor der Schafkarspitze zu queren. Der Grat erschien mir etwas schwierig. Aber wenige Meter unterhalb kann man gut absteigen, was ich erst beim Rückweg bemerkte. Man lernt nie aus!

Der o.g. kurze Abstieg vor der Querung zur Scharte erfolgte in einer schmalen, geröllgefüllten Rinne und gestaltete sich dann heikler als gedacht. Am Rand hielt ich mich deshalb an Felsen fest, bevor ich sie dann an geeigneter Stelle verließ.

Schwieriger als gedacht war dann der Anstieg zur Schafkarspitze (T6/II), aber einige Steinmänner wiesen mir den Weg. Nach kurzer Gipfelrast ging es zurück, wobei ich an einer Passage weiter oben als ich das beim Aufstieg getan hatte, in eine Rinne abstieg, in der es nur ein paar Meter abwärts ging, bevor eine Geländekante zu überklettern ist, an der ein Steinmann steht. Von der Scharte stieg ich dann ein paar Meter neben/unterhalb des Grates zur Mitterspitze auf. Auf ihrem scharfen Grat ging es vorsichtig u. daher langsam vorwärts, der weitere Weg dahinter zur Lamsenspitze war dann entspannend.Ich begegnete einer langsam absteigenden, also nicht sehr geübten Wandergruppe u. war dann kurz darauf erfreulicherweise kurz allein auf dem Gipfel, bevor noch ein junger Tourengeher eintraf. Einige Minuten später verließ ich den Gipfel, wollte ich doch noch zum Abschluss der Gipfelrunde auf die Mitterkarlspitze kraxeln.

Beim Abstieg überholte ich die meisten Mitglieder der o.g. Gruppe, konnte teilweise in den Felsen neben den Seilsicherungen abklettern, wo das Klettern mir doch mehr Spaß macht. Weiter unten gibt es aber eine sehr steile, ausgesetzte Passage, wo ich froh über das Vorhandenseine des Drahtseils war.

Im Geröll des Lamskares stieg ich schräg nach rechts ab u. querte dann in der flachen Mulde unter der Ostwand der Mitterkarlspitze in grasiges Gelände, wo man den SO-Grat erreicht. Kurz davor empfing mich ein Wind in Sturmstärke (bestimmt 100km/h), gegen den ich mich stemmen musste. Ich war in eine Föhnschneise geraten! Ich hatte Bedenken, ob ich denn über den SO-Grat zur Mitterkarlspitze kraxeln könnte, aber da oben war der Wind nicht stark. So erreichte ich über ihn bald ein großes, beeindruckendes Felsfenster im Grat. Über die es oben begrenzende Felsbrücke führt der weitere Aufstieg! Ich befand mich wenige Meter unter dem Grat, zu dem ich hinaufkletterte u. noch einmal den Wind prüfte. Ich sah keine Gefahr u. kletterte über diese (nicht einsturzgefährdete) Felsbrücke (II-) hinauf zu einem Gratkopf, hinter dem es im Gras weitergeht. Ein zerklüfteter Felskopf weiter oben bereitete mir Sorgen, aber ich konnte zwischen den Felsblöcken u. -spitzen hindurchklettern (2 Stellen II), um dahinter einfacher weiter am Grat aufsteigen zu können. Der Grat vom dann erreichten Vorgipfel sieht etwas wild aus, erwies sich dann aber als unschwierig.

Der Abstieg erfolgte vor Errreichen des zerklüfteten Felskopfs über die oben grasige u. gut begehbare SW-Flanke. Sie kann ich aber nicht empfehlen, denn weiter unten musste ich um eine sehr ausgesetzte Felskante herumklettern u. im schrofigen, grasdurchsetzten Hang mit zwei Passagen bis 50° abklettern. Ich war froh, danach weniger steiles Grasgelände dorthin begehen zu können, wo man den SO-Grat leicht zum Lamskar hin überschreiten kann. Ich durchschritt das Kar u. um nicht noch einmal aufsteigen zu müssen, stieg ich durch den Brudertunnel ab zur Lamsenhütte. Ich empfehle aber die Benutzung eines Klettersteigsets! Ein Aufstieg über diesen Klettersteig würde mir jedenfalls im Gegensatz zum kräfteschonenden Abstieg ohne KS-Set schon Angst machen!

Von der Lamsenhütte ging es am Abend zurück, wobei ich am Binsalm-Niederleger erst in der Dämmerung angekommen, gar nicht mehr wusste, wo ich hergekommen war. So stieg ich den Fahrweg Richtung Eng ab, der sich dann als sehr langwierig zeigte. Endlich bei Dunkelheit an der Engalm angekommen, erschien mir die letzte Etappe auf der Straße zum Parkplatz schier endlos! Es war auch schon kurz nach 20.00 Uhr, als ich dort ankam!

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Kommentare (5)


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Plauscher hat gesagt: Chapeau
Gesendet am 5. Oktober 2020 um 16:50
Bei solch starkem Föhnsturm im brüchig-ausgesetzten Gelände auch noch Zeit und Nerven für schöne Bilder … Chapeau!

Gesendet am 6. Oktober 2020 um 18:53
Im brüchigen Gelände war auch kaum Wind!

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 5. Oktober 2020 um 17:43
Auf der Höhenlage weniger Schnee als ich dachte.
Gut genutzt. Glückwunsch!

VG, Nyn

Gesendet am 6. Oktober 2020 um 18:52
Danke! Man sollte aber um 07.00 Uhr solch eine Tour beginnen!

Nyn hat gesagt: RE: Früh Beginnen
Gesendet am 6. Oktober 2020 um 19:22
Völlig richtig! Wenn ich es einrichten kann, bin ich gern schon vor oder spätestens bei erster Helligkeit am Berg unterwegs.
Bin ja bei weitem nicht so fit wie Du und brauche deshalb mehr Zeit. Außerdem könnte ich sonst nicht in Ruhe fotografieren.

VG, Nyn


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