Dreifingerspitz 2479m - Waldläufer

Der alte Steig von der Lanzwiese zur Furkel lässt mich nicht los. Mir fehlt noch das Zwischenstück von Schüssels nach Zi Lana und diesmal nähere ich mich vom Furkelpass aus. Kurz über der Passhöhe zweigt ein Forstweg mit Markierung Richtung Balsaries ab und von dort windet sich ein Steig durch die Steilhänge nach Schüssels und zur Jägerhütte unter der Lapedurscharte. Teilweise rustikal quert der (offiziell noch gesperrte) Weg abgespülte Schotterriesen und Urwälder, vorbei an der romantischen, verlassenen Lichtung um Schüssels und trifft an der Jägerhütte auf die Markierung zur Lapedurscharte.
Irgendwo hier muss der alte Hirtensteig weiterziehen nach Zi Lana. Ich quere eine Geröllriese und tatsächlich stoße ich auf die Reste des Steiges und folge ihm Richtung Osten. Teilweise ist er noch deutlich erkennbar, teilweise verliert er sich, manchmal braucht es eine Umgehung. Mit ein wenig Spürsinn finde ich immer wieder zurück auf die Linie und stehe mit Verzögerungen irgendwann auf den geheimnisvollen Lichtungen von Zi Lana, fantastisch.
Meinen ursprünglichen Plan, zur Flatschkofelscharte weiterzugehen, verwerfe ich spontan und steige zurück zur Jägerhütte. Das viele Auf und Ab-Suchen hat mich Zeit und Kraft gekostet, ich quäle mich trotzdem zur Lapedurscharte, nach so viel Wald will ich heute auch noch einen Gipfel sehen. An der Scharte trifft mich der eisige Wind, in Winterausrüstung schleiche ich über den langen Rücken zum Dreifingerspitz und suche Schutz hinter dem Gipfelkreuz. In weiser Voraussicht habe ich heute Kaffee und Kuchen mitgetragen, aber richtige Stimmung kommt bei den unwirtlichen Bedingungen nicht auf. So schlürfe ich zusammengekauert an meinem Thermostässchen und verabschiede mich zeitig von den windumtosten Höhen.
Über die Dreifingerscharte steige ich ab in die Wälder, folge der Markierung zurück zum Furkelpass und beende meinen Lauf.